VorsorgeDIALOG mit Forschungsergebnissen in der Vorsorge

16. September 2022 | Aktuell Allgemein
VorsorgeDIALOG mit Forschungsergebnissen in der Vorsorge
VorsorgeDIALOG mit Forschungsergebnissen in der Vorsorge.

Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung glaubt nicht, im Alter genügend Geld aus AHV und 2. Säule zu erhalten. Das zeigt die neue Studie #VorsorgeDialog der HSLU Hochschule Luzern, die von Pax und PensExpert unterstützt wurde.

Die Experten Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann, Karsten Döhnert, Vera Kupper Staub, Daniel Mutz, Jörg Odermatt, Sibylle Hug und Melanie Häner gehörten zu den Referent*innen. Das Ziel der Studie ist den aktuellen Wissensstand der aktiv Versicherten in der Schweiz bezüglich Altersvorsorge aufzuzeigen. Das Fokusthema der Studie wendete sich dem Megatrend «Individualisierung» und dessen Bedeutung für die Altersfrage. Den Link zur Studie finden Sie hier.

Grundhaltung gegenüber der Wirtschaftsentwicklung

An der am 8. September erschienene Studie nahmen 1200 versicherte Arbeitnehmende teil. Zu den Key Findings gehört, dass die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung in Bezug auf genügend Geld aus AHV und 2. Säule wenig optimistisch in die Zukunft blickt. Sie sind signifikant pessimistischer als im Vorjahr. Erfreulich ist hingegen, dass die Mehrheit sich für das Thema Vorsorge interessiert. Ebenso positiv zeigen sich die Befragten gegenüber den  Herausforderungen des Vorsorgesystems. Einerseits gegenüber der Finanzierbarkeit, aber auch der demographischen Entwicklung.

Diese Fragen wurden gestellt:

Wie beurteilen Sie die zukünftige Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz für die nächsten fünf Jahre?

Diese Frage beantworteten 47 Prozent als schlechter im Vergleich zur Studie aus dem Vorjahr. Nur vier Prozent hatten dazu keine Meinung. Frauen sind nach wie vor pessimistischer als Männer.

Wie hoch bewertet ist das Thema berufliche Vorsorge im Allgemeinen?

Die Mehrheit ist eher risikoavers. Der häufigste Grund ist die Bequemlichkeit mit 46 Prozent, gefolgt von der Komplexität des Themas und der Meinung, dass man nichts beeinflussen kann (jeweils 33 Prozent). Frauen und ältere Menschen sind weniger risikofreundlich als Männer und jüngere Personen. Die Risikoaversion ist auch in der privaten Vorsorge zu finden. Dort haben 58 Prozent ein 3a-Sparkonto und nur 18 Prozent investieren die 3a-Gelder in einen Fonds mit einem Aktienanteil von über 50 Prozent.

Es ist verwunderlich, dass die Leute trotz Pessimismus bezüglich Wirtschaftsentwicklung risikobereiter sind.

Wie hoch ist Ihr Interesse am Thema der beruflichen Vorsorge im Allgemeinen nach Geschlecht und Alter inkl. Jahresvergleich?

Mit 70 Prozent ist das Interesse hoch oder eher hoch. Frauen und jüngere Personen sind weniger interessiert. Die Gründe für das wenige Interesse sind mit 46 Prozent die Bequemlichkeit, 33 Prozent finden es zu kompliziert und weitere 33 Prozent sagen, dass sie eh nichts machen können.

Denken Sie, dass Sie nach der Pensionierung genügend Geld aus Ihrer Altersvorsorge (AHV und 2. Säule) zur Verfügung haben werden, um Ihren gewohnten Lebensstandard wie während der Erwerbszeit beibehalten zu können?

59 Prozent beantworteten diese Frage mit NEIN. 14 Prozent gaben keine Antwort. Das Vertrauen der Frauen und der Jungen ist tiefer als bei den Männern und Älteren. Das Vertrauen der Jüngeren hat gegenüber dem Vorjahr signifikant abgenommen.

In der privaten Vorsorge wurde gefragt: Wenn jetzt die Auswahl für die Einzahl in die Säule 2 oder 3a zur Auswahl stünden, würden, wenn sie Geld hätten, 63 Prozent in die Säule 3a investieren. Bei den Frauen ist es ausgeprägter als bei den Männern und bei den Jungen.

Wer spart privat vor?

84 Prozent sorgen selber vor. 90 Prozent davon nutzen dazu die Säule 3a gefolgt von einem normalen Sparkonto. Es erstaunte sehr, dass 11 Prozent von denen, die in die Säule 3a einzahlen, nicht wissen, wie sie investiert sind.

Wollen Sie Ihre Anlagestrategie selbst festlegen?

62 Prozent stehen dieser Idee positiv gegenüber. 8 Prozent beantworten die Frage mit JA, 28 Prozent finden es schlecht und 12 Prozent wissen es nicht.

Die Zukunftsforschung sagt, dass einer der grossen Megatrends die Individualisierung ist. Das heisst, die Leute wollen selbstbestimmter leben und die Arbeit vermehrt mit ihrem Leben vereinbaren und Entscheidungen darüber selbst treffen.

Möchten Sie Ihre Auszeiten selbst wählen (Sabbatical, Weiterbildung, etc.)?

Den Befragten wurde zusätzlich gesagt, dass es sich dabei um ein zusätzliches Konto handelt, welches sie selbst aus verschiedenen Quellen speisen könnten. Dabei würde es sich nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit handeln. 82 Prozent der Befragten steht dem positiv gegenüber. Nur 8 Prozent ist skeptisch und 2 Prozent wollen das nicht.

Wenn Sie so ein Konto hätten, aus welcher Quelle würden Sie es finanzieren wollen?

Die meisten wollen Überzeit verwenden, die wenigsten auf Ferien verzichten.

Wofür wollen Sie dieses Konto einsetzen?

Wenig erstaunlich ist, dass die meisten an eine Frühpensionierung denken, gefolgt vom Sabbatical und drittens wollen die Befragten ein Konto besitzen, mit welchem sie noch nicht wissen, was anzufangen.

Finanz- und Vorsorgewissen?

Finanzwissen?

Das Finanzwissen und die Verzinsungsfrage ist beachtlich: Das aggregierte Wissen wurde berechnet. 18 Prozent der Befragten haben alle Fragen richtig beantwortet, 7 Prozent haben keine einzige Frage richtig beantwortet. Der Rest hat mehr als die Hälfte richtig beantwortet. Frauen haben auch hier ein tieferes Finanzwissen. Mit dem Alter nimmt das Finanzwissen deutlich zu.

Vorsorgewissen?

Das Vorsorgewissen ist mit einer einzigen Ausnahme, der Wohneigentumsfinanzierung mit Vorsorgegeldern, mit 77 Prozent Richtiganteil zurückgegangen. Es fällt auf, dass die, die gemeint haben, eine richtige Antwort zu geben, stattdessen eine falsche Antwort gegeben haben. Der Anteil richtig beantworteter Fragen ist zwischen 24 und 61 Prozent. Der Anteil falsch beantworteter Fragen zwischen 21 und 51 Prozent.

Daraus folgt, dass das Vorsorgewissen bezüglich des Umwandlungssatzes nicht unbedingt schlecht ist. Dieser wurde deutlich besser verstanden als bei der eigenen Vorsorge. Die Frage, wer in die Säule 3a einzahlen darf, wurde mit 49 Prozent falsch beantwortet.

Aggregiertes Vorsorgewissen

1 Prozent beantwortete alle Fragen richtig, 5 Prozent keine einzige. 41 Prozent haben mehr als die Hälfte richtig. Die Jüngeren sowie die Frauen haben ein schlechteres Vorsorgewissen. Diese Zahlen sind jedoch nur vermeintlich so, wenn man bezüglich der anderen soziodemografischen Faktoren kontrolliert, insbesondere betreffend Ausbildung, Alter, etc., dann verschwindet dieser Effekt. Frauen haben dann keinen schlechteren Effekt als Männer.

Zusammengefasst sagt die Studie, dass das Thema Vorsorge eine Mehrheit von 70 Prozent interessiert. Die Mehrheit sorgt privat vor und ist offen für neue Konten mit welchen sie für Auszeiten vorsorgen könnten. Die Bereitschaft zur Selbstverantwortung der Leute ist da, allerdings setzt es natürlich ein gewisses Know-how betreffend Vorsorgewissen voraus.

Binci Heeb

Lesen Sie auch: Private Altersvorsorge: Experte Markus Weibel zu diesem wichtigen Thema


Tags: #Forschungsergebnisse #HSLU Hochschule Luzern #Pax #PensExpert #Vorsorge #VorsorgeDialog