Jahresmedienkonferenz des SVV

2. Februar 2022 | Aktuell
Jahresmedienkonferenz des SVV
Jahresmedienkonferenz des Schweizerischen Versicherungsverbands SVV.

Die Jahresmedienkonferenz des SVV zeigte den Anstieg des Prämienvolumens im Nichtlebengeschäft gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent. Dagegen verzeichnet das Lebengeschäft gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 gesamthaft erneut einen Prämienrückgang, wobei die Einzellebenversicherungen um 3,2 Prozent angestiegen sind. Der Markt für Rückversicherer ist in der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt um 5,5 Prozent gewachsen.

Wie bereits im vergangenen Jahr fand die Jahresmedienkonferenz des Schweizerischen Versicherungsverbands SVV digital statt. Die Privatassekuranz konnte auch während der Pandemie täglich im Durchschnitt 140 Millionen Franken für Schadenfälle und Renten ausbezahlen. Der Schweizer Versicherungswirtschaft gelang es auch im zweiten Jahr der Coronapandemie – der fortgeschrittenen Digitalisierung sei Dank – ihre Leistungszahlungen ohne Einbussen beim Service vom Homeoffice aus vorzunehmen. «Das Risikobewusstsein der Bevölkerung hat in der Pandemie zugenommen. Das ist mit ein Grund, weshalb die Versicherungswirtschaft auch für das Geschäftsjahr 2021 auf eine erfreuliche Prämienentwicklung zurückblicken kann», so Rolf Dörig, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV.

Toprisiken: Cyberattacken, Strommangellagen und Erdbeben

Toprisiken wie Pandemien sind gemäss SVV nicht versicherbar, da so ein Toprisiko das Versicherungsprinzip aushebeln und zu immensen ökonomischen und immateriellen Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft führen kann. Der Verband meint damit, dass die richtigen Rahmenbedingungen noch fehlen. Gemeint ist damit unter anderem eine gesetzliche Grundlage, die für das Zusammenspiel von Privatwirtschaft und Staat zielorientierte Lösungen bereithält. Gemäss Martin Jara, Vorstandsmitglied SVV und CEO Helvetia Schweiz sei man bei der Frage nach einer Pandemieversicherung «noch nicht auf einem zielorientierten Pfad». Mit Cyberattacken, Strommangellagen und Erdbeben identifizierten die Privatversicherer drei Toprisiken, die aus der Sicht des SVV von der Öffentlichkeit nicht im erforderlichen Ausmass wahrgenommen werden.

Der Staat sei gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu setzen und diese auch an eine veränderte Ausgangslage anzupassen. Nur so kann die Versicherungswirtschaft einen Beitrag zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaft leisten. «Dies gilt insbesondere auch für die berufliche Vorsorge. Dort sind Anpassungen zwingend, um die Umverteilung von den aktiv Versicherten zu den Rentenbeziehenden zu reduzieren», sagt SVV-Direktor Urs Arbter.

Jahresmedienkonferenz SVV: Nichtlebengeschäft legt weiter zu

Das Prämienvolumen im Nichtlebengeschäft hat gemäss den Hochrechnungen des SVV gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent zugelegt und setzt damit seinen kontinuierlichen Wachstumskurs fort. Am meisten legte die Feuer-, Elementar- und Schadenversicherung mit 3,9 Prozent zu, was auf den Anstieg der versicherten Werte zurückzuführen ist. Die Unfallversicherung hat um 3,1 Prozent zugelegt. Haupttreiber ist das Lohnsummenwachstum sowie technische Anpassungen. Die Krankenzusatzversicherung stieg um 2,5 Prozent. Dazu gehören die Versicherung von Heilungskosten sowie Krankentaggeld. Schliesslich stieg die Motorfahrzeugversicherung um 1,1 Prozent, wobei primär die Kaskoversicherung zugelegt hat.

Herausforderndes Umfeld für das Lebengeschäft

Seit Jahren behindern die historisch tiefen Zinsen die Entwicklung der Lebensversicherungen. Das Prämienwachstum ist seit 2020 rückläufig. Zudem wird der Trend zu kapitalschonenden Produkten stark durch das Tiefzinsumfeld unterstützt. Massgebend für den Schwund war im Geschäftsjahr 2021 jedoch primär der Rückgang an Einmaleinlagen in der Kollektivversicherung. Diese spiegeln eine gewisse Konstanz auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind ein Indikator, dass es im vergangenen Jahr zu verhältnismässig weniger Stellenwechseln kam – und damit verbunden auch zu weniger Transfers des Vorsorgevermögens in eine andere Vorsorgeeinrichtung. «Die positive Entwicklung der anteilgebundenen Einzelversicherungen zeugt davon, dass die Sicherheit, die eine Lebensversicherung bietet, einem steigenden Kundenbedürfnis entspricht», erläutert Urs Arbter.

Die Prämienentwicklung sieht im Kollektivleben- und Einzellebengeschäft wie folgt aus: Im Bereich Kollektiv ist ein Rückgang um 10,9 Prozent zu verzeichnen. Der Grund liegt neben dem Trend zu kapitalschonenden Produkten bei den gesunkenen Einmalprämien, die auf eine gewisse Konstanz auf dem Arbeitsmarkt hinweisen. Auf ein steigendes Interesse mit einem Zuwachs von 3,2 Prozent stossen Einzellebensversicherungen zur Risikodeckung und als Alternative für Spareinlagen, die nicht mehr oder negativ verzinst werden.

Nachhaltigkeit: Für Versicherer eine Kernaufgabe

Urs Arbter benennt den langfristigen Horizont als eine besondere Eigenheit des Versicherungsgeschäfts. Die Versicherer würden heute die Prämien einnehmen, mit denen sie erst in naher oder sogar ferner Zukunft einen Schaden begleichen oder Renten auszahlen. Langfristiges Denken sei die Kernaufgabe der Versicherer. Wer langfristig denke, denke auch nachhaltig. Das, was wir heute aufbauen und worauf wir uns heute verlassen, müsse morgen und übermorgen auch noch funktionieren. Deshalb schrieben die Versicherer Nachhaltigkeit nicht erst seit der Klimadebatte gross. Ohne Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Klima würde es anspruchsvoller, Umweltrisiken zu decken.

Nachhaltigkeit sei – wie gute Rahmenbedingungen und eine angemessene Regulierung – eine wichtige Voraussetzung für die Versicherbarkeit aktueller und zukünftiger Risiken.

Grossraum Zürich drittgrösster Standort für das Rückversicherungsgeschäft

Über die vergangenen zehn Jahre wuchs der Markt für Rückversicherungen in der Schweiz im Durchschnitt um 5,5 Prozent. «Der Grossraum Zürich hat sich im globalen Wettbewerb zum weltweit drittgrössten Standort für das Rückversicherungsgeschäft entwickelt. Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat sich die Wertschöpfung der hier domizilierten Rückversicherer mehr als verdreifacht», sagt Arbter. Wegen der Komplexität des Rückversicherungsgeschäfts ist noch keine qualitative Einschätzung zur Entwicklung des Prämienvolumens im abgelaufenen Geschäftsjahr möglich. Der SVV erwartet aufgrund der bisherigen Aussagen zur weltweiten Geschäfts- und Schadenentwicklung für das Geschäftsjahr 2021 jedoch eine positive Entwicklung der Rückversicherungen in der Schweiz.

Binci Heeb

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