Autoversicherung: Grosses Sparpotenzial dank geringerer Kilometerzahl

29. April 2022 | Aktuell Allgemein
Autoversicherungen: Grosses Sparpotential bei weniger gefahrenen Kilometern
Autoversicherungen: Vor allem in Deutschland besteht ein grosses Sparpotenzial für alle, die das Auto nur selten bewegen.

In Deutschland könne bei der Autoversicherung fast 18 Prozent gespart werden, titelte die Bild-Zeitung am vergangenen Wochenende. Ob es auch in der Schweiz einen Spartarif für Wenigfahrende gibt, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.

Lockdown und Homeoffice haben in den vergangenen zwei Corona-Jahren viele Autofahrer*Innen dazu veranlasst, ihr Fahrzeug mehr in der Garage stehen zu lassen. Laut Vergleichsportal Check24 legten die Autolenkenden deutlich weniger Kilometer zurück. 2021 waren es durchschnittlich nur 10 928 Kilometer im Jahr; im Vergleich zum Vorjahr, in dem der Durchschnitt bei 22 372 Kilometern lag, halbierte sich also die zurückgelegte Strecke. In Deutschland wird nun getitelt: Mit dem Verzicht aufs viele Autofahren lässt sich nun zunehmend Geld sparen.

Das Portemonnaie wurde nicht nur durch den geringen Spritverbrauch während der Corona-Pandemie weniger beansprucht, auch für die Autoversicherung zahlte man aufgrund der geringeren Kilometerzahl weniger.

Nicht so aber in der Schweiz: Wie ein Versicherungsvergleich bei FinanceScout24 ergab, betragen die Einsparungen hier nur ein paar Franken. So zahlte man bei einem Mittelklassewagen aus dem Jahr 2019 mit 16 000 Kilometern für eine Teilkaskoversicherung  bei jährlichen 7000 Kilometern. Wer jährlich mehr als das Doppelte, beispielsweise 15 000 Kilometer fuhr, zahlte mit 473 Franken lediglich sieben Franken mehr als weniger Fahrende.

Auch bei Simpego macht der Unterschied gerade einmal 18 Franken aus, beim TCS sparen Wenigfahrer*Innen 23 Franken. «Bei der Prämienberechnung des TCS sind die gefahrenen Kilometer der Versicherungsnehmer pro Jahr einer von mehreren Faktoren. Dadurch kann unter anderem die Höhe des Rabattes aufgrund der anderen Faktoren variieren. Dazu kommt, dass es sich bei einer Versicherungsprämie nicht um eine Lenkungsabgabe handelt», schreibt der TCS in einer Stellungnahme gegenüber thebroker.ch. Etwas mehr als bei der Konkurrenz spart man bei der Basler, aber auch hier geht es kaum um nennenswerte 27 Franken. Auch hier wird ähnlich wie der TCS argumentiert. Ganz aus der Diskussion fällt der Autoversicherer Smile: Hier zahlt man unabhängig der jährlich zurückgelegten Kilometer genau gleich viel, spart also als geringe*r Autonutzer“in keinen Rappen.

Sparen bei der Autoversicherung Wefox

Der Wefox-Sprecher sagt: «Die Anzahl der gefahrenen Kilometer hat durchaus einen Einfluss auf den Preis. Je mehr Kilometer, desto höher das Risiko und dementsprechend auch die Prämie». In Bezug auf Deutschland meint er weiter: «In Deutschland gibt es gewisse Versicherer, die bei nicht gefahrenen Kilometern eine Rückerstattung ermöglichen. Darauf bezieht sich der Artikel in der BILD. In der Schweiz ist es leider (noch) nicht marktüblich. Vielleicht ändert sich das ja bald». 

Grundsätzlich sei es eine sinnvolle Idee. Es gäbe jedoch keine Hinweise, dass Autofahrer*innen aktuell dazu bereits seien, weniger zu fahren, selbst mit einem finanziellen Anreiz. Zudem gäbe es bereits Pay-as-you-Drive Produkte, die gefahrene Kilometer berücksichtigten. 

Sparen bei der Autoversicherung Helvetia

Auch die Helvetia macht beim Preis keinen Unterschied zwischen jährlich 7000 und 15 000 Kilometern. Beide Male zahlt der Kunde 579 Franken. Die Versicherung begründet dies wie folgt: «Nicht jede Versicherungsdeckung in der Motorfahrzeugversicherung ist von der Anzahl der gefahrenen Kilometer abhängig, beispielsweise Hagel, Diebstahl und so weiter. Erfahrungemäss führen weniger gefahrene Kilometer nicht zwingend zu weniger Schäden beziehungsweise tieferen Schadenkosten».

Wer bei der Helvetia sparen will, wird anderswo fündig: Der Versicherer bietet bereits Prämienrabatte und spezielle Deckungen für die Versicherung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben an. Zudem bietet er seit 2019 seinen KundInnen, die Möglichkeit, ihren CO2-Ausstoss zu kompensieren. Auf der Webseite können KundInnen in einem Rechner ihre jährliche Kilometerlaufleistung eingeben und die resultierenden Treibhausgase mit dem Kauf von Zertifikaten ausgleichen. Das Projekt hat Helvetia in Zusammenarbeit mit der Stiftung myclimate umgesetzt. Die Ausgleichzahlungen fliessen in Klimaschutzprojekte der Stiftung.

Sparen bei der Autoversicherung Zurich

Auch die Zurich lässt bei unserem Beispiel sowohl das Auto mit 7000 als auch dasjenige mit 15 000 Kilometern jährlich gleich hoch versichern: Beide Male beläuft sich die Prämie auf 603 Franken. Die Zurich Schweiz bestätigt, dass in der klassischen Motorfahrzeug-Versicherung die Anzahl der gefahrenen Kilometer keinen Einfluss auf die Prämie habe. Seit dem 4. April dieses Jahres bietet die Zurich allerdings zusätzlich eine neue Autoversicherung mit dem Namen Zurich MyWay an. Kundinnen und Kunden von Zurich MyWay bezahlen eine monatliche Grundgebühr und danach wird je nach Anzahl der gefahrenen Kilometer daraufgezahlt. Damit trägt der Versicherer dem Bedürfnis nach nutzungsbasierten, individualisierten Lösungen Rechnung.

Die Zurich MyWay richte sich primär an ein junges, digitalaffines Publikum, welches seine Fahrzeuge nicht täglich nutzt. Kund*innen der neuen Versicherung benötigen einen Adapter von autoSense. Mittels der dazu gehörenden autoSense-App haben sie jederzeit Zugriff auf ihre Versicherung und könnten die Deckungen nach ihren Bedürfnissen anpassen und laufend die Kosten einsehen. Zudem profitierten langjährige Kund*innen bei Zurich von einem Öko-Bonus für umweltfreundliche Fahrzeuge und könnten via autoSense den CO2-Ausstoss ihres Autos auf den Kilometer genau kompensieren.

Wer sich nach den Nachrichten aus Deutschland auf günstigere Tarife nach den Corona-Jahren gefreut hat, muss enttäuscht werden. In der Schweiz sind nutzungsangepasste Tarife, was die gefahrenen Kilometer anbelangt, Zukunftsmusik. Ausser der Zurich hinken beinahe alle grossen Schweizer Versicherer in punkto Bezahlung nach gefahrenen Kilometern um einiges in der Entwicklung in unserem Nachbarland hinterher.

Binci Heeb

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