Männer leben gefährlicher als Frauen, zeigen die Untersuchungen der Suva

22. April 2022 | Aktuell Allgemein
Männer verunfallen öfter als Frauen
Männer verunfallen öfter als Frauen auf der Arbeit, weil sie gefährlicheren Berufen nachgehen.

In der Schweiz sind rund 270 000 anerkannte Berufs- und über 500 000 Freizeitunfälle von UVG versicherten Personen anerkannt. 2019, dem aufgrund der Pandemie letzten aussagekräftigen Jahr, verunfallten 194 403 Männer am Arbeitsplatz, viel mehr als die 69 989 Frauen, die während der Arbeit verunfallten. Bei Nichtberufsunfällen ist der Unterschied deutlich kleiner mit 320 169 Unfällen bei Männern und 231 851 bei Frauen.

Weshalb Männer bei Unfällen führen

2019 waren rund 65 Prozent mehr Männer von Berufsunfällen betroffen als Frauen. Bei den Nichtberufsereignissen ist der Unterschied geringer: Hier verunglücken knapp 28 Prozent weniger Frauen als Männer.

Die höhere Betriebs-Unfallquote bei Männern liegt ihrem höheren Anteil in gefährlichen und physisch stark beanspruchenden Berufen und Tätigkeiten. Nur wenige Branchen sind risikoreicher als die im Bau- und Forstwesen. Der häufigste Berufsunfall mit rund 70 000 Verletzten im Jahr ist das Aus- oder Abgleiten auf einem Gerüst. Dies entspricht jedem vierten Verunfallten im Beruf. Dicht darauf folgen Unfälle4, bei denen die Verunfallten von einem Gegenstand getroffen wurden.

Die gefährlichsten Berufe der Schweiz im Detail

Unfälle pro 1000 Vollbeschäftigte und Jahr (Durchschnitt 2010–2019 laut BVG)

Diese Rangliste zeigt nicht die absolute Anzahl Unfälle. Weil die Branchen unterschiedlich gross sind, wurde das Risiko pro 1000 Beschäftigte berechnet.
Tabelle: Quelle: Statistik der Unfallversicherung UVG  
Der gefährlichste Ort ist das eigene Zuhause: 250 000 Personen verunfallten 2019 zu daheim

Über eine Million in der Schweiz wohnhafte Menschen verletzen sich jedes Jahr bei Nichtberufsunfällen; rund 2400 sterben dabei. Diese Zahl ermittelt die privatrechtliche, wenn auch mit starker staatlicher Beteiligung, Stiftung Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU. Ein Viertel der Unfälle geschieht laut deren Studie im privaten Wohnbereich. Dies betrifft jährlich etwa 156 000 Frauen und 105 000 Männer. Sie erleiden beispielsweise Sturzverletzungen, Schnittwunden, Insektenstiche oder Tierbisse.

Die meisten Unfälle im privaten Wohnbereich ereignen sich in Wohn- und Schlafzimmern: rund 66 000 pro Jahr. Auf Treppen sind es mit rund 25 000 Unfällen zwar deutlich weniger – die Zahl ist aber relativ hoch, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit wir auf Treppen verbringen. 

Über 2000 Unfalltote im Haus- und Freizeitbereich

Viele Unfälle im Haus- und Freizeitbereich haben nur leichte Verletzungen zur Folge. Dennoch führen zehn Prozent der Fälle zu mittelschweren oder schweren Verletzungen und damit teils zu einer Invalidität. Im Jahresschnitt sterben dabei über 2000 Personen bei oder in Folge von Unfällen – mehrheitlich an den Folgen von Stürzen (1651 Todesfälle). Weit dahinter folgt die Todesursache Ersticken oder Ertrinken als zweithäufigste Kategorie tödlicher Unfälle (121 Fälle pro Jahr).

Wie bin ich finanziell geschützt?

Die Suva sowie 24 weitere Gesellschaften tragen in der Schweiz die obligatorische Unfallversicherung für Arbeitnehmende, aber nur bis zu einem genau festgelegten Minimalpensum. Der Höchstbetrag für Berufstätige ist so festgesetzt, dass in der Regel zwischen 92 und 96 Prozent der versicherten Arbeitnehmer*innen zu ihrem vollen Verdienst, aber bis maximal 148 200 Franken versichert sind. Personen mit geringerem Pensum sowie sämtliche  Nichterwerbstätige müssen sich selbst um einen solchen Schutz kümmern. Meist deckt jedoch deren Krankenkasse für die versicherten Leistungen mit Selbstbehalt und Franchise auch die Kosten bei einem Unfall. Das Gleiche gilt bei  Selbständigen. Hier ist zur Sicherheit eine genaue Abklärung durch Ihren Broker oder Versicherer unbedingt zu empfehlen. 

Was, wenn trotz der obligatorischen Verpflichtung der Arbeitgeber nicht für eine ausreichende Unfallversicherung sorgt?

Für solche Fälle hat der Gesetzgeber eine «Ersatzkasse» geschaffen. Alle Unfallversicherer zahlen einen bestimmten Anteil ihrer Prämieneinnahmen dort ein. Diese Ersatzkasse erbringt dann den nicht versicherten Arbeitnehmenden bei einem Unfall die gesetzlichen Versicherungsleistungen.

Hoffnung auf Besserung

2019 wurden 803 000 Schadenfälle registriert, was einen beispiellosen Rückgang von 7,6 Prozent bedeutet. Die grösste Zahl an Berufsunfallversicherten BUV und Nichtberufsunfallversicherten NBUV finden sich mit 74 Prozent im Handels- und Dienstleistungssektor, gefolgt von Gewerbe und Industrie mit gut 25 Prozent.

In wieweit die besseren Zahlen allerdings die pandemiebedingten Änderungen am Arbeitsplatz, die damit verbundene starke Nutzung vom Homeoffice und der Lockdown eine Rolle spielen, ist noch zu untersuchen. Es liegt noch keine wissenschaftlich gefestigte Studie vor.

Binci Heeb  

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