Helvetia integriert MoneyPark per sofort

8. September 2023 | Aktuell Allgemein Interviews
Martin Jara, CEO Helvetia Schweiz. Bild: ©Helvetia
Helvetia Schweiz CEO Martin Jara,«Wir beurteilen die Situation durchdacht und differenziert.»

Das 2012 gegründete Fintech MoneyPark ist auf Hypotheken und Immobilien spezialisiert. An zwanzig Standorten in der Schweiz zu finden, schafft es MoneyPark auf die erste Stelle, wenn nach «Hypothekenvergleich» gesucht wird. Nun spricht Helvetia von einem Ausbau der bereits führenden Stellung von MoneyPark und Helvetia und einer Bündelung des gemeinsamen Potenzials ihrer führenden Vertriebskraft. Sollte nicht eher von einem Misserfolg gesprochen werden?

thebroker spricht mit Martin Jara, CEO von Helvetia Schweiz.

Ist MoneyPark und Helvetia die Bündelung von Potenzial und Ausbau der führenden Stellung oder nicht doch eher ein Misserfolg?

MoneyPark ist die marktführende Plattform im Bereich Hypothekar- und Immobilienberatung in der Schweiz und zentraler Anker des Ökosystems Home von Helvetia. Die Teilintegration von Backoffice-Funktionen sowie die Bündelung der Vertriebskraft und der Expertisen von MoneyPark und Helvetia sind ein unternehmensstrategisch logischer Schritt, um Wachstumsmöglichkeiten noch effizienter wahrzunehmen, mit dem Ziel, die Marktführerschaft weiter auszubauen. MoneyPark bleibt als Unternehmen und als Marke bestehen. MoneyPark steht als Marke auch künftig für eine umfassende und ausgewiesene Expertise in allen Fragen rund um die Immobilie. Und unternehmerisch wird MoneyPark auch in Zukunft einen Fokus auf neue und innovative Produkt- und Servicelösungen für Endkunden und unsere Partner im B2B-Geschäft legen.

Wie viele Mitarbeitende bei MoneyPark werden ihren Job verlieren?

Unter Vorbehalt des Ergebnisses der Mitarbeitendenkonsultation bei MoneyPark wird die Bündelung der Ressourcen im Backoffice zu einem Abbau von voraussichtlich 25 bis 30 Stellen führen, dies bei insgesamt 240 Stellen. Die Anzahl Beratende in unserem Vertrieb wollen wir weiter ausbauen.

Inside Paradeplatz schreibt von einer «historischen Fehlinvestition». Stimmen Sie dem zu?

Wir beurteilen die Situation durchdacht und differenziert:

Die Hypothekarvermittlung ist ein Kundenbedürfnis und der Markt für anbieterunabhängige Hypothekarberater wird sich weiter positiv entwickeln. MoneyPark ist in der Vermittlung von Hypotheken die klare Nummer 1, eine Position, die wir nun durch die vertriebliche Stärkung und die schweizweit flächendeckende Präsenz noch näher bei unseren Kundinnen und Kunden anbieten werden.

Mit MoneyPark verfügen wir hierzu über das grösste Netzwerk an Finanzierungspartnern und die Beratungsplattform, die ihresgleichen sucht in der Schweiz.

Aus Kundensicht müssen wir uns bewusst sein, dass der Kauf einer Immobilie für die meisten Menschen die grösste Investition in ihrem Leben ist. Immobilienkauf, Finanzierungsregelung und umfassende Vorsorge- und Versicherungsberatung gehören daher zusammen. Zudem – und davon bin ich absolut überzeugt – sind Hypotheken, Immobilien und Vorsorge Themen, für die es eine Nähe zu den Kundinnen und Kunden braucht. Es braucht Vertrauen, persönliche Beratung, lokale Verankerung, kombiniert mit technolgischer Unterstützung. Über alle diese Voraussetzungen verfügen wir durch die Bündelung der Fähigkeiten von MoneyPark und Helvetia. MoneyPark ist ein Asset, das wir jetzt zur Entfaltung bringen werden, vor Ort, an all unseren Standorten.

Sie sprechen von Bündelung des gemeinsamen Potenzials. Weshalb haben Sie den Schritt nicht schon früher gemacht, bevor die Helvetia 27 Millionen Franken abschreiben musste?

Die Entscheidung, jetzt die führende Immobilienexpertise von MoneyPark mit dem breiten Vertriebsnetz von Helvetia zu kombinieren und entsprechende Synergien zu realisieren, basiert auf einer sorgfältigen Analyse des aktuellen Umfelds, der Opportunität sowie der bisherigen Zusammenarbeit. Und ist eine logische Konsequenz aus den Schritten, die wir seit 2016 gemeinsam gemacht haben. Wir sind der Überzeugung, dass nun der ideale Zeitpunkt für die Teilintegration ist.

Werden Sie noch mehr abschreiben müssen?

Wir haben sehr genau geprüft, welche Wertberichtigung notwendig ist. Würden wir heute davon ausgehen, dass weitere Korrekturen notwendig werden, hätten wir diese umgehend vorgenommen.

Hätte Helvetia nach dem Abgang 2022 des Gründers und langjährigen CEO von MoneyPark nicht hellhörig werden müssen?

Hellhörig wofür? MoneyPark ist und bleibt ein zentraler Anker unseres Ökosystems Home. Schliesslich sind wir weiterhin von den Wachstumschancen der unabhängigen Hypothekarberatung überzeugt.

Wird Helvetia-Mann Martin Tschopp auch weiterhin CEO von MoneyPark bleiben?

Martin Tschopp geniesst unser volles Vertrauen. Er hat diese strategische Weichenstellung initiiert und massgeblich vorangetrieben.

Noch Ende 2022 sagte er, dass sich die Expansion ins Immobiliengeschäft im Jahr 2020 und die Lancierung des Nr. 1 Immobilien & Hypotheken Ökosystems zusammen mit Credit Suisse und Helvetia absolut richtig erwiesen hat. Teilen Sie diese Meinung?

In der gesamten Führung von Helvetia teilen wir diese Meinung und sind überzeugt, dass die Expansion in das Immobiliengeschäft auf den Stärken von MoneyPark und Helvetia aufbaut. Sie ist ein logischer Schritt im Ausbau des Ökosystems Home. Die Kombination aus Expertise, Reichweite und Fähigkeiten der beiden Unternehmen ermöglicht es, ein umfassendes und marktführendes Kundenangebot aus einer Hand zu bieten.

Was sind nun die Pläne von MoneyPark und Helvetia?

Durch die Teilintegration bauen wir das Ökosystem Home weiter aus, steigern die vertriebliche Präsenz in der unabhängigen Hypotheken- und Immobilienberatung und stärken entsprechend den Zielen unserer Strategie helvetia 20.25 das Fee-Geschäft.

Sie planen das jährlich vermittelte Hypothekarvolumen von heute 3 Milliarden Franken in den nächsten fünf Jahren markant zu steigern. Was schwebt Ihnen vor?

Nebst der Erweiterung des Vertriebsnetzes durch die Integration in die Helvetia werden wir die Opportunität im Helvetia Kundenbestand verstärkt nutzen. Mittelfristig soll zusätzlich das Produkt- und Dienstleistungsangebot im Hypothekar- und Immobilienbereich weiter ausgebaut werden.

Werden die heute vorhandenen Standorte bleiben oder kommt es zu Schliessungen?

In Zukunft werden Kundinnen und Kunden sowohl in den MoneyPark Flagship Stores in Zürich, Lausanne und Genf als auch in MoneyPark Shop-in-Shops in Generalagenturen von Helvetia beraten und betreut. Durch die Nutzung der Infrastruktur des tief und breit verankerten Helvetia Vertriebsnetzes können die Kundinnen und Kunden künftig noch lokaler bedient werden.

Wenn man in der Suchmaschine «Hypothekenrechner» eingibt, wird Helvetia als zweite und MoneyPark erst als sechste aufgeführt. Erstaunt Sie das?

Es freut uns, dass sowohl MoneyPark als auch Helvetia eine starke Kundenwahrnehmung bei dem Thema Hypothekar- und Immobilienvermittlung geniessen. Zu beachten ist, dass die MoneyPark Plattform weit mehr als ein einfacher «Hypothekenrechner» ist. 

Zuletzt war die Rede davon, dass Mitarbeitende in der Westschweiz seit einigen Tagen auf ihren Lohn warteten. Können Sie dies bestätigen?

Nein, diese Aussage entbehrt jeglicher Grundlage.

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