HZ Insurance Forum 23: Prioritäten in der Aufsicht und Entwicklungen in der Regulierung

3. Juli 2023 | Aktuell Allgemein
Versicherungsbroker Forum 23: Prof. Dr. Hato Schmeiser, Direktor Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen, befragt Urban Angehrn, Direktor der FINMA.
Versicherungsbroker Forum 23: Prof. Dr. Hato Schmeiser, Direktor Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen, befragt Urban Angehrn, Direktor der FINMA.

Der zweite Teil der Berichterstattung über das HZ Insurance Forum 23 widmet sich den Prioritäten in der Aufsicht und den Entwicklungen in der Regulierung. Professor Dr. Hato Schmeiser, Direktor Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen, befragte Urban Angehrn, Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA.

Die Frage von Hato Schmeiser zu den zentralen Risiken, mit denen  die Versicherungsindustrie in den nächsten Jahren zu kämpfen habe, beantwortete Urban Angehrn folgendermassen: «Wenn man sich die ganze Finanzindustrie anschaut, befinden wir uns seit Anfang 2022 in einem neuen Umfeld. Nach einer sehr langen Tiefzinsphase hat die Fed die Leitzinsen um 500 Basispunkte und die Schweizerische Nationalbank um 225 Basispunkte erhöht.»

Diese Veränderung der Landschaft habe schon an verschiedenen Stellen interessante Druckpunkte zum Vorschein gebracht. Diese Druckpunkte würden auch weiterhin auftauchen und auch die Versicherer als Anleger betreffen. Es handle sich um ein gespanntes und unsicheres Umfeld, in welchem auch die Geopolitik nicht helfe. Es bleibe sehr spannend, aber auch sehr angespannt.

Was sind die zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre?

Was die zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre anbelange, nannte Urban Angehrn das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) sowie die vom Bundesrat am 2. Juni 2023 verabschiedete Aufsichtsverordnung (AVO). Damit einher ginge eine Verschiebung der Versicherungsaufsicht in der Schweiz. Der Auftrag an die FINMA sei nun sehr ausdrücklich und am Anfang des VAG zu finden: Der Schutz der Versicherungsnehmer*innen vor Insolvenz und der Missbrauch des Versicherers. Der Kundenschutz stünde an erster Stelle.

Die Revision der Aufsichtsverordnung sei nicht nur kosmetischer Natur gewesen. Es gäbe fundamentale Änderungen, beispielsweise die Einführung des Kleinversicherer-Regimes, die in der Aufsicht Erleichterungen erfahren werden. Der andere «Elefant» sei die Aufsicht über die Versicherungsvermittler*innen, die neu einer Registrierungspflicht unterstünden sowie einer laufenden Aufsicht durch die FINMA. Es beträfe circa 10 000 Versicherungsvermittelnde in der Schweiz, welche die Finanzmarktaufsicht digital und datenbasiert unterstützen muss. Die digitalen Werkzeuge seien in Entwicklung. Schliesslich sagte Angehrn, dass ganz klar unterschieden werden müsse zwischen ungebundenen Versicherungsvermittlern, die in einem Treueverhältnis zu ihren Kundinnen und Kunden stehen, und den sogenannten gebundenen Versicherungsvermittlern, die in einem Treueverhältnis zu einem Versicherungsunternehmen stehen.

Too big to fail

Auch die Frage nach der Too big to fail-Debatte in der Versicherungsindustrie beantwortet Angehrn dahingehend, dass die Assekuranz über ein ganz anderes Geschäftsmodell verfüge als die Banken. Bei den Versicherern könne es zum Beispiel praktisch nicht zu so etwas wie einem Bank-Run kommen. Es schliesse nicht aus, dass Versicherer in Schwierigkeiten geraten könnten. Fehler im Underwriting von Versicherungs-Risiken können allerdings ein Versicherungsunternehmen durchaus in eine bedrohliche Finanzlage bringen.

Zur Enttäuschung der Swiss Insurance Brokers Association (SIBA), die mit drei Personen aus dem Vorstand vertreten war, konnte aus Zeitgründen keine Fragen an den Direktor der FINMA gestellt werden.

Binci Heeb

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