Inhouse-Broker: Was tut er? thebroker spricht mit Tolga Ece, Präsident VIB

30. September 2022 | Aktuell Allgemein Interviews
Inhouse Broker: thebroker spricht mit Tolga Ece, Präsident VIB über den Beruf.Was macht ein Inhouse Broker? «thebroker» spricht mit Tolga Ece, Präsident VIB
Inhouse-Broker: thebroker spricht mit Tolga Ece, Präsident VIB über den Beruf.

Die VIB ist die Vereinigung Schweizerischer Versicherungs-Inhouse-Broker nam­hafter Unternehmen in der Schweiz. Sie vertritt die Interessen der Inhouse-Bro­ker gegenüber der Versicherungswirtschaft, des Schweizerischen Versicherungs­verbands SVV, der Swiss Insurance Brokers Association SIBA und der Finanz­marktaufsicht FINMA.

Herr Ece, seit wann arbeiten Sie als Versicherungs-Inhouse-Broker?

Angefangen habe ich im Jahr 2002 bei der Firma Rieter Management AG. Wir betreuten damals von Winterthur aus alle Standorte des Konzerns weltweit in Versicherungsfragen und im Bereich des Risikomanagements. Seit 2009 leite ich das Kompetenzzentrum Risiko- und Versicherungsmanagement der Stadt Zürich.

Seit wann existiert die Vereinigung von Versicherungs-Inhouse-Brokern VIB und was ist deren Nutzen?

Gegründet wurde unsere Vereinigung im Jahr 1993. Sie ging aus der noch heute bestehenden SIRM hervor. Unsere Mitglieder profitieren von einem enormen Fachwissen und einem kollegialen Netzwerk. Wir treffen uns halbjährlich und tauschen uns auch sonst häufig über Entwicklungen und aktuelle Fragestellungen in der Branche aus.

Wie entstand der Beruf Inhouse-Broker?

Die Berufsgattung «Versicherungs-Inhouse-Broker» entstand zweifellos aus einem Bedürfnis von Grossunternehmen heraus. Durch die Komplexität dieser Organisationen brauchte es eigene Fachleute, die einerseits die Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, aber auch die damit verbundenen Risiken kannten und den richtigen und professionellen Umgang mit diesen sicherstellen mussten.

Wie viele Mitglieder sind bei der VIB registriert?

Wir zählen aktuell 26 Mitgliedsfirmen und sind stolz, Firmen aus Branchen wie Industrie, Detailhandel, Bau, Grossverteiler, Finanzen, Energie, Transport sowie diversen öffentlich-rechtlichen Institutionen zu unseren Mitgliedern zählen zu dürfen.

Weshalb sind Inhouse-Broker von der Registrierungspflicht befreit?

Sie haben kein primäres kommerzielles Ziel bei der Beratung und beim Einkauf von Versicherungslösungen. Sie sind stattdessen der eigenen Unternehmung oder Organisation verpflichtet. Aufgrund der fehlenden finanziellen Ausrichtung müssen sie nicht, wie beispielsweise unabhängige Versicherungsbroker, reguliert werden.

Welcher Unterschied besteht zwischen einem Inhouse- und einem normalen Versicherungsbroker?

Der Versicherungsbroker hat ein Interesse, möglichst viele Mandate von unterschiedlichen Kund*innen zu zeichnen, die in Versicherungsfragen und Risikoberatung gegen entsprechende Bezahlung unterstützt werden. Der Inhouse-Broker dient in der Regel ausschliesslich der eigenen Unternehmung oder Organisation. Sie sind hauseigene Kompetenzzentren und erste Anlaufstelle bei Fragen zu Versicherungen, Risk Management und bei Schadenfällen. Sie kennen die Risiken und Chancen ihres Arbeitgebers. Ein externer externer Versicherungsbroker kann sich dieses vertiefte Wissen kaum aneignen.

Welche Voraussetzungen müssen Broker der VIB erfüllen, um Mitglied zu werden?

Grundsätzlich sind alle für grosse Unternehmen tätige Versicherungs-Inhouse-Broker willkommen. Sie müssen zumindest wesentliche Teile des Versicherungswesens betreuen und sich verantwortlich zeichnen. Zudem muss das Unternehmen oder der Versicherungs-Inhouse-Broker seinen Sitz in der Schweiz oder dem Fürstentum Lichtenstein haben.

Welche konkreten Aufgaben erledigen Inhouse-Broker?

Die vielfältigen Aufgaben des Versicherungs-Inhouse-Brokers beginnen bei der Beratung und Bedarfserhebung bis zur Ausschreibung und Beschaffung von nationalen oder internationalen Versicherungslösungen aller Branchen. Die Schadenregulierung gehört ebenfalls zu den Kernaufgaben. Die meisten Mitglieder unserer Vereinigung befassen sich ausserdem mit Risk Engineering, Enterprise Risk Management, Captive sowie mit weiteren verwandten Themen.

Wie finanzieren sie sich?

Die Finanzierung erfolgt in der Regel durch Courtagen. Einzelne Mitglieder verzichten auf eine externe Finanzierung.

Ab welcher Grösse eines Unternehmens lohnt es sich einen Inhouse-Broker zu beschäftigen?

Diese Frage wir häufig aufgebracht. Es gibt keine allgemein gültige Antwort dazu. Grundsätzlich macht ein Inhouse-Broker für Unternehmen mit einer gewissen Grösse und Komplexität Sinn.

Werden Brokerage-Dienstleistungen auch an Kund*innen ausserhalb der Broker-Firma angeboten?

Das gibt es durchaus. Sofern Versicherungs-Inhouse-Broker Fremdmandate eingehen, sind sie den regulären Versicherungsbrokern gleichgestellt und müssen sich registrieren lassen. Solche Fremdmandate sind aber meistens firmennahe Unternehmen, die sinnvollerweise ebenfalls vom Inhouse-Broker der Muttergesellschaft betreut werden.

Welche Dienstleistungen sind dies?

Das wird individuell vereinbart. Im Wesentlichen sind es die gleichen Dienstleistungen wie bei der Muttergesellschaft.

Wo schaffen Inhouse-Broker durch das Pooling von Risiken und den Abschluss von Rahmenverträgen einen Mehrwert?

Durch die zentrale Koordination und den Einkauf aus einer Hand können nicht nur Synergien genutzt werden. Es bestehen auch gute Chancen, die besten Versicherungsbedingungen zum besten Preis einzukaufen.

Tolga Ece (51) ist seit 1. April 2021 Präsident der Vereinigung der Schweizerischen Versicherungs-Inhouse-Broker V.I.B. Nach einer technischen Lehre folgten verschiedene Stationen bei Versicherungsgesellschaften. Tolga Ece absolvierte die Ausbildung zum Versicherungsfachmann mit eidg. Fachausweis und ist Associate in Risk Management (ARM) bei der Insurance Institute of Switzerland (IIS). Er leitet seit Anfang 2009 das Kompetenzzentrum Risiko- und Versicherungsmanagement der Stadt Zürich. Privat ist Tolga Ece verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er ist Privatpilot, fährt gerne Motorrad und ist Hobbymusiker in einer Rockband.

Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.

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