Skribble: Welches Potential hat die E-Signatur im Versicherungswesen?

19. Dezember 2022 | Aktuell Allgemein Interviews
Skribble-CEO Philipp Dick
Skribble-CEO Philipp Dick

Mit der Billigung des Berichts Formvorschriften im öffentlichen Recht hat der Bundesrat im Juni dieses Jahres festgestellt, dass gesetzliche Formvorschriften für rein digitale Geschäftsabläufe, beispielsweise bei verlangten, handschriftlichen Unterschriften, ein Hindernis bedeuten können. thebroker spricht mit Philipp Dick, CEO vom Scale-up Skribble, dem europäischen Anbieter von elektronischen Signaturen.

Stellen verlangte handschriftliche Unterschriften wirklich ein Hindernis dar?

Die handschriftliche Unterschrift kann in der Schweiz und in der EU bereits seit über zehn Jahren durch eine qualifizierte elektronische Signatur (QES) ersetzt werden. Das Hindernis ist insofern da, dass die Umsetzung auf den Ämtern hinterherhinkt. Das hat verschiedene Gründe.

Das SECO hat im Auftrag des Bundesrates 2017 eine Umfrage bei Wirtschaftsverbänden, etc. durchgeführt. Zusätzlicher Handlungsbedarf wurde bei den gesetzlichen Formvorschriften ausgemacht. Demnach konnte sich die elektronische Signatur in der Praxis nicht durchsetzen. Was hat sich in der Zwischenzeit geändert?

Die Pandemie hat der E-Signatur generell grossen Rückenwind verschafft. Plötzlich haben alle realisiert, dass sie eine elektronische Lösung für Unterschriften brauchen.

Dokumente und Verträge, bei denen das Gesetz die Schriftform verlangt, müssen in der digitalen Welt mit der qualifizierten elektronischen Signatur (QES) signiert werden. Und gerade bei der QES wurde dieses Jahr ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht. Um mit der QES zu unterschreiben, muss man sich zuvor identifizieren lassen. Bis vor kurzem war in der Schweiz dafür eine persönliche Identifikation vor Ort erforderlich (anders in der EU, wo Video-Identifkation schon seit Jahren die Regel ist) – ein zu grosses und kostspieliges Hindernis. Schon während Corona hat der Bund diese Herausforderung erkannt und Massnahmen ergriffen. Seit März dieses Jahres ist die Video-Identifikation auch in der Schweiz definitiv gesetzlich verankert.

Seit Januar 2005 gilt das Bundesgesetz über die elektronische Signatur, ZertES. Was musste Skribble erfüllen, um auf die zertifizierte Liste der anerkannten Anbieter*innen und Zertifizierungsdienste zu kommen?

Skribble ist ein Anbieter für E-Signaturen, der die Zertifikate von anerkannten Zertifizierungsstellen wie Swisscom oder A-Trust nutzt. Unsere QES-Zertifikate für die Schweiz stammen alle von Swisscom – einer der vier Zertifizierungsstellen, die bereits auf der Liste der vom Bund anerkannten Anbieter*innen steht. Skribble ist als reiner Anbieter von E-Signaturen somit seit der Gründung «indirekt» auf dieser Liste vertreten.

Was müssen Firmen genau tun, um mithilfe von Skribble digital unterzeichnen zu können?

Signieren mit Skribble ist ganz einfach und schnell. Mit wenigen Klicks kann man jede Art von Vertrag sofort und von überall unterschreiben, auch wenn das Gesetz die Schriftform verlangt. 

Es gibt drei Arten von E-Signaturen. Was unterscheidet sie?

Die drei Standards variieren hinsichtlich ihres Einsatzgebiets und ihrer Beweiskraft.

  1. Die qualifizierte elektronische Signatur (QES) ist der handschriftlichen Unterschrift rechtlich gleichgestellt. Sie maximiert die Beweiskraft Ihrer Verträge und kommt zum Einsatz, wenn das Gesetz die Schriftlichkeit verlangt.
  2. Die fortgeschrittene elektronische Signatur (FES) ist rechtsgültig bei Verträgen, bei denen das Gesetz keine spezielle Form vorschreibt, aber hohe Beweiskraft erwünscht ist.
  3. Die einfache elektronische Signatur (EES) kommt zur Anwendung, wenn ein geringes Haftungsrisiko vorliegt.
Wie sicher sind digitale Signaturen?

Digitale Signaturen sind sicherer als handschriftliche Signaturen.

Bei der Unterschrift auf Papier ist es der jeweilige Schriftzug, der die Echtheit garantieren soll. Denn diesen täuschend echt nachzumachen ist nur schwer möglich. Anders ist es in der digitalen Welt: Das Bild des Schriftzugs – etwa bei einer eingescannten Unterschrift – kann man leicht kopieren und vervielfachen. Deshalb wird die Echtheit bei sicheren digitalen Unterschriften durch verschlüsselte elektronische Daten garantiert, die in einem Zertifikat enthalten sind und dem Dokument hinzugefügt werden.

Eine digitale Signatur stellt Folgendes sicher:

  • die Identität des Signierenden
  • die Willensbekundung des Signierenden
  • die Integrität des Dokuments

Bei allen drei E-Signatur-Standards von Skribble ist die Integrität des Dokuments gesichert. Bei der FES und der QES sind die anderen zwei Parameter stärker, wobei QES die maximale Beweiskraft bietet.

Wurden Unterschriften von Skribble schon gehackt?

Nein, das wäre nicht gut (lacht). Es ist dank höchster Sicherheitsmassnahmen praktisch ausgeschlossen, dass dies passiert.

Gelten Ihre Unterschriften auch im Ausland?

Unsere Unterschriften gelten weltweit.

Die Teilrevision des Versicherungsvertragsgesetzes VVG macht es seit dem 1.1.2022 möglich, Versicherungsverträge digital zu unterzeichnet werden.

Welches Potential hat die E-Signatur im Versicherungswesen?

Das Potenzial ist enorm: Das haben auch die Versicherungen erkannt, die uns rege nutzen. Darunter sind etwa Helvetia, die Mobiliar, Korean RE, Baloise. Einige davon sind auch unsere Investoren.

Ist ein im Büro unterzeichneter Versicherungsvertrag, welcher eingescannt und dem Kunden per E-Mail übermittelt wird, gültig?

Eine eingescannte Signatur gilt als eine einfache elektronische Signatur, d.h. ein Versicherungsvertrag, der per Gesetz kein Schriftformerfordernis hat, kann mit einer eingescannten Signatur rechtsgültig abgeschlossen werden.

Eine eingescannte Signatur hat aber wenig rechtliches Gewicht. Sollte es zu einem Gerichtsfall kommen, wird das eingescannte Dokument nur als Kopie gewürdigt und der Vertrag auf Papier muss als Original vorgewiesen werden. Aus diesem Grund greifen die meisten Versicherer auf die QES zurück, also den E-Signatur-Standard mit der höchsten Beweiskraft.

Welche Hürden zur Einführung von E-Signaturen existieren im Versicherungsmarkt?

Aus unserer Sicht gibt es keine Hürden mehr, wie unsere aktiven Versicherungskunden beweisen. Sie nutzen Skribble für unterschiedliche Prozesse, auch für Policen.

Wie viele Versicherer und Broker nutzen Ihr Produkt?

Sehr viele. Die Versicherungsindustrie stellt eine unserer grössten Kundengruppen dar. Zu unseren Kunden zählen z.B. Helvetia, Mobiliar, Korean Re, CSS, Baloise, UNIQA RE und ECHO RE, um nur einige zu nennen.

Skribble schätzt die Einsparung durch die Verwendung der E-Signatur auf 80 Prozent. Wie kommen Sie auf diese Zahl?

Den Wert von 80 Prozent haben wir aus diversen Studien und internen Berechnungen abgeleitet. Je nach Anwendungsfall, Anzahl der Signierenden, etc. variiert der Wert.

Können auch Arbeitsverträge digital unterzeichnet werden?

Ja. Arbeitsverträge sind in der Schweiz an keine besondere Form gebunden (Art. 320 OR), soweit das Gesetz nichts anderes vorschreibt, wie etwa bei Leiharbeits- oder Kaderverträgen. Bei diesen Vertragsarten gilt die Schriftform, d.h. nur die QES kommt als digitale Signatur in Frage.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Das kommt ganz auf die Menge der Signaturen und den E-Signatur-Standard an. Bei uns kann man mit einer kostenlosen Testphase von 14 Tagen starten und dann flexibel nach oben skalieren. Informationen zu den Preisen sind auf unserer Homepage einsehbar.

Welche Verträge, Urkunden, etc. können nicht digital unterzeichnet werden?

In der Schweiz gibt es neben den Verträgen, die eine notarielle Beglaubigung erfordern, nur ganz wenige Dokumente, bei denen die elektronische Form ausdrücklich ausgeschlossen ist. Das wichtigste ist das Testament.

Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.

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Philipp Dick ist CEO  und Mitgründer des 2018 gegründeten Scale-up Skribble. Skribble AG ist einer der führenden europäischen E-Signatur-Services mit Sitz in Zürich (CH) und Karlsruhe (DE). Skribble liefert für jede Art von Vertrag die passende elektronische Signatur – auch dann, wenn das Gesetz eine handschriftliche Unterschrift verlangt. Dabei geht die Sicherheit nicht auf Kosten von Einfachheit: Jede Firma, unabhängig von Grösse und technologischem Know-how, kann mit der sicheren, rechtsgültigen und skalierbaren E-Signatur-Lösung von Skribble von den Vorteilen der digitalen Transformation profitieren.


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