Long Covid in der Schweiz: Was wir über die Auswirkungen und die Unterstützung für Betroffene wissen

20. Februar 2023 | Aktuell Allgemein
Long Covid in der Schweiz: Was wir über die Auswirkungen und die Unterstützung für Betroffene wissen.
Long Covid in der Schweiz: Was wir über die Auswirkungen und die Unterstützung für Betroffene wissen.

Das muss auch die Versicherungen interessieren: Long Covid bezieht sich auf anhaltende Symptome und Auswirkungen, die nach einer akuten Infektion mit dem Coronavirus (COVID-19) auftreten können. Obwohl die meisten Menschen, die an COVID-19 erkranken, sich innerhalb von Wochen oder sogar Tagen erholen, können einige Menschen lange Zeit unter den Auswirkungen der Krankheit leiden.

thebroker.ch wirft hier speziell einen Blick auf Long Covid in der Schweiz, darunter Studien und Umfragen zur Prävalenz von Long Covid und die Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene. Ausserdem werden wir auf die Arbeit von Long Covid Schweiz eingehen, einer Organisation, die sich für die Unterstützung von Menschen mit Long Covid einsetzt und die Forschung in diesem Bereich fördert.

Zur Bedeutung

Long Covid bezieht sich auf anhaltende Symptome und Auswirkungen, die nach einer akuten Infektion mit dem Coronavirus (COVID-19) auftreten können. Im Allgemeinen bezieht sich der Begriff auf Symptome, die länger als 12 Wochen andauern, obwohl einige Definitionen auch längere Zeiträume vorschlagen. Die genauen Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein, aber zu den häufigsten gehören anhaltende Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schmerzen in Brust, Muskeln oder Gelenken, Konzentrationsprobleme oder Gedächtnisverlust, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel.

Long Covid ist ein relativ neues Forschungsfeld und es gibt noch zahlreiche Fragen dazu, wie viele Menschen betroffen sind, welche Mechanismen dahinter stecken und wie man am besten helfen kann. Forschende arbeiten jedoch intensiv daran, mehr über Long Covid zu erfahren und herauszufinden, wie man Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, am besten helfen kann. Vorweg: Stellt der Arzt eine solche ernsthafte physische oder psychische Behinderung fest, geht die Behandlung trotz gegenteiligen Gerüchten bereits heute zu Lasten der Krankenversicherung. Dazu später mehr in diesem Artikel.

Keine belegten Zahlen

Doch es ist schwierig, eine genaue Anzahl von Long Covid-Fällen weltweit zu nennen, da es keine einheitliche Definition oder Diagnosekriterien gibt und viele Fälle möglicherweise unentdeckt bleiben oder nicht gemeldet werden. Es ist jedoch bekannt, dass viele Menschen nach einer COVID-19-Infektion unter anhaltenden Symptomen und Beeinträchtigungen leiden.

Gemäss dem Robert Koch Institut in Berlin lassen aktuelle Studien (Stand: 31.1.2023) vermuten, dass gesundheitliche Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion, wie beispielsweise Long-Covid-Symptome und neu diagnostizierte Erkrankungen) insgesamt häufiger auftreten und länger anhalten als in Zusammenhang mit einer Influenza-Infektion. Darüber hinaus zeigen Menschen, die aufgrund von COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden mussten im Vergleich zu Hospitalisierten wegen einer saisonalen Influenza im Zeitraum von sechs Monaten nach der Infektion ein höheres Sterberisiko und eine höhere Inanspruchnahme ambulanter diagnostischer und therapeutischer Massnahmen.

Laut einer Studie, die im April 2021 im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht wurde, kann bis zu einem Drittel der Menschen, die COVID-19 hatten, länger als 12 Wochen unter Symptomen leiden. Es wird auch geschätzt, dass es weltweit Millionen von Menschen gibt, die von Long Covid betroffen sind. Die Forschung zu Long Covid ist jedoch noch im Gange und es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um genaue Angaben und Prognosen machen zu können.

Auch in der Schweiz fehlen genaue Daten

Tatsächlich gibt es auch in der Schweiz noch keine umfassenden Daten zur Prävalenz von Long Covid, da die Erforschung dieser Erkrankung relativ neu ist und die Diagnosekriterien zunächst standardisiert werden müssen. Einige Studien und Umfragen haben jedoch erste Einblicke in die Situation in der Schweiz gegeben. Eine Studie des Universitätsspitals Zürich aus dem Jahr 2021 ergab, dass rund 15 Prozent der hospitalisierten COVID-19-Patient*innen in der Schweiz nach 6 Monaten noch anhaltende Symptome aufwiesen. Die häufigsten Symptome waren Fatigue, Atembeschwerden, und körperliche Schwäche.

Eine Umfrage des Bundesamts für Gesundheit BAG im Jahr 2021 ergab, dass rund 25 Prozent der Menschen, die sich in der Schweiz mit COVID-19 infiziert hatten, auch nach mehr als einem Monat noch an Symptomen litten. Das BAG rät Post-Covid-19-Erkrankten bei Fragen ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt zu konsultieren. Diese/r überweist Patient*innen gegebenenfalls an eine spezialisierte Stelle für weitere Abklärungen.

Kosten und Versicherung

Das BAG schreibt, dass die notwendigen medizinischen Abklärungen und Behandlungen bei einer Post-Covid-19-Erkrankung von der Krankenkasse übernommen werden. Auf der Seite Sprechstunden und Rehabilitationsangebote finden die behandelnde Ärztinnen und Ärzte sowie Betroffene eine Liste mit spezialisierten Sprechstunden und Rehabilitationsangeboten in der Schweiz.

«Long Covid Schweiz»

Die Patientenorganisation «Long Covid Schweiz», die im April 2021 gegründet wurde, sieht dies weniger optimistisch. Ihrer Erfahrung nach sei es überhaupt nicht so einfach in Long-Covid erfahrene Ärztinnen und Ärzte zu finden und auch die Kosten liessen sich nicht so einfach zurückerstatten.

«Long Covid Schweiz» kämpft für folgende Ziele:

  • Anerkennung von Long Covid als Krankheitsbild neuroimmunologischer Ursache
  • Long Covid-Quantifizierung durch Register/Kohortenstudie
  • Medizinische Leitlinien zur Diagnose und Behandlung von Long Covid
  • Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft im Bereich Long Covid
  • Schaffung eines Förderungsfonds für interdisziplinäre Forschung zur Diagnostik, Versorgung, Epidemiologie, Mechanismen, Auswirkungen etc. von Long Covid
  • Schweizweit interdisziplinäre Long Covid-Sprechstunden und Reha-Programme
  • Unterstützung der Betroffenen und ihrer Angehörigen bei der Bewältigung
  • Klären der Verantwortlichkeiten bei den Behörden und der Ärzteschaft
  • Sensibilisierung und Aufklärung der Ärzteschaft, Bevölkerung, Behörden, Politik und der Öffentlichkeit

Zudem bietet «Long Covid Schweiz» eine Plattform für Betroffene, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Die Organisation setzt sich auch dafür ein, dass Long Covid als Krankheit anerkannt wird und fordert bessere Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Long Covid. Darüber hinaus arbeitet Long Covid Schweiz eng mit Forschern und medizinischen Fachleuten zusammen, um mehr über die Erkrankung zu erfahren und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Die Organisation beteiligt sich auch an internationalen Kooperationen, um sich mit anderen Long Covid-Organisationen und -Gruppen auszutauschen.

Binci Heeb

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