Procare: Welche Opportunitäten bringt die VAG/AVO-Revision?

6. November 2023 | Aktuell Allgemein Interviews
Procare: Michael Kohler, Geschäftsführer: Mit Sicherheit wird es ab 2024 spannend sein, zu beobachten, wie sich der Markt entwickeln wird.»
Procare: Michael Kohler, Geschäftsführer: Mit Sicherheit wird es ab 2024 spannend sein, zu beobachten, wie sich der Markt entwickeln wird.»

Die Procare Vorsorge AG ist ein schweizweit tätiger Broker mit Sitz in Dübendorf. Gegründet wurde das Unternehmen 2005 als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Helsana Beteiligungen AG. Als ungebundener Makler fokussiert sie sich ab Januar 2024 auf die Zusammenarbeit mit dem externen Makler-Kanal.

thebroker spricht mit Michael Kohler, Geschäftsführer von Procare Vorsorge AG.

Herr Kohler, was macht der Brokerpool von Procare?

Der Brokerpool ist ein Synonym für unseren Direktbestand.

Stand heute betreuen wir rund 5000 Endkunden direkt über diesen Pool. Im Zuge der VAG-Revision erwarten wir hier eine grosse Zunahme an Endkunden ab 2024.

In welchen Bereichen unterstützen Sie Ihre Kunden?

Unser Angebot umfasst sämtliche Services und Vergleichsangebote rund um das Thema Versicherung, Vorsorge und Finanzen. Mit mehr als 40 verschiedenen Versicherungsgesellschaften schweizweit gelingt es uns daher stets das bestmögliche Angebot für den Kunden zu offerieren. Unser Service zeichnet sich dadurch aus, dass wir pro Anfrage mehrere Offerten und Optionen anbieten, damit sich der Kunde im Endeffekt die aus seiner Sicht beste Lösung entscheiden kann.

Gegenüber den Versicherungsgesellschaften treten Sie für Ihre Partner als Broker auf. Übernehmen Sie alle Aufgaben für die Versicherer?

Mit unserer Dienstleistung ermöglichen wir aufgrund der bald 20-jährigen Erfahrung, dass wir einerseits Produkt- und Versicherungsvergleiche anbieten und gleichzeitig auf ein grosses Repertoire zurückgreifen können. Die Zusammenarbeit mit den Versicherungsgesellschaften gestaltet sich unterschiedlich, in den meisten Fällen erstellen wir die Berechnungen und die Offerten selbst und übernehmen so alle Aufgaben. Schon heute arbeiten wir mit gewissen Versicherungsgesellschaften basierend auf Schnittstellen, um Angebote teilautonom und effizient den Endkunden zur Verfügung zu stellen. Wir prüfen im Zuge der VAG-Revision einen Ausbau dieser Services.

Wie gross ist das Fachwissen von Procare aus der Versicherungswelt?

Ich bin überzeugt, dass dieses Fachwissen den Service der Procare ausmacht. Sämtliche Mitarbeiter bei Procare verfügen über einen Abschluss als Versicherungsvermittler VBV. Zusätzlich beschäftigen wir langjährige Mitarbeitende, welche über einen eidgenössischen Fachausweis beziehungsweise ein Zertifikat als diplomierter Finanzplaner verfügen.

Flankierend organisieren wir rund 60 Schulungen pro Jahr, welche wir zusammen mit den Gesellschaften durchführen. So stellen wir nicht nur sicher, dass unsere externen Makler stets auf dem neuesten Stand sind, sondern auch wir intern stellen so sicher, dass unser Fachwissen stets als Mehrwert wahrgenommen wird.

Welche Vorteile haben Versicherer bei der Zusammenarbeit mit Procare?

Wir bieten den Versicherungsgesellschaften die Möglichkeit, dass sie ihre Angebote an über 5000 Direktkunden und 120 Makler anbieten und abwickeln können. Unser Innendienst wickelt den kompletten Prozess über unser eigenes Brokertool ab. Für viele externe Makler sind wir somit deren «eigenes Backoffice». Aufgrund unserer Grösse sind wir ein entsprechend attraktiver Partner aus Sicht der Versicherungsgesellschaften.

Viele Versicherer und Broker arbeiten mit hauseigenen Tools. Bietet auch Procare eines an?

Wir haben 2019 zusammen mit ERGON ein eigenes Tool entwickelt. Mit diesem Tool arbeiten sämtliche unserer Partner. Dies ermöglicht, dass alle Aktivitäten und Aufgaben zusammengefasst in einem Tool ersichtlich sind.

Welche Auswirkungen hat die VAG/AVO-Revision auf die Procare in der Zusammenarbeit mit den gebundenen Versicherungsberatern?

Procare ist seit jeher ein ungebundener Makler und selbstverständlich haben wir uns im Zuge der VAG-Revision sehr intensiv mit den Vorgaben und Veränderungen auseinandergesetzt. Wir sind sehr dankbar für die bisherige, gewinnbringende Zusammenarbeit mit den gebundenen Vermittlern. Jedoch werden wir diese ab 2024 nicht mehr weiterführen können. Nun sind wir gefordert, aber auch zuversichtlich, die Zusammenarbeit mit den ungebundenen Vermittlern intensivieren zu können. Mit Sicherheit wird es ab 2024 spannend sein, zu beobachten, wie sich der Markt entwickeln wird.

Welche Massnahmen werden Sie zeitnah umsetzen?

Die Umsetzung von verschiedenen Massnahmen ist bereits voll im Gange. Einerseits werden wir aus Vertriebssicht in Zukunft unsere Aktivitäten auf den externen Makler-Kanal fokussieren. Des Weiteren bauen wir den Brokerpool/Direktbestand aus. Ebenfalls werden wir die Angebote und Servicedienstleistungen der Academy weiter ausbauen. Abschliessend werden wir den Onboarding-Prozess für die externen Makler komplett neu überarbeiten und entsprechend erwarten wir hier ebenfalls einen positiven Impact.

Wie sieht es mit der Offenlegung der Provisionen und Courtagen aus?

Dies ist bekanntlich eine Pflicht, welche sämtliche ungebundene Makler im Zuge der VAG-Revision erfüllen müssen und auch wir erarbeiten hierfür eine Lösung. Diese Lösung möchten wir tool- und systembasiert umsetzen. Ich sehe die Offenlegung als Chance für die Branche. Wir sind seit jeher für Transparenz. Aktuell überlegen wir uns im Zuge der Offenlegung dies als «Service» für unsere externen Makler anzubieten. Bekanntlich haben alle dieselbe Herausforderung.

Wird es auch Einfluss auf die Procare Academy haben?

Wenn ja dann ein Positiver. Die VAG-Revision sehe ich als Chance für den Markt, wenn es darum geht Objektivität, Transparenz und Vertrauen zu stärken. Wir identifizieren Potentiale und blicken positiv in die Zukunft. Bereits jetzt arbeiten wir an der Weiterentwicklung des Angebots der Procare Academy.

Michael Kohler ist seit 2 Jahren Geschäftsführer der Procare Vorsorge AG. Die letzten 10 Jahre war er in der Versicherungsbranche in verschiedenen Führungsfunktionen tätig, unter anderem für die AXA-ARAG Rechtsschutz AG und für die ZURICH. Aktuell absolvviert Michael eine Weiterbildung zum Executive Master in Law & Management an der HSG. Vor seinem Einstieg in die Versicherungsbranche arbeitete Michael Kohler bei PricewaterhouseCoopers. Als dipl. Betriebstechniker hat Michael Kohler seine beruflichen Wurzeln in der Schweizer Papierindustrie. 2015 folgte der Abschluss zum BSc. in Wirtschaftsingenieurwesen FH. Aktuell absolviert Michael eine Weiterbildung zum Executive Master in Law & Management an der HSG. Michael Kohler ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.  

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Tags: #Masssnahmen #Opportunitäten #Procare #VAG/AVO-Revision