Women’s Day – Climbing the ladder

8. März 2024 | Aktuell Allgemein
Women's Day at Cognizant: from back left Silvia Signoretti, Nicole M. Heimann, Aliye Fiebig to front right Raya Volinsky, Indu Nair and Liza Engel.
Women's Day bei Cognizant: v. hinten. li. Silvia Signoretti, Nicole M. Heimann, Aliye Fiebig nach vorne re. Raya Volinsky, Indu Nair und Liza Engel.

Am vergangenen Dienstag fand auf Einladung von Swiss Insurtech Hub und Cognizant Technology Solutions ein Women’s Day in Zürich statt. Was die Roche-Türme für Basel (178 und 205 Meter) sind, ist der Prime Tower für Zürich: mit 126 Metern Zürichs höchstes Gebäude. Genauso hoch kletterten die fünf eingeladene Frauen auf dem Panel der Karriereleiter. Am heutigen internationalen Frauentag widmet sich thebroker ausschliesslich dem weiblichen Geschlecht.

Laut dem World Economic Forum Gender Gap Report 2023 braucht es noch weitere 131 Jahre, um Parität zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Geschafft haben es die eingeladenen Gäste, denen gemeinsam ist, dass sie aus einem anderen Land kamen, hier nebst dem Aufbau ihrer Karrieren, erst Sprache und Gepflogenheiten kennenlernen mussten. Ob dies einer der Schlüsselfaktoren für ihre Karriere bedeutete, versuchen wir in der Folge zu erfahren.

Das diesjährige Thema des Weltfrauentags lautet «Embrace Equity», also Gleichberechtigung fördern. Im 18. Stock des Prime Towers erzählten fünf Frauen, die es geschafft haben, den anwesenden Zuschauerinnen, von ihren Erfahrungen. Indumathi Chitharanjan, Expertin in Transitions, Transformation, Process Re-engineering und Change Management bei Cognizant führte durch die Fragen und stellte die Diskussionsteilnehmerinnen vor.

Silvia Signoretti ist Co-Gründerin und Präsidentin von Swiss InsurTech Hub und Transformation Leader bei der Zurich Versicherung. Die Italienerin studierte, entgegen den Wünschen ihrer Mutter, Mathematik und Physik. Sie paart Leadership mit italienischer Leidenschaft.

Raya Volinsky stammt ursprünglich aus der Ukraine, bevor sie in Israel Mathematik und Computerwissenschaften studierte. Mit riesengrosser Power ausgestattet sowie umfangreicher Erfahrung hat auch ihr Tag nur 24 Stunden. Seit 16+ Jahren ist sie EMEA Director, Strategic Partners Sales bei Microsoft und arbeitete davor 22 Jahre bei IBM. Daneben ist sie Mentorin von MBA-Studenten.

Nicole M. Heimann, CEO & Board executive coach von Heimann Cevtkovic & Partners stammt aus Belgien. Sie coacht sowohl weibliche, wie männliche Führungspersonen und weiss deshalb sehr gut, wo die Unterschiede zwischen den Geschlechtern liegen. Als sie vor 36 Jahren in die Schweiz kam und keinen Job fand, entschloss sie, ihre eigene Beratungsfirma zu gründen.

Aliye Fiebig, Head of IT Life Products AXA Schweiz, ist eine der wenigen Frauen, die in der IT eine führende Rolle bekleiden. Zuvor nahm sie 14 Jahre lang diverse Führungsfunktionen bei der Zurich Insurance Company Ltd. wahr. Sie macht keine Umwege, sondern spricht immer Klartext und bezieht Frauen mit ein.

Liza Engel aus Alberta, Kanada, ist Chief Sustainability Officer, Managing Partner und Speaker Managing Partner von Deloitte Schweiz. Eine Konstante in ihrer wechselvollen Karriere ist das ständige Lernen neuer Dinge. Sie managt, wie alle anderen Diskussionsteilnehmerinnen auch, Kind(er) und Karriere gleichzeitig.

Keine linearen Karrieren

Gemäss Aliye Fiebig liegt das grösste Risiko bei der Bildung einer Karriere in der Wahl des richtigen Partners. Er soll da sein, wenn es einmal nicht so läuft und er soll sich über die Erfolge der Partnerin freuen. Geboren in Zentralasien, lebte sie in der Urkraine und studierte, bevor sie in die Schweiz kam, in Grossbritannien. Eine der grossen Herausforderungen, nachdem sie neun Jahre lang im Corporate Center ausschliesslich Englisch sprach, war der Wechsel in eine rein deutschsprechende Abteilung.

Von der Finanzseite kommend, landete sie schliesslich als Quereinsteigerin in der IT. Sie glaubt nicht daran, dass dazu 30 Jahre Programmiererfahrung nötig sind und empfiehlt Frauen den IT-Bereich für ihre Karrieren.

Liza Engel sagt, dass Frauen sich in ihrer Karriereplanung klare Ziele setzen müssen, jedoch nicht zu starr daran festzuhalten sollen. Das Leben besteht auch aus Veränderungen, weshalb man offen für Neues sein muss. Es ist Liza Engel wichtig, etwas zu bewirken und Entscheidungen zu fällen. «Heute habe ich entschieden, hier zu sein, und nicht am Nachtessen mit meinen drei Kindern teilzunehmen, weil ich hoffe, dass Gespräche mit den anwesenden Frauen ihnen helfen werden, eine erfolgreiche Laufbahn zu verfolgen».

Sie sagt, dass sie mit drei Kindern noch fokussierter auf ihre Aufgaben ist als zuvor. «Unterschätzen Sie eine Frau nicht, die aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkommt, denn sie ist hoch fokussiert.»

Raya Volinsky hebt den Mut, den es braucht, hervor. Mit 22 Jahren und nach dem Abschluss ihres Studiums kannte sie viel aus der Theorie, hatte aber keine Ahnung von praktischen Dingen, wie zum Beispiel Bewerbungen schreiben. Nach einem 5-Tage-Kurs bei IBM erhielt sie einen Anruf von den Eigentümerinnen einer grossen Baufirma. Sie waren von den Fragen, die Raya Volinsky stellte, beeindruckt und so erhielt sie den Auftrag, eine IT-Abteilung aufzubauen.

Einige Jahre später folgte, sie war gerade schwanger, ein Auftrag in Brüssel, um im International Education Center von IBM zu arbeiten. Sie erhielt den Job, obwohl sie nie zuvor unterrichtet hatte. Zwar fragte sie sich ob sie naiv oder dumm war, die Stelle anzunehmen. Zurückblickend weiss sie, dass sie ganz einfach keine Angst vor Neuem hatte. Entgegen ihren männlichen Kollegen, die genau wussten, was sie wann erreichen wollten, war es bei ihr genau umgekehrt. Vier Jahre später führte der Weg sie und ihren Mann nach Zürich.

Ihre Tipps an alle Zuhörerinnen: «Macht Euch sichtbar, und ergreift die Chance vor Menschen zu sprechen, denn jede Frau hat eine interessante Geschichte zu erzählen. Und bleibt in Erinnerung, zum Beispiel mit ausgefallenem Schmuck oder den Farben, die ihr trägt.»

Die Karriere von Silvia Signoretti begann bei der Zurich, wo sie auch heute noch arbeitet. Ihr Erfolg basiert darauf, dass sie sich auch Themen widmet, von denen sie wenig Ahnung hat, jedoch dadurch überzeugt, dass sie es lernen will. Ihr Motto ist «Learning by Doing», auch beim Swiss Insurtech Hub. Sie erwähnt, dass sie leider noch zu oft Frauen erlebt, die den Matrjoschka-Effekt anwendeten. Schliesslich liegt es bei den Frauen, Dinge zu verändern. Es liegt an ihnen, Allianzen zu bilden und zu zeigen, wie stark sie sind und über welche Fähigkeiten sie verfügen.

Nicole M. Heimann erfuhr bereits in der Kindheit, dass die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden muss. Während ihre Mutter sie immer vor möglichen Gefahren warnte, sah ihr Vater in allem eine Chance. Seine Grossmutter sagte ihm immer, dass ein Heimann alles erreichen konnte. Der Grund für ihren Umzug mit einem 3 Monate alten Baby mit 27 Jahren war, dass ihr Mann einen Job in der Schweiz erhielt. Da sie keine Arbeit fand und von möglichen Arbeitgebern als Rabenmutter abgestempelt wurde, entschied sie sich dazu, allen Widrigkeiten zum Trotz und ohne Netzwerk und Plan-B, eine eigene Firma zu gründen.

Ihr erster Kunde war die Firma Metro Cash & Carry, die ihr ein Projekt anvertraute, wonach sie in über 30 Ländern ein neues Kassensystem einführen sollte. Seither wurde die Firma grösser und grösser. Gemäss ihrem Rat ist die Bereitschaft, immer wieder Neues zu lernen, sehr wichtig. Ihr Mentor war der US-amerikanische Professor, Unternehmensberater und Autor von Managementliteratur Marshall Goldsmith, der ihr empfahl, sich mehr auf LinkedIn zu zeigen.

Tipps für Frauen, die in der IT und Beratung reüssieren wollen

Liza Engel: Die Beratung ist zurzeit ein schwieriger Markt. Auch hier gilt, ein klares Ziel zu verfolgen und alles Neue in sich aufzusaugen. Dabei ist egal, ob man 20 Jahre in einer Firma verbleibt oder nur drei Jahre. Egal ob Genderfragen oder Minoritäten, sie werden das System alleine nie ändern können. Deshalb braucht es die Hilfe der Männer, um Änderungen am System herbeizuführen.

Raya Volinsky hat seit 20 Jahren viele Start-ups beraten. Ihr Rat ist, dass man nicht jeden und überall beraten muss, sondern sich klar sein soll, wen man beraten möchte. Dabei soll man seine Kunden sehr gut zu kennen und wissen, wem man etwas verkauft. Dabei ist es nicht wichtig, perfekt zu sein. Dazu erzählt sie eine kleine Anekdote über eine erst kürzlich gekaufte Kaffeetasse, auf welcher steht: «I’m amazing, not perfect.»

Aliye Fiebig ist der Meinung, dass man Strategien entwickeln muss, für den Fall, dass man in einem Meeting nicht zu Wort kommt und unterbrochen wird. Hier gilt es hartnäckig und sichtbar zu sein.

Wie sollen sich ältere Frauen am besten «verkaufen»?

Nicole M. Heimann sagt, dass sich Frauen nicht zu viele Sorgen darüber machen sollten, was andere von ihnen denken. Es geht darum, wer wir sein wollen, denn nur dann finden wir auch unseren Weg.

Raya Volinsky ergänzt, dass das Management manchmal daran erinnert werden soll, dass man nicht gleichzeitig 20 Jahre alt sein und 30 Jahre Erfahrung mitbringen kann. Wichtig ist immer, dass man neugierig bleibt.

Obwohl der deutschen Sprache anfangs nicht mächtig, obwohl immer noch in der Minderheit, haben fünf tolle Frauen es in der deutschsprachigen Schweiz geschafft. Und dies, obwohl sie Kinder grossgezogen haben und dadurch auf einiges verzichten mussten.

Binci Heeb

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