InsurTech Israel: Kobi Bendelak ist CEO und Gründer

4. März 2024 | Aktuell Allgemein Interviews
InsurTech Israel's CEO Kobi Bendelak: "I like Switzerland because of the variety of people and their different languages which reminds me a bit of Israel".
InsurTech Israel's CEO Kobi Bendelak: "I like Switzerland because of the variety of people and their different languages which reminds me a bit of Israel".

InsurTech Israel unterstützt rund 200 Versicherungs-Start-ups. Bevor Kobi Bendelak die Firma aufbaute, gründete er ein Unternehmen, das sich zu einem der führenden Managing General Agents (MAG)  in Israel entwickelte. Er verkaufte die Firma mit nur 45 Jahren an Generali Group. Seine Aufgabe heute besteht darin, das Insurtech-Ökosystems in Israel zu stärken.

Kobi, Sie dienten 25 Jahre lang dem israelischen Militär, zuletzt als Kommandeur, und starteten daneben auch eine Karriere in der Versicherungsbranche. Was hat Sie dazu bewogen, gerade diese Branche zu wählen?

Das war ein Versehen. Ich hatte keinerlei Kenntnisse über die Versicherungsbranche, bevor ich als Versicherungsagent anfing. Einer meiner Soldaten in der Armee begann, sich über Versicherungen zu informieren, als ich ihn bat, eine Zeit lang in die Reserve zu gehen. Er schickte mir dann einen Brief mit allen Einzelheiten darüber, was er über Versicherungen gelernt hatte. Als ich beschloss, nach der Armee ein neues Leben zu beginnen, entschied ich mich, auch in der Versicherungsbranche zu arbeiten.

Was konnten Sie aus Ihren 25 Jahren beim Militär auf die Versicherungsbranche übertragen?

Eigentlich eine ganze Menge, nicht so sehr von der beruflichen Seite, sondern von der Management-Seite. Wie man Unternehmer ist, wie man sein Team führt, wie man seinen Zeitplan und seine Agenda verwaltet und wie man durch schwierige Zeiten kommt.

Generali machte Ihnen Anfang der 2000er-Jahre das Angebot Partner zu werden und Ihr Unternehmen «Reshef Insurance Broker» zu kaufen. Wollten Sie sich mit dem vielen Geld nicht auf die faule Haut legen?

(lacht) Nein, Anfang der 2000er Jahre verkaufte ich nur 50 Prozent und Generali bat mich, als Leiter des Unternehmens zu bleiben. Als ich 2015 gebeten wurde, die zweiten 50 Prozent der Anteile an Generali zu verkaufen, habe ich das getan. Ich war 45 Jahre alt, als ich in den Ruhestand ging.

Wie lange dauerte es, bis Sie sich gelangweilt haben und was haben Sie dann getan?

Nur einige Monate. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Am Anfang habe ich mein Leben genossen, aber es wurde sehr schnell langweilig. Ich beschloss, nach neuen Abenteuern zu suchen. Ich sagte mir, öffne dein Herz, dann würden gute Dinge geschehen. Und genau das passierte. Eines Tages erhielt ich eine E-Mail, in der ich zum Insurtech Meetup eingeladen wurde. Ich wusste damals nicht, was das war, aber ich nahm an. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mit InsurTech Israel begann.

Wie kam es, dass Sie anfingen, in Start-ups zu investieren?

Das war sehr einfach, denn am Anfang war es der einfachste Weg, sich einer neuen Branche zu nähern. Als Versicherungsvertreter wusste ich nichts über Technologie und die High-Tech-Szene. Einiges von dem, was die Leute mir erzählten, habe ich nicht verstanden. Ich musste es auf Wikipedia nachschlagen. Weder die Sprache noch die Kultur waren mir vertraut. Aber ich verstand, dass der einfachste Weg, sich der Branche zu nähern, darin bestand, ein Investor zu sein. So konnte ich mir ein grosses Netzwerk aufbauen und das Vertrauen der Leute gewinnen.

Was müssen Start-ups mitbringen, nach denen Sie suchen?

InsurTech Israel ist nicht nur ein Investmentfonds, sondern wir engagieren uns, unter anderem in der Beratung und organisieren Roadshows wie diejenige, die wir vor ein paar Wochen in Zürich durchgeführt haben. Wir sind auf der Suche nach allen InsurTech-Startups mit Sitz in Israel. Im Moment gibt es fast 200 von ihnen, da unsere Versicherungsbranche sehr vielfältig und gross ist. Wir unterstützen die Sparten Life, Cyber, Health, AI und Service Claims.

Wenn Sie Ratschläge für Insurtechs und Tech-Start-ups geben, was würden Sie ihnen empfehlen?

Mein erster Rat wäre, immer vorwärts zu gehen, an das zu glauben, was man tut, und eine grosse Leidenschaft für sein Ziel zu entwickeln. Es gibt viele gute Dinge, die man anfangs noch gar nicht sehen kann. Um ihnen zu begegnen, muss man immer weiter vorwärts gehen. Der zweite Ratschlag ist, das erste Jahr als Unternehmer aus zwei Perspektiven zu planen: Finanzen und Familie, denn am Anfang werden Sie viel Unterstützung von der Familie brauchen.

Anfang Februar 2024 waren Sie mit Start-ups aus dem Insurtech-Ökosystem Israel in der Schweiz und Deutschland. War das Ihr erstes Mal in der Schweiz?

Nein, das zweite Mal. Ich mag die Schweiz wegen der Vielfalt der Menschen und ihrer unterschiedlichen Sprachen, die mich ein wenig an Israel erinnern. Da ich mich sehr für die Natur begeistere, gefallen mir auch die schönen Landschaften in Ihrem Land.

Wie erfolgreich sind Ihre Roadshows?

Gute Frage! Sehr erfolgreich. Die letzte in der Schweiz und in Deutschland war in zweierlei Hinsicht sehr gut für uns: Erstens wurden wir aus israelischer Sicht von den Menschen sehr herzlich empfangen. Wir waren wegen der Situation in Israel sehr besorgt.

Zweitens war es aus geschäftlicher Sicht erstaunlich, denn was wir mit unseren Roadshows erreichen wollen ist, den Startups die Möglichkeit zu geben, mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Als Startup im Nahen Osten kann man kein Vertrauen aufbauen, indem man Leute auf Zoom trifft. Das Versicherungsgeschäft basiert auf Vertrauen. Wir planen eine nächste Roadshow in diesem Monat in den USA.

Wofür steht InsurTech Israel?

Unsere Aufgabe ist es, israelische Start-ups mit Sitz in Israel zu unterstützen. Wir wollen, dass sie wachsen und erfolgreich sind. Sie werden durch vier Säulen unterstützt: Die erste ist die Investition. Die zweite ist unser Insurtech Accelerator-Programm: Wir helfen Start-ups dabei, ihr Produkt zu schärfen und ihnen viele Türen zu öffnen. Zur Unterstützung haben wir Büros in Frankfurt, London und den USA. Der Business Development Hub bildet die dritte Säule. Wir widmen uns der Förderung der Zusammenarbeit zwischen israelischen Start-ups, Versicherungsunternehmen und Risikokapitalgebern aus aller Welt. Und zuletzt: Global Outreach: Über unsere Medienabteilung organisieren wir globale Roadshows, Delegationen und Konferenzen, um das israelische InsurTech-Ökosystem wirksam in Szene zu setzen.

Weshalb hat sich gerade Israel zu diesem Technologieriesen in der Insurtech-Branche entwickelt?

Das liegt an mehreren Dingen. Israel ist eine Startup-Nation, wir haben hier die gesamte Infrastruktur und es ist für Unternehmer in Israel einfacher, ein Unternehmen zu gründen. Es ist auch die Kultur, denn viele der Menschen hier haben eine unternehmerische Mentalität und scheuen keine Herausforderungen. Und schliesslich ist das Bildungssystem in Israel sehr gut.

Was die Insurtech-Branche betrifft, so basiert sie nicht nur auf Technologie. Insurtech bedeutet, Lösungen für grosse Probleme zu finden, und wir Israelis sind gut darin, diese Lösungen zu finden und Technologien zu implementieren.

Als Journalistin muss ich Sie auch nach dem Samstag, 7. Oktober fragen, der in Israel als Schwarzer Schabbat bezeichnet wird. Wo waren Sie zu diesem Zeitpunkt und wie erfuhren Sie vom Überfall?

Es gibt niemanden in Israel und keinen Juden auf der Welt, der diese Minuten vergessen würde. Es war Samstagmorgen, meine Frau und ich waren gerade erst vor ein paar Stunden aus dem Urlaub zurückgekehrt. Wir waren dabei zu besprechen, was wir an diesem Morgen tun wollten. Um 6.30 Uhr erhielten wir die Meldung über die Raketen, die im Süden Israels eingeschlagen waren. Am Anfang dachte ich, dass es sich um Fake News handelt, aber ich habe sehr schnell verstanden, dass es wahr ist.

Vielen Dank für das Interview, Kobi, machen Sie es gut und geben Sie Acht.

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