Rückversicherer zu Vertragserneuerungen im Fürstentum Monaco

13. September 2023 | Aktuell Allgemein
Rückversicherer trafen sich in Monte Carlo.
Rückversicherer trafen sich in Monte Carlo.

Traditionell trafen sich vergangene Woche die Rückversicherer im sonnigen Monte Carlo am Mittelmeer zum «Rendez-vous de Septembre» (RVS). Dort wurden die Vertragserneuerungen verhandelt, die im Januar 2024 umgesetzt werden.

Natürlich spielte das Erdbeben mit einer Stärke von 6,8 in Marokko am 8. September eine wichtige Rolle. Die Behörden gehen bisher von über 2800 Todesopfern aus. Mehr als 2500 Menschen sind verletzt, während Hunderte noch als vermisst gelten. Das Beben zählt zum stärksten in dem nordwestafrikanischen Land seit Jahrzehnten. Das Epizentrum lag im Atlasgebirge, etwa 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch und war sogar in der Hauptstadt Rabat und Casablanca sowie in Agadir zu spüren.

Erdbeben in Marokko: Grossereignis für die Rückversicherer?

Das Erdbeben in Marokko bewertet Fitch Ratings als «wahrscheinlich kein grosses Ereignis für die Versicherungs- und Rückversicherungs-Branche.» Während der RVS-Veranstaltung sagte Robert Mazzuoli, Direktor der EMEA-Versicherungsgruppe von Fitch Ratings: «Es ist noch zu früh und daher ziemlich schwierig, genaue Zahlen zu nennen.» Es sei eine grosse Katastrophe für die Menschheit, aber unwahrscheinlich, dass es zu einem Grossereignis für die Rückversicherungsbranche werde.

Branchenausblick von Swiss Re

Die Swiss Re kehrt nach überdurchschnittlichen Naturkatastrophen-Geschehen und schwacher Performance auf ein risikobereinigtes Preisniveau zurück, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Der Trend dürfe sich auch bei den nächsten Vertragserneuerungen fortsetzen. Der Rückversicherer geht davon aus, dass der Nichtleben-Rückversicherungsmarkt stärker wachsen werde als das Bruttoinlandprodukt (BIP). Zu den Gründen zählt die Swiss Re die Inflation und die Urbanisierung.

Weniger erfreulich, so die Prognose der Swiss Re, sind steigende Schäden durch Naturkatastrophen, die das Geschäft der Branche stark belasten würden. Die Ereignisse von 2023 auf der ganzen Welt hätten gezeigt, dass sich die Risikoprofile weiterentwickelten. Es sei davon auszugehen, dass es auch in den nächsten Jahren zu versichernde Schäden von 100 Milliarden Dollar geben werde.

Vergleich Erdbeben von Marokko und Türkei

Robert Mazzuoli vergleicht die wahrscheinlichen Verluste, die sich aus dem Erdbeben in Marokko ergeben, mit den verheerenden Erdbeben im vergangenen Jahr in der Türkei. Dort waren die wirtschaftlichen Verluste im hohen zweistelligen Milliarden-US-Dollar-Bereich. Man müsse beachten, dass Marokko über ein soziales Katastrophenversicherungssystem verfüge, das Haushalten und Organisationen über ein von der Weltbank unterstütztes System einen geringen garantierten Versicherungsschutz biete. Dabei handle es sich nur um eine grundlegende Versicherungsentschädigung, obwohl sie knapp neun Millionen Menschen gegen Körperverletzung bei Katastrophenereignissen absichere.

Die marokkanische Regierung hatte – mit Unterstützung der Weltbank – ein Sozialschutzsystem eingerichtet, um nicht versicherte Menschen über einen nationalen Solidaritätsfonds zu entschädigen. Es wurde geschätzt, dass der Fonds im Falle eines Erdbebens, das alle 100 Jahre auftritt, mit Auszahlungen in Höhe von etwa 600 Millionen US-Dollar rechnen muss.

Während in Marokko ein parametrischer Versicherungspool existiert, welcher der marokkanischen Regierung zugute kommt und voraussichtlich eine volle Versicherungsauszahlung in Höhe von 250 Millionen US-Dollar für die Infrastruktur vorweisen kann, lehnte der Grosse Rat in Basel-Stadt 2018 eine solche Versicherung ab. Die Basler Regierung verzichtete auf eine Weiterführung der Erdbebenversicherung für die kantonalen Liegenschaften. Der Grund dafür war ein deutlicher Prämienanstieg. Die neuen Prämien hätten sich auf 1,8 Millionen Franken pro Jahr belaufen.

Binci Heeb

Lesen Sie auch: Munich Re zum 3. Mal in Folge mit Spitzenplatz


Tags: #Erdbeben #Fitch Ratings #Marokko #Prognose #Rückversicherung #Swiss Re