Medikamentenmangel: Zahlt die Versicherung beim Kauf im Ausland?

6. Januar 2023 | Aktuell Allgemein
Medikamentenmangel: hunderte rezeptpflichtige Medikamente sind momentan nicht oder nur erschwert erhältlich.
Medikamentenmangel: hunderte rezeptpflichtige Medikamente sind momentan nicht oder nur erschwert erhältlich.

Gleich mehrere Ursachen sind verantwortlich dafür, dass derzeit gewisse, zu einem wesentlichen Teil bekannte und wichtige Medikamente nicht verfügbar sind. Die Gründe sind höchst unterschiedlich: Corona sowie die Lockdowns in China, Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie die Lieferkettenproble-matik. Hunderte rezeptpflichtige Medikamente sind momentan nicht oder nur erschwer erhältlich.

Anders als während der akuten Phase der Corona-Pandemie ist in diesem Winter das Influenza-Virus weit verbreitet. Für die letzte Woche des vergangenen Jahres wurden dem Bundesamt für Gesundheit BAG 3567 Fälle mit positivem Influenza-Nachweis gemeldet. Die Zahlen dürften jedoch weit höher liegen, da längst nicht alle Grippekranken zum Arzt gehen und damit erfasst werden. Eines der grössten Probleme ist ausgerechnet die Medizin für Kinder. Beispielsweise fiebersenkender Sirup. Wegen des Medikamentenmangels sind Ärztinnen und Ärzte mittlerweile bereits gezwungen Medikamente selber im Ausland zu suchen.

Medikamentenmangel: Was fehlt?

Gemäss der acht Seiten langen Liste «Versorgungsengpässe Arzneimittel des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung BWL vom 4. Januar dieses Jahres fehlen fast 850 Medikamente. So mangeln wichtige Blutdrucksenker, Epilepsie- sowie Parkinson-Medikamente, Herzmedikamente und starke Schmerzmittel wie das Opioid-Analgetikum Fentanyl Mepha Matrixpflaster und Oxycodon-Mepha retard. Auch Antabus, ein Entwöhnungsmittel bei Alkoholabusus. Im Weiteren sind auch Medikamente für die Psychiatrie oder Parkinson nicht zu erhalten.

Wie erst kürzlich bekanntgegeben wurde, hat Swissmedic der Amino AG die Arzneimittelzulassungen sistiert, womit der Schweiz auch ein Versorgungsengpass mit Methadon bereits in den nächsten Wochen droht. Diese Tatsache verunsichert die rund 9000 Patient*innen, für die es kaum Alternativen gibt. 

Wenn Ärztinnen und Ärzte mittlerweile also Arzneimittel im Ausland bestellen, sind diese dort meist auch nicht vorrätig. Mehrere Apotheken sind dazu übergegangen einige einfachere Medikamente, zum Beispiel fiebersenkende Sirups für Kinder, wieder selbst herzustellen. Der Begriff «Rezept» erhält damit seine ursprüngliche Herkunft zurück. In einem Rundschreiben teilte das BAG gestern mit, dass von Apotheken hergestellte Fiebersirupe bei Lieferengpässen ebenfalls von den Krankenkassen übernommen werden müssen.

Medikamente als Patient selber im Ausland besorgen 

Wer sich auf den Weg ins Ausland macht, kann dort fündig werden, doch grosse Vorsicht bei Internetangeboten. Sicher gelten die physischen Apotheken vor Ort. Doch auch hier ist Vorsicht angebracht. Die Kosten für dort erworbene Arzneimittel werden von den Kassen nur vergütet, wenn sie die versicherte Person während eines vorübergehenden Auslandaufenthaltes aufgrund einer aktuellen Erkrankung benötigt.

Binci Heeb

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Tags: #Krankenkasse #Medikamentenmangel #Versorgungsengpässe