«Nachhaltigkeit» bei Schweizer Versicherungsunternehmen

26. Februar 2024 | Aktuell Allgemein
«Nachhaltigkeit» bei Versicherungsunternehmen: Der ökologische Fussabdruck soll ein Indikator für Nachhaltigkeit sein.
«Nachhaltigkeit» bei Versicherungsunternehmen: Der ökologische Fussabdruck soll als Indikator für Nachhaltigkeit dienen.

Zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung sind die regulatorischen Anforderungen an Transparenz und Offenlegung von Informationen über die «Nachhaltigkeit» auch für die Versicherungswirtschaft noch gestiegen.

Im vierten Nachhaltigkeitsreport 2022 des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) identifizierte die Branche drei Bereiche in denen ein Beitrag zur «Nachhaltigkeit» geleistet werden kann: Neben der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Risikoanalyse und dem Underwriting sind dies die Begleitung der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Netto-Null sowie Transparenz und Zusammenarbeit in Nachhaltigkeitsfragen.

Entwicklung naturbasierter Lösungen

Im dem von WWF Schweiz und Deloitte Schweiz im September 2023 veröffentlichten Bericht «Underwriting our planet: how insurers can help address the crisis in climate and biodiversity» wird den Versicherungsunternehmen empfohlen, die Entwicklung von naturbasierten Lösungen und die Wiederherstellung von Naturwerten aktiv zu fördern. Angebote zur Versicherung von naturbasierten Lösungen und Naturgütern, vorzugsweise mit günstigen Bedingungen zur Förderung von Schutz und Widerstandsfähigkeit, sollen entwickelt werden.

Versicherungsunternehmen sollten keine Versicherungen für die umweltschädlichsten Bau- und Infrastrukturprojekte anbieten. Sie sollen die Aktivitäten von Versicherungsdienstleistungen ausschliessen, die die Ausweitung der Kohle-, Öl- und Gasförderung unterstützen. Es braucht klare Ausstiegstermine für alle Geschäfte im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen im Einklang mit dem IEA-Szenario «Netto-Null-Emissionen bis 2050».

Ebenso wichtig sei die Implementierung effektiver Governance-Strukturen für Biodiversitäts- und Klimarisiken und -auswirkungen, einschliesslich KPIs. Bei Versicherungsgeschäften, die grosse Auswirkungen haben und von Maklern geleitet werden, sollten die beteiligten Versicherungsunternehmen ihre eigene Umwelt-Due-Diligence durchführen und sich nicht nur auf die Due-Diligence-Prüfung der Makler verlassen.

Swiss Overshoot Day

Vergangenes Jahr fand der Swiss Overshoot Day am 13. Mai statt. Dieser Tag bedeutet: Wenn weltweit alle Menschen wie die Einwohner der Schweiz konsumieren würden, dann wäre an dem Tag bereits alles an Ressourcen verbraucht, was die Ökosysteme des Planeten Erde in einem ganzen Jahr erneuern könnten. Für die Regenerationskapazität bräuchte es fast drei Erden, um den Schweizer Konsum zu ermöglichen. Weil kontinuierlicher Overshoot (bzw. Überkonsum,) uns in eine Zukunft führt, die von verstärktem Klimawandel und zunehmender Ressourcenverknappung geprägt ist, muss jetzt sofort reagiert werden.

Der ökologische Fussabdruck (Ecological Footprint)

Mitte der 1990er Jahre entwickelten Mathis Wackernagel und William Rees den ökologischen Fussabdruck, der sich als Indikator für «Nachhaltigkeit» durchgesetzt hat. Er gibt an, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden. Der ökologische Fussabdruck zeigt, wie viele Hektaren Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche nötig sind, um die verbrauchten Ressourcen zu erneuern und die entstandenen Abfallprodukte zu absorbieren.

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Alle Schritte zur Herstellung einer Ware, von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion und den Transport bis zu ihrer Nutzung und Entsorgung werden als «ökologischer Fussabdruck» bezeichnet. Dabei werden nicht nur die in der Schweiz verbrauchten Ressourcen und verursachten Emissionen berücksichtigt, sondern auch jene im Ausland. Nicht enthalten sind die durch exportierte Güter und Dienstleistungen verursachten Umweltbelastungen, da sie nicht dem inländischen Konsum zuzurechnen sind.

Gemäss Lukas Stricker, Dozent und Studiengangsleiter des MAS Insurance Management am Institut für Risk & Insurance der ZHAW School of Management & Law, legt die Studie von Juli 2023 «Nachhaltigkeitserwartungen von Versicherungskunden an den Schweizer Versicherungsmarkt» Zeugnis davon ab, dass:  «Der nächste Schritt für die Versicherer darin bestehen muss, Nachhaltigkeit an die Kundenfront zu bringen, um dort die Transformation der Wirtschaft zu unterstützen.»

Binci Heeb

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