Mobilität: Was hat sich durch Corona verändert?

4. Februar 2022 | Aktuell
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Mobilität: Das Auto ist der Sieger im Vergleich zu öffentlichem Verkehr, Zug und Flugzeug.

Grosse Veränderungen in der Mobilität der Schweizer*innen durch die Corona-Pandemie im untersuchten Zeitraum Anfang 2021: Weniger Zugfahrten und Flüge, klarer Gewinner ist das Auto.

Seit Januar 2021 galt in der Schweiz eine partielle Homeoffice-Pflicht. Der Anteil der Erwerbstätigen, die zumindest einen Teil ihrer Arbeit zu Hause erledigen konnten, lag Anfang 2021 mit fünfzig Prozent wesentlich höher als noch ein Jahr zuvor (38 Prozent). Die täglichen Arbeitswege von Personen, die auch von Zuhause aus arbeiten konnten, halbierten sich gemäss der statistischen Erhebung zu Mobilität und Verkehr des Bundesamts für Statistik.

Grosse Bedeutung in Bezug auf die Mobilität hatte die Schliessung der Restaurants, Läden sowie Freizeit-, Sport- und Kultureinrichtungen. Das forderte der Bundesrat bereits im Dezember 2020 indem er die Menschen dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte auf ein Minimum zu beschränken.

Im untersuchten Zeitraum Anfang 2021 waren an einem durchschnittlichen Tag 82 Prozent der Befragten ab sechs Jahren mindestens einmal ausser Haus unterwegs. Der Anteil mobiler Personen lag damit um sechs Prozentpunkte tiefer als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Zehn Prozent der Leute, die am Stichtag der Befragung ihr Wohngebäude nicht verliessen, gaben die Covid-19-Pandemie als Grund an. Weitere acht Prozent nannten eine Kombination aus Pandemie und anderen Gründen.

Im Durchschnitt legten alle erfassten Personen täglich knapp 22 Kilometer zurück. Die mittlere Tagesdistanz war damit knapp zehn Kilometer oder 31 Prozent kürzer als in der gleichen Periode des Vorjahres.

Mobilität: Öffentlicher Verkehr als grosser Pandemie-Verlierer 

Ein auffallend starker Rückgang wurde im öffentlichen Schienen- und Strassenverkehr festgestellt. Mit durchschnittlich gut 3,5 Kilometern pro Person und Tag waren die öV-Distanzen Anfang 2021 nur noch knapp so lang wie Anfang 2020. 

Die Nachfrage gemessen in Personenkilometern war im November 2021 um gut 24 Prozent tiefer als im November 2019 und gut 62 Prozent höher als im November 2020. Am tiefsten war die Nachfrage im April 2020 mit 81 Prozent weniger als im April 2019 und gut 33 Prozent mehr als im April 2021.

stat@sbb.ch

Verglichen damit war der Rückgang beim motorisierten Individualverkehr (Personenwagen und Motorräder) mit minus 27 Prozent deutlich kleiner. Der mit Abstand wichtigste Verkehrszweck mit einem Distanzanteil von 38 Prozent war die Freizeit.

Massiv weniger Flüge

Laut Statista gingen die Flugbewegungen im Linien- und Charterverkehr in der Schweiz im ersten Quartal von 2021 um insgesamt rund 69 300 auf 19 741 zurück. Im zweiten Quartal wurde eine Zunahme der Flugbewegungen um 23 055 auf 30 882 zu verzeichnet. Im dritten Quartal erhöhten sich die Zahlen erneut von 43 255 Flügen auf 72 476. Vergleicht man die Zahlen mit der Zeit vor Corona, lagen diese für das gesamte 2019 bei 470 300 Flugbewegungen, 2020 bereits bei nur 166 758 Flügen. Sie werden für 2021 wohl noch tiefer ausfallen.

Gewinner und Verlierer der Pandemie

Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Auto der deutliche Gewinner der Pandemie. Der öffentlicher Verkehr sowie der Zug- und Flugverkehr sind klare die Verlierer. Die Unsicherheit mit anderen, potenziell ansteckenden Menschen zusammen zu reisen, gab hauptsächlich den Ausschlag für die Wahl des Autos als Transportmittel. In einer nicht-repräsentativen Umfrage von thebroker.ch auf LinkedIn fragten wir, welches Verkehrsmittel die Befragten während der Pandemie am meisten nutzen. 62 Prozent der Beteiligten nannten das Auto als bevorzugtes Transportgefährt, Bus und Tram nutzen nur 15 Prozent, das Velo 13 Prozent und hauptsächlich zu Fuss unterwegs waren 11 Prozent.

Autoversicherungen trotzdem teilweise günstiger

Gemäss Comparis sanken die Prämien der Vollkasko-Versicherungen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent. Vergleicht man die letzten drei Jahre, beträgt der Rückgang gar 17 Prozent. Den Grund dafür sieht Comparis insbesondere bei den rein digitalen Anbietern und deren attraktiven Margen, wodurch die Konkurrenz nach wie vor wachse.

Da im Jahr 2020 wegen Corona deutlich weniger Menschen unterwegs waren, sank auch die Zahl der Fahrzeugschäden. In der Regel werden die jährlich gefahrenen Kilometer im Voraus geschätzt und vertraglich festgehalten. Die angenommenen Fahrleistungen beeinflussen die Höhe der Prämie. Wer aufgrund der Pandemie deutlich weniger mit dem Auto unterwegs ist, kann die vereinbarte Fahrleistung nachträglich anpassen. Mit dem Prämienrechner, zum Beispiel von Comparis, lassen sich die Kosten der Autoversicherung neu berechnen.

Last but not least: Die Drahtesel

Obwohl viele wegen der Pandemie den öffentlichen Verkehr, also Trams, Bus und Flüge eher meiden und sich oft deutlich öfter fürs Auto entscheiden, ist die Anzahl der gefahrenen Kilometer auch beim motorisierten Individualverkehr erheblich zurückgegangen. Deutlich zugelegt, auch wenn hier noch aussagekräftige Zahlen fehlen, hat die Nutzung von Fahrrädern. Die Branche erlebt besonders einen Boom von E-Bikes.

Binci Heeb

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Tags: #Auto #Autoversicherung #Corona #Mobilität