Private Altersvorsorge: Experte Markus Weibel zu diesem wichtigen Thema

17. Dezember 2021 | Aktuell Interviews
Markus Weibel, Experte für die private Altersvorsorge bei Balrisk Versicherungsbroker AG, Mitglied der ASSEPRO Gruppe.

Die private Altersvorsorge der 3. Säule wird immer wichtiger, denn mit ihr lassen sich Vorsorgelücken aus AHV und Pensionskasse schliessen. Einmal mehr sind vor allem Frauen betroffen.

Unter dem Motto 10 Fragen, 10 Antworten spricht thebroker.ch mit Markus Weibel, Mitglied der Geschäftsleitung und Experte für die Altersvorsorge bei Balrisk Versicherungsbroker AG, einem Mitglied der ASSEPRO Gruppe. Die Fragen stellt Binci Heeb:

Welche steuerlichen Vorteile bietet die private Altersvorsorge?

Wir unterscheiden zwischen den Säulen 3a (gebundene Vorsorge) und 3b (freie Vorsorge). Die Einzahlungen in die private Vorsorge 3a sind steuerlich privilegiert, denn die eingezahlten Gelder können vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden und das bereits angehäufte Kapital unterliegt bis zum späteren Bezug nicht der Vermögenssteuer. Einzahlungen in die freie Vorsorge kennen diese Vorteile nicht.

Bis wann muss in die Säule 3a eingezahlt werden, um von den steuerlichen Vorteilen überhaupt zu profitieren?

Alle Gelder, die bis am 31. Dezember des laufenden Jahres eingezahlt und auch auf dem Konto der Bank gelandet sind oder beim Versicherer eingebucht sind, werden für das aktuelle Jahr zuhanden der Steuerbehörden als abzugsfähige Einlagen gutgeschrieben und mit entsprechenden Bescheinigungen ausgewiesen. Achtung: Wer spät Ende Jahr einzahlt, nimmt das Risiko in Kauf, dass der eingezahlte Beitrag für die Säule 3a erst am ersten oder zweiten Werktag des Folgejahres gutgeschrieben und deshalb nicht mehr für das aktuelle Kalenderjahr bescheinigt werden kann. Sprechen Sie deshalb mit Ihrer 3a-Anbieterin, wann das Geld spätestens eingezahlt werden muss, um pünktlich einzutreffen.

Können die Gelder aus der dritten Säule jederzeit abgezogen werden, zum Beispiel zur Finanzierung von Wohneigentum, abgezogen werden? 

Ja und nein. Wer sich selbständig macht, die Schweiz definitiv verlässt oder fünf Jahre vor dem Erreichen des ordentlichen Pensionsalters steht, kann das in der Säule 3a gesparte Geld jederzeit beziehen (allfällige Kündigungsfristen gemäss den Bedingungen beachten). Bei der Finanzierung von Wohneigentum gilt zusätzlich, dass alle fünf Jahre ein Bezug von mindestens 20 000 Franken bezogen werden kann (siehe Art. 3 / BVV 3).

Gibt es ein Minimum oder Maximum für die Einzahlung?

Personen, die über eine Pensionskasse zum aktiven Versichertenkreis zählen, dürfen derzeit maximal 6’883 Franken jährlich in die Säule 3a überweisen. Selbständig erwerbende Personen oder solche, die nicht aktiv in einer Pensionskasse versichert sind, dürfen zwanzig Prozent des AHV-pflichtigen Einkommens einzahlen, allerdings limitiert bei 34 416 Franken pro Jahr. 

In welchem Alter soll man mit der privaten Vorsorge beginnen?

Früh, so früh wie eben möglich. Mir ist dabei bewusst, dass viele Leute dies erst können, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist und sie ins Erwerbsleben eintreten, insbesondere wenn es um Einzahlungen in die Säule 3a geht.

Wie erklären Sie jungen Menschen, die Vorteile der Altersvorsorge?

Das Drei-Säulen-Modell in der Schweiz basiert auf der staatlichen Vorsorge (1. Säule), der beruflichen Vorsorge (2. Säule) und der individuellen Vorsorge. Diese lässt sich von allen – auch den jungen Menschen – am besten beeinflussen. Frühzeitiges Einzahlen in die Säulen 3a und/oder 3b ermöglicht im Leben mehr finanzielle Unabhängigkeit. Sei es, weil man sich den Traum vom Wohneigentum mitfinanzieren, in eine Berufskarriere investieren oder später gar eine in Pension gehen will. Ausserdem gewöhnen sich junge Leute schon früh an einen regelmässigen Sparprozess und bemerken dabei, dass ihnen die Rücklagen ein gutes Gefühl im Sinne der Absicherung geben.

Konnten Sie beobachten, ob die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die private Vorsorge hatte?

Da ich vorwiegend in der Beratung des Umfelds der 2. Säule tätig bin, kann ich zu diesem Einfluss wenig Aussagekräftiges beitragen, stelle mir allerdings vor, dass aufgrund des vermindert möglichen Konsums vor Ort vielleicht Geld zur Verfügung stehen würde, das nun in sinnvoller Weise – und steuervergünstigt – zur Seite gelegt werden kann.

Eine Umfrage von Generali hat gezeigt, dass Frauen sich zu wenig um ihre Vorsorge kümmern. Weshalb?

Mich erstaunt das Ergebnis dieser Umfrage. In meiner langjährigen Beratertätigkeit stellte ich fest, dass gerade Frauen ein sehr ausgeprägtes Interesse am Thema Vorsorge zeigten, wenn ich sie darauf anspreche. Nach meiner Einschätzung könnte es an zwei Faktoren liegen: Mit dem traditionellen Familienmodell ging es bisher primär darum, zuerst die Familie über das «Risiko des (Haupt-)Ernährers» abzusichern. Und wenn dann noch Geld übrig war, wurde auch das «Vorsorgethema Frau» behandelt. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen öffnet sich vermutlich auch das Bewusstsein bei den Frauen für das Thema der eigenen Vorsorge, und zwar im Sinne des Wunsches nach finanzieller Unabhängigkeit und Eigenverantwortlichkeit.

Wie und wann sollen Frauen mit dem Sparen beginnen?

In diesem Sinne erlaube ich mir den Hinweis auf meine Antworten zu den Fragen 6 und 7, auch weil ich damit primär alle Menschen ansprach. Für die Frauen gilt dies meines Erachtens in zusätzlichem Masse. Das Bewusstsein nach frühzeitigem Sparen nimmt zu und ist damit ein «Hegen und Pflegen der eigenen Vorsorgebedürfnisse». Selbst ist die Frau.

Was halten Sie von der Vorsorgelösung elleXX3a in Kooperation mit Vontobel speziell für Frauen?

Ohne das Produkt und die spezifischen Inhalte zu kennen, stelle ich mir vor, dass es sich um eine wertschriftenbasierte Vorsorgelösung handeln dürfte, die von professionellen Beraterinnen begleitet wird. Für Frauen (dasselbe gilt allerdings auch für Männer), die einen Anlagehorizont haben, der der eigenen Risikofähigkeit und -bereitschaft entspricht, sind solche Vorsorgelösungen prüfenswert und bestimmt eine trendige Vorsorge-Alternative. Wenn darin konkret noch mehr den weiblichen Bedürfnissen Rechnung getragen wird und das Kostenmodell konkurrenzfähig ist, lohnt es sich sicher, es genauer anzuschauen.

Markus Weibel, geboren 1962 in Luzern, schloss seine kaufmännische Berufsausbildung 1981 erfolgreich bei der BASLER ab. Anschliessend arbeitete er dort als Sachbearbeiter. Nach einem Wechsel zur SUVA in Basel war er als Leistungsfallbearbeiter Sozialversicherungen tätig. Weiterbildungen zum eidg. dipl. Versicherungskaufmann folgten 1987 und zum eidg. dipl. Finanzplanungsexperten 1999. Seit 2003 übt Markus Weibel Brokertätigkeiten bei Weibel Consulting / Balrisk / ASSEPRO aus. Er ist verheiratet und Vater von 2 Kindern.


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Tags: #ASSEPRO #Balrisk #Private Altersvorsorge #Säule 3a