Schwere Erdbeben und die Versicherungen

8. Januar 2024 | Aktuell Allgemein
Schwere Erdbeben: Während die Häuser auf der Linken Seite durch das Beben verwüstet wurden, fährt der Verehr auf der rechten Seite als wärer nichts gewesen.
Schwere Erdbeben: Während die Häuser auf der linken Seite durch das Beben verwüstet wurden, fährt der Verkehr auf der rechten Seite weiter als wäre nichts gewesen.

Erdbeben in Japan gelten als die teuersten Risiken für Versicherer. Am ersten Neujahrstag ereigneten sich im Land der aufgehenden Sonne ein Beben mit einer Stärke von 7,6 sowie mehr als 150 Nachbeben. Über die Anzahl der Todesopfer gibt es noch immer keine genauen Informationen, denn in der schwer betroffenen Künstenstadt Wajima auf der Halbinsel Noto werden noch viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Von 65 Opfern ist vorläufig die Rede.

Der Grund für die starken Beben in Japan liegt darin, dass dieses Land auf dem Grenzgebiet mehrerer tektonischer Platten liegt. Das grösste Erdbeben von der Stärke von 9,1 fand am 11. März 2011 vor der Ostküste Japans östlich von Honshu statt. Das Beben löste einen Tsunami aus, bei dem über 155 000 ihr Leben verloren. Die Flutwelle verursachte beim Kernkraftwerk Fukushima Daiichi den fast vollständigen Ausfall von vier der sechs Reaktorblöcke. Es kam zu einer Kernfreilegung und daraufhin zu einer Kernschmelze. In den ersten Tagen des Unfalls gelangten zudem erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe in die Umwelt. Die Katastrophe macht bis heute eine ganze Region unbewohnbar und galt in vielen Ländern der Welt als Grund für die Abkehr von Kernkraftwerken.

Europas grosse Erdbeben

In Europa kommen Erdbeben vor allem in der Mittelmeerregion vor. Die höchste Anzahl wurde am 6. Februar 2023 im Südosten der Türkei und im Norden Syriens registriert. Die Erde bebte rund 176 Mal im Süden des Landes und erreichte im vergangenen Frühjahr 2023 sogar eine Magnitude von 7.8 beim ersten und 7.5 im beim zweiten Beben. In beiden Ländern wurden im April 2023 insgesamt mehr als 59 259 Tote gezählt.

Die grössten Naturkatastrophen 2023 und der jüngeren Geschichte

Zu den grössten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr zählten Erdbeben, Überschwemmungen und Waldbrände. 2023 gilt als Jahr der Naturkatastrophen. Zu den weltweit grössten Katastrophen zählt das unterseeische Beben und der Tsunami am 26. Dezember 2004 vor Sumatra, bei welchem 226 408 ums Leben kamen. Der Meeresgrund hatte sich in sehr kurzer Zeit auf einer Strecke von 1200 Kilometern um bis zu 10 Metern angehoben. Das Erdbeben auf Haiti 2010 hatte 222 570 Tote zur Folge. Bei einem Sturm in Myanmar starben 138 366 Personen. Bei einem Erdbeben 2008 in China kamen 87 476 ums Leben.

Interessant ist auch die «Resilienz» eines Landes. In Japan beispielsweise gibt es viele Hochhäuser, die Erdbeben gut standhalten, da sie extra dafür konzipiert wurden. In Haiti sieht die Lage anders aus. Das Erdbeben in 2010 war so tödlich, da viele in selbstgebauten Häusern wohnten und es auch danach lange dauerte, bis Hilfe kam, da es nur wenig bis keine Notfallpläne gab. 

Was zahlten die Rückversicherer

SwissRe meldete für das erste Halbjahr wirtschaftliche Schäden von 120 Milliarden Dollar. Die schlimmste Katastrophe, gemessen an den wirtschaftlichen Schäden war das Erdbeben vergangenen Februar in der Türkei/Syrien. Nach einer Schätzung der Weltbank belaufen sich die wirtschaftlichen Verluste auf 34 Milliarden US-Dollar, die Kosten für die Versicherungsgesellschaften werden nach Berechnungen von Swiss Re auf 5,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigten sich in immer extremeren Wetterereignissen, erklärte der Rückversicherer. Er verlangte die Schutzmassnahmen an stark gefährdeten Stellen wie Küsten und Flüssen zu erhöhen.

Naturkatastrophen haben nach einer Schätzung des Schweizer Rückversicherers SwissRe im ersten Halbjahr weltweit Schäden von 120 Milliarden Dollar verursacht.

Bei der Munich RE reiht sich das erste Halbjahr 2023 in sehr schadenintensive vorhergehende Jahre ein: Der Gesamtschaden fiel mit 110 Mrd. US$ zwar geringer aus als in der ersten Hälfte 2022 (120 Mrd. US-Dollar), lag aber deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (98 Mrd. US-Dollar, inflationsbereinigt). Ähnliches gilt für die versicherten Schäden von 43 Mrd. US-Dollar (Vorjahr 47 Mrd. US-Dollar, 10-Jahres-Durchschnitt der Halbjahre: 34 Mrd. USDollar).

Weniger als 40 Prozent der Gesamtschäden des ersten Halbjahres waren versichert – ein Hinweis auf die unverändert grosse Versicherungslücke in vielen Ländern bei vielen Naturgefahren. Im Durchschnitt der ersten Halbjahre von 2013–2022 trugen die Versicherer rund 35 Prozent der weltweiten Schäden.

«Die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien zeigt, wie notwendig stabile, sichere Bauten sind. Es geht in erster Linie darum, Menschenleben zu retten. Im zweiten Schritt gilt es, bei derartigen Katastrophen auch Schäden zu verringern» sagt Thomas Blunck, Vorstandsmitglied bei der Munich RE.

Binci Heeb

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