Gesundheitswesen: Kostensteigerung höher als erwartet

23. September 2022 | Aktuell Allgemein
Kostensteigerung im Gesundheitswesen u.a. durch zu grossen Medikamentenverbrauch.

Ein Communiqué vom 6. September vom Kassenverband Santésuisse macht auf die dramatische Kostenentwicklung im Gesundheitswesen aufmerksam und verlangt rasches Handeln.

Die Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung steigen laut santésuisse so stark, wie seit Jahren nicht mehr. Neuste Auswertungen für das Jahr 2021 zeigen: Die Kosten sind um 6.4 Prozent pro versicherte Person gestiegen. Auch die Kostenprognose für das laufende und das kommende Jahr verspricht keine Trendwende: Für 2022 und 2023 ist mit Kostensteigerungen von jeweils rund 4 Prozent zu rechnen.

Kosten im Gesundheitswesen

Einer der grössten Teile der Gesundheitskosten der Versicherer stammt aus dem letzten Lebensjahr des Menschen. Die Menschen leben immer länger, dafür bleiben sie auch länger gesund. Einen ebenfalls sehr grossen Teil machen Innovationen sowie der medizinische Fortschritt aus. Auch ein Grund für die steigenden Kosten ist das Bevölkerungswachstum.

Kontinuierlicher Anstieg der Gesundheitsausgaben

«Die Alterung der Gesellschaft und die Präferenzen der Individuen, wobei erstere vor allem durch den technischen Fortschritt ermöglicht wird», sind gemäss Prof. Dr. Gebhard Kirchgässner SIAW-HSG, Universität St. Gallen im Monatsthema zu lesen. Hinzu komme die gesellschaftliche Entwicklung, wonach die Pflege alter Menschen immer weniger in den privaten Haushalten erfolge und deshalb immer mehr über finanzielle Entgelte abgewickelt werde. So lange die Lebenserwartung (noch) ansteige, sei daher auch mit einem weiteren Anstieg der Ausgaben für Gesundheitsleistungen im Vergleich zum BIP zu rechnen.

Effizienz ist gefragt

Gemäss Sympany ist die Schweiz ein Land mit grosser Ärzte-, Spital,- Apotheken-, Therapeuten und Pflegekräfte-Dichte. Dasselbe gilt für medizinische Geräte. Die Anzahl Magnetresonanztomographen (MRT) ist ein gutes Beispiel für Letzteres. Diese Geräte kosten in der Anschaffung zwischen 700 000 und 2,5 Millionen Franken zuzüglich Unterhalt und Betrieb. Die Schweiz belegt mit rund 22 MRT pro Million Einwohner Rang drei unter allen OECD-Staaten. Ein weiteres Beispiel sind die Da-Vinci-Operationsroboter. Die Spitalregion Basel weist mit gleich vier dieser Geräte in Basel-Stadt und Baselland die weltweit höchste Pro-Kopf-Dichte auf. Bei im internationalen Vergleich gleichzeitig geringer Auslastung, werden die vorhandenen Mittel wenig effizient eingesetzt.

Möglichkeiten zur Kostensenkung

Durch eine kleinere Dichte an Angeboten könnte die stetig steigende und unkoordinierte Nachfrage minimiert werden. Man denke beispielsweise nur an die vielen Apotheken in den Städten oder die Anschaffung von teuren Geräten in Spitälern, wie bereits erwähnt. Auch der Ausbau von Hausarzt, HMO– oder Telmed-Modellen sind nur einige der vielen Möglichkeiten zur Kostensenkung.

Binci Heeb

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