Haustierversicherung: Was haben Calingo und SWICA gemeinsam?

Anlässlich des HZ Insurance Horizon Days 23 in Zürich zeigte sich, dass «Klein und Gross» sehr gut zusammenarbeiten. Das 2021 gegründete Start-up Calingo bietet neben Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung seit Dezember 2022 auch eine Haustierversicherung für Katzen und Hunde namens «Calingo Pet» an. Wie es zur Zusammenarbeit mit Dr. Joy Müller, Departementsleiterin Markt und Mitglied der Geschäftsleitung bei der SWICA Gesundheitsorganisation und Anina Lutz, CEO und Co-Gründerin von Calingo kam, wollte thebroker von den beiden Damen wissen.

Der Versicherungsmarkt für Hunde und Katzen scheint noch sehr ausbaufähig zu sein. Nicht einmal zehn Prozent der 550 000 Hunde und 1,8 Millionen Katzen sind versichert. Was sind die Gründe dafür?

Anina Lutz: Gemäss unserem Research der letzten zwei Jahre, lässt sich sagen, dass sehr wenige Angebote erhältlich sind und viele Haustierbesitzer gar nicht wissen, dass es eine Haustierversicherung gibt. Zudem lässt sich sagen, dass die Kunden vom bisherigen Angebot wenig zufrieden sind.

Bei einer Objektversicherung gibt es immer auch einen Selbstbehalt pro Schadenfall. Bei der Tierversicherung wäre dies ein durchschnittlicher Tierarztbesuch, der 100 bis 200 Franken kostet. Der Selbstbehalt würde jedoch 200 bis 300 Franken kosten, weshalb dies keinen Sinn ergeben würde.

Was unterscheidet denn Ihr Angebot von dem der Konkurrenz?

Anina Lutz: Calingo hat dies nun behoben und eine Krankenkasse für Tiere mit einer wählbaren Franchise eingeführt. Das Thema Haustiere ist zu emotional, um sie als «Objekte» zu betrachten. Im Gegenteil zu früheren Zeiten, als Hunde und Katzen auf dem Bauernhof lebten, gibt es Hunde und Katzen heute auch vielfach in urbanen Gebieten. Hier gelten sie heute als Familienmitglieder, manchmal sogar als Ersatz für Kinder.

Wie und wo machen Sie Werbung für die neue Haustierversicherung?

Anina Lutz: Wir machen Online-Ads und B2B2C mit Tierärzten, Züchtern und anderen.

Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus?

Dr. Joy Müller: In Deutschland sind die Zahlen für Haustierversicherungen ähnlich tief wie in der Schweiz. Dies erklärt sich insbesondere auch damit, dass die durchschnittliche Kaufkraft in Deutschland nicht so hoch ist wie in der Schweiz.

Wie sieht es denn in den nordeuropäischen Ländern aus?

Anina Lutz: In den skandinavischen Ländern, sowie im Vereinigten Königreich sind zwischen 80 und 90 Prozent der Haustiere versichert. Dort gehört die Haustierversicherung dazu, wie eine Hausratversicherung. In Grossbritannien wären die Veterinäre überrascht, wenn ein Kunde die Rechnung selbst bezahlen wollte. Deshalb denken wir, dass es auch in in Zentral- oder Kontinentaleuropa, wo die Versicherungsquoten sehr niedrig sind (Deutschland und die Schweiz liegen bei 10 bis 20 Prozent, Frankreich bei 6 Prozent, Spanien und Italien sind ähnlich) ein grosses Potential gibt.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen der SWICA und Calingo?

Dr. Joy Müller: Ich kannte Daniel Litscher, den Mitgründer von Calingo, noch von einem früheren Arbeitgeber. Bei einem Mittagessen erzählte er mir von seinen neuen Plänen mit Calingo. Weil ich wusste, dass er sich so etwas reiflich überlegt vor der Umsetzung, vertraute ich Calingo sehr schnell. Dieses Vertrauen stärkte sich erst recht, nachdem ich Anina kennenlernte.

Ist die SWICA für Euch die ideale Partnerin?

Anina Lutz: In verschiedener Hinsicht ja. Neben der Grösse und der Marktpräsenz der SWICA, die für uns sehr wichtig ist, passt auch die Kombination eines innovativen und kundenzentrierten Mindsets sehr gut zu uns. Tatsächlich ist die Swica der perfekte Partner für uns, da sie vorwärts machen und wir sehr ähnliche USPs oder Sichtweisen, wie Kunden betreut werden, teilen. Gemeint sind beispielsweise der hohe Servicestandard und eine holistische Produktedeckung.

Hatte Calingo bereits eine fixfertige Haustierversicherung anzubieten?

Anina Lutz: Die Haustierversicherung wurde ein Jahr lang mit sehr viel Marktforschung und zusammen mit Tierärzten von uns entwickelt. Den Kunden zogen wir  regelmässig mit ein, indem wir auch auf die Strasse gingen und die Menschen befragten. Danach lancierten wir die Kooperation mit SWICA.

Inzwischen wurde das Produkt «gewhitelabelt», ist also nicht mehr ganz unser Produkt. Die Strukturen stammen von uns, das Design ist von der SWICA.

Dr. Joy Müller: Dadurch ging es auch wahnsinnig schnell. Calingo stiess mehr über die Markt- und Vertriebssicht zu uns. Bei uns wurde das Produkt sehr gut aufgenommen.

Wie kommt ein grosser Krankenversicherer wie SWICA mit über 800 000 Kundinnen und Kunden dazu, nun auch Hunde und Katzen zu versichern?

Dr. Joy Müller: Das ist gar nicht so weit hergeholt. Aufgrund meiner eigenen Familienkonstellation kann ich sagen, dass unsere zwei Hunde voll und ganz zur Familie gehören. Ich erwarte von meiner Krankenversicherung, dass sie Angebote hat, um meine ganze Familie zu versichern. Effektiv war es aber die Opportunität mit Calingo, die mich überzeugte. Ohne diese wäre ich wohl nicht auf die Idee einer Haustierversicherung gekommen. Ich bin fasziniert von Start-ups, bei denen ich weiss, dass auch etwas dahintersteckt. Calingo und SWICA nenne ich einen «Perfect Match.»

Funktioniert eine Haustierversicherung ähnlich wie die Krankenkasse bei Menschen?

Dr. Joy Müller: Für den Kunden funktioniert das Produkt tatsächlich wie eine Krankenversicherung, beispielsweise bei der Franchise. Dies unterscheidet uns deutlich von den bisher existierenden Pet-Versicherungen. Mit der Franchise wollten wir natürlich nicht die Objektversicherung in den Vordergrund stellen. Man kann also wirklich sagen, dass SWICA die ganze Familie versichert – inklusive Hund oder Katze.

Anina Lutz: Für den Endkunden wird es als Krankenversicherung für den Hund oder die Katze wahrgenommen, denn wie bei der Krankenversicherung für Menschen gibt es Franchise und Tierarztrechnungen, die zur Bezahlung eingeschickt werden können. Im besten Fall ist, wie bei einer Grundversicherung, alles gedeckt und wird dem Kunden ausbezahlt.

Noch sind wir nicht so weit, dass der Kunde die Krankenkassenkarte dem Tierarzt vorweist und damit alles gleich über den Versicherer abgewickelt wird. Unsere Vision ist es aber, in diese Richtung zu gehen.

Anlässlich des HZ Insurance Horizon Days 23 in Zürich sagten Sie, dass Menschen mit Hunden oder Katzen gesünder seien als solche ohne? Präzisieren Sie dies bitte.

Anina Lutz: Es gibt eine Vielzahl von Studien, die das belegen. Am bekanntesten sind Allergien. Zum Beispiel ist bekannt, dass Kinder, die mit Tieren aufwachsen, später weniger unter Allergien leiden. Es gibt auch einen positiven Effekt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie den tieferen Blutdruck und tieferes Cholesterin im Zusammenhang mit dem mehrere Male täglich stattfindenden «Gassi gehen». Zudem schütten Hunde- und Katzenbesitzer auch mehr Serotonin und Dopamin aus, weshalb Hunde- und Katzenhalter weniger Depressionen haben.

Dr. Joy Müller: Mein Sohn erhielt kurz vor den Sommerferien die Diagnose ADHS. Gerade für Kinder mit dieser Erkrankung wird die Wichtigkeit von Hunden hervorgehoben und empfohlen.

Menschen mit Hunden führen ihr Tier täglich mehrere Male Gassi. Führt diese zusätzliche Bewegung eventuell sogar zu Ermässigungen bei der Krankenkasse?

Dr. Joy Müller: Explizit wegen dem Hund natürlich nicht, aber mit unserer BENEVITA-App kann man Punkte sammeln, um Rabatte zu erhalten. Sie basiert auf drei Säulen: Wohlbefinden, Bewegung und Ernährung. Das tägliche Gassi-Gehen gibt somit Punkte. Die erzielten Rabattpunkte werden entsprechend an der Prämie abgezogen. Man kann so bis zu 15 Prozent Rabatt auf einzelne Zusatzversicherungen erhalten.

Gibt es als Krankenkassen-Kunde bei der SWICA Ermässigungen für den Abschluss einer Tierversicherung und vice versa?

Dr. Joy Müller: Nein, das ist bislang noch nicht gekoppelt.

Ist die Haustierversicherung ebenfalls nur einmal jährlich kündbar?

Anina Lutz: Sie ist monatlich, zum Ende des laufenden Monat kündbar.

Planen Sie eine weitere Zusammenarbeit?

Anina Lutz: Von unserer Seite aus definitiv. Ich sehe die weitere Zusammenarbeit vor allem im Haustierbereich, so wir das Angebot noch weiter ausbauen können. Wir können uns aber auch vorstellen, ein weiteres spezifisches Produkt für die SWICA zu entwickeln, falls wir angefragt würden.

Dr. Joy Müller: Da Anina Lutz bereits ein ganzes Ökosystem (Hunde- und Katzen-Physiotherapie, Veterinär, Erziehungskurse für Hunde, etc.) rund um das Thema Haustierversicherung im Kopf hat, denke auch ich, dass eine weitere Zusammenarbeit im Zusammenhang mit dem Ausbau dieser Versicherung sehr wünschenswert ist.

Anina Lutz

• CEO and Cofounder Calingo Insurance AG (Swiss Insurtech Startup)Set up managing general agent in Switzerland
• Market launch digital insurance products
• Successful closing of several financing rounds (over CHF 3M)

• Head customer analytics team and project, Helvetia Versicherungen, Switzerland
  • Successful implementation of customer analytics and customer centricity projects 
  • Introduction of data and analytics strategy 
  • Innovative insurance product development (Helvetia Versicherungen, Italy)
• Master of Science (MSc) in Business and Economics, University of Basel

Bio / Background: Anina Lutz, CEO & Co-Founder von Calingo Insurance, einem jungen Schweizer Versicherungs-Startup.Mit dem Unternehmen ist Calingo seit über zwei Jahren am Schweizer Markt und konzentriert sich auf digitale und embedded Versicherungslösungen. Anina kommt aus der Versicherungsbranche und beschäftigt sich seit 10 Jahren mit digitalen und kundenzentrierten Vertriebsmöglichkeiten. Sie sieht ein grosses Potenzial in modernen Versicherungsprodukten und neuen Vertriebskanälen. Aninas tiefe Überzeugung ist, dass der Versicherungssektor einen Wandel hin zu fairen Produkten und wirklich bequemen Lösungen braucht.

Joy Müller

Joy Müller ist Doktorin der Ingenieurswissenschaften (Bereich Kryptographie) und Diplom Mathematikerin. Sie leitet seit Oktober 2021 als GL-Mitglied das Departement Markt von SWICA. In dieser Position verantwortet sie den Vertrieb im Privat- und Unternehmenskundengeschäft sowie das Marketing und Branding.

Joy verfügt über rund 15 Jahre Erfahrung als Direktionsmitglied bei verschiedenen Versicherungsgesellschaften. Der konsequente Fokus auf die Kundenbedürfnisse als Grundlage für eine hohe Kundenzufriedenheit ist ihr Leitstern – unabhängig davon, ob ein Mensch, ein Tier oder eine Sache versichert wird.

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