Schweizer Versicherungen und die Einheitskasse

15. Januar 2024 | Aktuell Allgemein
Gesundheitssystem in der Schweiz: Die Bevölkerung hat bereits vier Mal gegen eine Einheitskasse gestimmt.
Gesundheitssystem in der Schweiz: Die Bevölkerung hat bereits vier Mal gegen eine Einheitskasse gestimmt.

Nachdem die Krankenkassenprämien 2024 im Schnitt um 8,7 Prozent gestiegen sind und eine mittleren Prämie von 359.50 Franken pro Monat betragen, wissen viele Schweizer Betroffene nicht mehr, wie sie diese Belastung noch bezahlen sollen. In einer Umfrage der Universität Basel halten 68 Prozent der Schweizer nichts vom Wettbewerb bei den Krankenkassen. Der Wunsch nach einer Einheitskasse wird nun lauter.

Ob Einheitskasse, staatliches Gesundheitssystem oder verschiedene Krankenkassen, die in Konkurrenz zueinander stehen, die Bedingungen bei der Krankenversicherung sind in vielen Ländern unterschiedlich geregelt.

Das Schweizerische Stimmvolk hat eine Vorlage zu einer staatlichen Einheitskasse bereits viermal abgelehnt: 1994 waren es 77 Prozent, 2003 geringfügig weniger bei 73 Prozent, 2007 waren es noch 71 Prozent und schliesslich 2024 61,5 Prozent, die «Nein» stimmten. Damit ist klar ersichtlich, dass die hiesige Bevölkerung sich für Wettbewerb sowie solidarisch finanzierte Grundversicherung ausgesprochen hat.

Im Ausland existieren Einheitskassen zum Teil bereits

Eine Einheitskasse kennen Länder wie Dänemark, ohne freie Arztwahl. Auch Schweden kennt nur die Einheitskasse. Die Bewohner dort zahlen weltweit fast die höchsten Sozialabgaben Europas. In Frankreich hingegen gibt es gleich mehrere Systeme. Der Grossteil der Bevölkerung – rund 80 Prozent – sind in der staatlichen Nationalen Krankenkasse für Arbeitnehmende versichert. Es wird aus Beiträgen der Mitglieder, der Arbeitgeber und Steuern finanziert.

«Kostenlose» Gesundheitsversorgung

Länder wie Südkorea, Taiwan, Dänemark, Österreich, Japan, Australien, Frankreich, Spanien und weitere haben eine kostenlose Gesundheitsversorgung. Aber ist diese wirklich gratis? Natürlich nicht, denn sie wird indirekt durch Steuern finanziert. Wo die Grundversorgung kostenlos ist, sind in der Regel hohe Steuersätze und Sozialabgaben Pflicht. In Frankreich bezahlen Arbeitnehmer rund 23 Prozent ihres Gehalts an Sozialversicherungsbeiträgen und bis zu 45 Prozent Einkommenssteuer.

Wettbewerb der Krankenversicherungen

In einer Interpellation vom September 2023 fragt Nationalrätin Sarah Wyss, SP, ob der Wettbewerb zwischen den Krankenversicherungen nicht ad absurdum geführt werde. Per Anfang 2023 haben 1.1 Millionen Personen die Krankenkasse gewechselt, was einem Höchstwert seit 2010 entspricht. Auch für 2024 dürften rund 35 Prozent der Versicherten die Kasse gewechselt haben.

In der Stellungnahme des Bundesrats heisst es, dass mit einer Einheitskasse keine Wechsel mehr möglich wären. Allerdings würde auf diese Weise eine preisdämpfende Wirkung eines wettbewerblich organisierten Krankenversicherungssystems entfallen.

Als zentrales Argument für das aktuelle Krankenversicherungssystem gilt der Wettbewerb zwischen den Versicherungen und damit die Wahlmöglichkeiten der Versicherten. Die Bevölkerung wünscht sich ein Gesundheitssystem, das sie hervorragend versorgt, die Kosten dabei jedoch im Rahmen bleiben. Diesen Widerspruch gilt es zu lösen, doch dafür braucht es weder Politik, noch Kassen und Stimmbürger. Nötig wären Zauberer.

Binci Heeb

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