Swiss Insurtech Hub: «2nd Insur Tech Ecosystem Meetup»

9. Februar 2024 | Aktuell Allgemein
Swiss Insurtech Hub: v.li. Silvia Signoretti, Antonios Koumbarakis, Penny Seach, Luca Zerbini und Sabine Döbeli. ©Geoff Pegler Photography.
Swiss Insurtech Hub: v.li. Silvia Signoretti, Antonios Koumbarakis, Penny Seach, Luca Zerbini und Sabine Döbeli. ©Geoff Pegler Photography.

Anlässlich des zweiten Swiss Insurtech Ökosystemtreffens von Swiss Insurtech Hub von Anfang Woche sprach ein illustres Panel über «Embedded Sustainability: Insurance Innovation for a Greener Tomorrow». Sieben Start-ups aus Israel sowie sechs Start-ups aus der Schweiz haben ihre Firmen vorgestellt. thebroker hat den Anlass in den Räumlichkeiten von Pricewaterhouse Coopers (PwC) besucht.

Nachhaltigkeit ist uns nicht erst seit den weltweiten «Fridays for Future» ein Begriff. Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg trafen sich Schüler und Studierende jeweils freitags auf der Strasse. Das Bewusstsein für «Sustainability» existiert bereits seit Anfang der 1970er Jahre.

Die Teilnehmenden

Eingeladen wurden die Teilnehmenden von der Non-Profit Organisation Swiss Insurtech Hub, welche 2021 gegründet wurde und deren Ziel es ist, die Zukunft der Schweizer Versicherungsbranche zu digitalisieren und zu erneuern. Zu den Diskussionsteilnehmenden gehörten Antonios Koumbarakis (Partner PwC Switzerland), Sabine Döbeli (CEO Swiss Sustainable Fiance), Penny Seach (CUO Zurich Insurance), Luca Zerbini (Founding Partner und CEO UnaTerra VC Fund). Die Fragen stellte Silvia Signoretti (Co-Founderin und CEO Swiss Insurtech Hub).

Worüber wurde gesprochen?

Sofie Simon (Senior Manager PwC) begrüsste als Gastgeberin das Panel und erwähnte die soeben erschienenen Studienergebnissen von PwC «Nachhaltigkeit auf der M&A-Agenda» über Finanzdienstleister in der Schweiz und Liechtenstein. Danach zählten 48 Prozent der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit zu den drei obersten Prioritäten ihrer gesamten Unternehmensstrategie. 45 Prozent gaben an, dass der Haupttreiber für die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Geschäftsaktivitäten Unternehmenswerte/-richtlinien sind. 59 Prozent der Befragten glauben, dass Nachhaltigkeit bei einem Deal eine (sehr) wichtige Rolle spielt und 66 Prozent der Unternehmen planen, in den nächsten drei Jahren Nachhaltigkeitsaspekte in die Due Diligence zu integrieren.

Die kürzliche Übernahme von Fathom durch Swiss Re wurde ebenfalls erwähnt. Das in Grossbritannien ansässige Unternehmen ist auf Wasserrisikoinformationen und Überschwemmungsmodellierungen spezialisiert und soll die Fähigkeiten des Geschäftsbereichs Reinsurance Solutions von Swiss Re verbessern.

Bei der Zürich Versicherung würde man nicht nur an grosse grüne Innovationen denken, sondern auch an die Kleinen, so Penny Seach. Dabei spielen Versicherer als Eigentümer von Liegenschaften und Vermögenswerten eine grosse Rolle im Hinblick auf Energie- und Wassereffizienz. Es gehe nicht darum, Bilanzen und Technologien offenzulegen oder den Ruf von Firmen preiszugeben, sondern um Wissen und Lösungen für die Einführung von Dingen, die den Übergang beschleunigen.

«We act too slowly»

Energy efficient Management System (EMS) bedeutet, beispielsweise die Daten von Gebäuden zu sammeln und zu analysieren, um die Abdeckung der Energie pro Quadratmeter zu ermitteln, ergänzt Antonios Koumbarakis. Diese Überlegungen sind wichtig, damit Versicherer am Ende wissen, welche Investitionen sie tätigen müssen und wie sie die Gebäude versichern. Die Schweiz lebe in einem 1,6-Grad-Szenario, wenn sie so weitermache. Wir handeln zu langsam, die Klimaziele von Netto-Null bis 2050 würden deshalb nicht erreicht. Wahrscheinlich werde nur die Einführung von weiteren Steuern durch die Regulierungsbehörden diese ermöglichen.

Wenn die Temperaturen um drei oder vier Grad steigen

Die Bevölkerung müsse andererseits genau darüber informiert sein, welche Risiken sie eingeht, wenn die Temperatur um drei oder vier Grad steigen würde. Damit ginge über 30 Prozent der Biodiversität verloren und unter anderem würden Überschwemmungen zunehmen, sagt Luca Zerbini. Nur so könne man die Menschen davon überzeugen die Ziele bis in 26 Jahren zu erfüllen und nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre auszustossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden.

Innovationen sind nötig

Sabine Döbeli entgegnet, dass auch die positive Seite genannt werden sollte. Sie ist der Meinung, dass Veränderungen nur durch Innovationen herbeigeführt werden können. Es gebe weltweit keine Regierung, die den gewünschten Co2-Preis durchsetzen könnte. Um das Problem zu lösen, benötige es billige und weltweit verfügbare erneuerbare Energien. Sie sieht ermutigende Ansätze.

Damit nicht ganz einverstanden war Penny Seach. Sie vertritt die Meinung, dass die Technologie bereits existiere, jedoch die Wirtschaft noch nicht. Diese müsse davon überzeugt werden, dass sich Investitionen in erneuerbare Energien lohnen würden. Sobald der Preis von erneuerbarer Energie deutlich sinke, müssen alle Infrastrukturen für deren Nutzung einsatzbereit sein.

Was tun EU und Schifffahrtsindustrie?

Antonios Koumbarakis nennt die Europäische Union (EU), die nun in grossem Masse gewisse Bereiche, wie beispielsweise Elektrolyse oder Solar, subventioniert. Auch die Schifffahrtsindustrie mache sich Überlegungen, ob in Zukunft mit Wasserstoff, Biogas oder nuklear gefahren werde. Irgendwann, möglichst bald, müsse entschieden werden, auf welche Form von Energie sich die ganze Welt einigt. Hier dürfe es auf keinen Fall Alleingänge geben. Schon alleine in Europa sei man sich darüber nicht einig.

In der Schweiz hat die Stimmbevölkerung in der Volksabstimmung vom 18. Juni 2023 mit 59.1 Prozent Ja-Stimmen dem «Klima- und Innovationsgesetz» zugestimmt. Das Netto-Null-Ziel des Weltklimarates über die Erderwärmung von 1.5 Grad Celsius hat der Bundesrat 2019 als Reaktion auf den Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) beschlossen. Eine ausgeglichene Treibhausgasbilanz scheint noch in weiter Ferne. Es ist Zeit, dass alle Beteiligten handelten.

Ein weiterer Artikel über die 13 Start-ups aus Israel und der Schweiz folgt.

Binci Heeb

Lesen Sie auch: Swiss Insurtech Hub: Ecosystem Meetup on February 5th


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