Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verringert sich langsam weiter

25. November 2022 | Aktuell Allgemein
Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verringert sich langsam weiter: Allerdings mit Verzögerung
Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verringert sich langsam weiter: Allerdings mit Verzögerung

Gemäss den neusten publizierten Zahlen des Bundesamtes für Statistik waren 2020 gut 60 Prozent der Arbeitnehmenden, deren monatlicher Bruttolohn für eine Vollzeitstelle unter 4000 Franken lag, Frauen. Auf der anderen Seite der Lohnpyramide standen im obersten Segment mit einem Bruttolohn von mehr als 16 000 Franken in erster Linie Männer. Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern ist also immer noch hoch, aber immerhin von 19 Prozent im Jahr 2018 um 1 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2020 gesunken.

Frauen verdienten 2020 durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, wobei die Lohnunterschiede laut Statistik nicht mehr vorwiegend auf das Geschlecht, sondern mittlerweile stark auf die Anzahl Dienstjahre, das Bildungsniveau oder die Bekleidung einer Kaderfunktion zurückzuführen sind. Je höher die Kaderfunktion, umso deutlicher die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern.

Wo der Lohnunterschied noch immer am grössten ist?

Während im privaten Sektor die Unterschiede im Lohn zwischen den Geschlechtern mit 19,6 Prozent stabil blieben, liessen sich je nach Wirtschaftszweig grosse Abweichungen feststellen. Diese betrugen im Gastgewerbe 8,7 Prozent, im Detailhandel 17,3 Prozent, in der Maschinenindustrie 21,5 Prozent und im Kredit- und Versicherungsgewerbe 32,4 Prozent. Einen Rückgang des Lohnunterschieds war im öffentlichen Sektor zu verzeichnen. Er reduzierte sich im Jahr 2018 von gut 18 auf 15 Prozent im Jahr 2020.

Unerklärte Lohnunterschiede

Doch die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern sind einerseits auf persönliche Merkmale wie Alter, Ausbildung und Dienstjahre zurückzuführen. Hier spielt zu oft noch das völlig veraltete Familienbild eine auslaufenden Rolle: Die Frau macht den Haushalt, der Mann das Geld. Andererseits hängen sie auch mit Merkmalen der im Unternehmen ursprünglich traditionell besetzten Stellen sowie dem ausgeübten Tätigkeitsbereich zusammen. Der unerklärte Anteil der Lohnunterschiede stieg 2020 um 2,4 Prozent an im Vergleich zum Jahr 2018. Der unerklärte Anteil der Lohndifferenz entsprach 2020 in der Gesamtwirtschaft 717 Franken brutto pro Monat.

Im privaten Sektor lag der unerklärte Anteil bei 724 Franken pro Monat etwas höher, wobei dieser aber je nach Wirtschaftszweig stark variierte. Im Gastgewerbe entsprach er beispielsweise im Durchschnitt vergleichsweise tiefen 255 Franken pro Monat. Im Detailhandel waren es monatlich 628 Franken, in der Maschinenindustrie 913 Franken und beim Kredit- und Versicherungsgewerbe betrug der Unterschied gar 1472 Franken. Ausgerechnet der öffentliche Sektor wiederum wies eine unerklärte Lohndifferenz von durchschnittlich 642 Franken pro Monat auf. 

Unerklärte Lohnunterschiede nach Unternehmensgrösse und Hierarchiestufe 

In der Gesamtwirtschaft fällt der unerklärte Anteil der Lohnunterschiede in Kleinunternehmen aus, obschon er sich zwischen 2018 und 2020 verringert hat, lag er in Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitenden höher als in Unternehmen mit mindestens 1000 Arbeitnehmenden. Steigen Arbeitnehmende in der Hierarchiestufe eines Unternehmens auf, verkleinert sich der unerklärte Anteil der Lohnunterschiede.

Auch wenn sich die negative Entwicklung gut anhört, gilt trotzdem beim genaueren Hinsehen: Der aktuelle Lohnunterschied beträgt gemäss der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung 2020 noch immer 13.8%.

Binci Heeb

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