Digitale Krankenversorgung: Angebot und Akzeptanz nehmen zu

29. März 2023 | Aktuell Allgemein
Digitale Krankenversorgung: Medizin und Administration digitalisieren.
Digitale Krankenversorgung: Medizin und Administration digitalisieren.

Medienmitteilung vom Maklerzentrum Schweiz AG vom 29. März 2023

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat durch die Pandemie weltweit einen kräftigen Schub erhalten. Auch in der Schweiz beschleunigt sich diese Entwicklung, und neue Angebote liefern den Patienten und Versicherten viel Mehrwert.

Die Covid-19-Pandemie hat in vielen Ländern Schwachstellen im Gesundheitswesen aufgezeigt. Gleichzeitig haben diese Extremsituation und die einhergehenden Lockdowns dazu geführt, dass digitale Gesundheitsleistungen schlagartig eine ganz neue Wichtigkeit erhalten haben. Vor Covid-19 diente die Digitalisierung im Gesundheitsbereich vor allem der Vereinfachung von Prozessen als Instrument zur Kostensenkung und der Verbesserung des Kundenerlebnisses. Doch während des Lockdowns – und des reduzierten Angebots der Spitäler und Arztpraxen – wurden digitale Konsultationen und andere Gesundheitsdienstleitungen für viele Patienten plötzlich zur einzigen Möglichkeit, medizinische Hilfe und Beratung zu erhalten. Dieser Trend hält weiter an, da viele Patienten die Vorzüge dieser Dienstleistungen schätzen gelernt haben.

Neue und effiziente Modelle ohne Arztbesuch

Die spezifischen Probleme und Entwicklungen sind von Land zu Land verschieden. In China und anderen Ländern, wo sich z.B. die Behandlung von Krebspatienten auf wenige grosse Zentren beschränkt, hatten Patienten und ihre Ärzte ausserhalb der grossen Städte keinen Zugang mehr zu Behandlungen und Medikamenten. Regierungen und Pharmaunternehmen arbeiten dort nun mit Hochdruck daran, für Ärzte und Patienten digitale Angebote zu entwickeln, so dass Ärzte auch in abgelegenen Gebieten Krebstherapien und andere komplexe Behandlungen vornehmen können. Solche «Remote-Lösungen» werden auch in Ländern mit hochentwickelten Gesundheitssystemen angestrebt; digitale und kostengünstige Gesundheitsberatung und -versorgung ist weltweit ein immer stärkerer Trend.

Auch in der Schweiz war der Zugang zu Spitälern und Ärzten während des Lockdowns begrenzt. Die Anzahl der Telefon- und Videoberatungen ist in die Höhe geschnellt. Während Telefonmodelle vor einigen Jahren noch eher verpönt waren, nutzen nun immer mehr Patienten digitale Angebote. Beim Telefonmodell beispielsweise verpflichtet sich der Versicherte, vor dem Arztbesuch per Telefon eine medizinische Beratungsstelle zu kontaktieren, was den Arztbesuch in manchen Fällen überflüssig macht. Im Gegenzug zahlt er niedrigere Krankenkassenprämien. Patienten gehen heute nicht mehr systematisch zum Hausarzt, sondern suchen vermehrt Medix-Zentren (Gruppenpraxen) auf oder wählen ein Telefon- oder Apothekenmodell. Diese Dienstleistungen wurden in den letzten Jahren stark ausgebaut. Allgemein erfordern Bagatelluntersuchungen nicht zwingend einen Arztbesuch und einfache Überweisungen funktionieren auch per Videoberatung. Viele Krankenversicherer bieten heute in der Grundversicherung flexible Modelle an, die ein Telefonmodell mit einem Hausarzt- und Apothekenmodell kombinieren. Der Patient kann somit von Fall zu Fall entscheiden, welche Anlaufstelle er als Erstes wählen möchte. Solche Modelle entsprechen dem Bedürfnis der Bevölkerung, da eine gewisse Flexibilität weiterhin gewahrt bleibt.

Diagnose und Datenaustausch per App?

Die Digitalisierung bietet in Sachen Diagnose von «einfacheren» Krankheiten grosses Potenzial. Verschiedene Krankenkassen sind dabei, zusammen mit entsprechenden Technologieunternehmen Geräte zu entwickeln, die eine einfache Messung verschiedener Werte ermöglichen. Instrumente, die der Patient an die Stirn halten kann, um die Temperatur zu messen, und Blutzuckermessgeräte sowie Diagnosegeräte für Entzündungen, z.B. in Ohren und Hals, werden rasch weiterentwickelt und vereinfacht. Unzählige Personen, auch gesunde, tragen Uhren, die die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Sauerstoffgehalt im Blut messen. Herzrhythmusstörungen und andere Anomalien können sofort erkannt und bei Wunsch direkt an den Arzt übermittelt werden. Gerade auch ältere Patienten mit Gesundheitsproblemen können so «rund um die Uhr» überwacht werden, auch wenn sie noch zuhause wohnen. Zudem wird ihnen der Gang zum Arzt erspart, für den sie oftmals auf Hilfe angewiesen sind.

Die Vorteile dieser neuen Anwendungen sind unbestritten. Zentral ist, dass solche Technologien und Geräte einfach zu bedienen sind – und dass der Datenschutz in jedem Fall gewährleistet ist. Dabei geht es nicht nur um den Datenaustausch zwischen Patienten und Ärzten, denn auch IT-Konzerne, Versicherer und Pharmaunternehmen wollen alle möglichst viele Gesundheitsdaten. Je mehr Daten der Forschung zur Verfügung stehen, desto bessere Medikamente und Behandlungen können entwickelt werden, wie auch die aktuelle Suche nach einem Covid-19-Impfstoff zeigt. Doch beim Verkauf und der Auswertung von Gesundheitsdaten von z.B. Apple-Geräten stellen sich verschiedene, nicht zuletzt ethische Fragen, – und ob die Patienten und Nutzer solcher Geräte und Apps wirklich wissen, was mit ihren Daten geschieht.

Davon zeugt in der Schweiz auch die Diskussion rund um die eHealth-Strategie und das elektronische Patientendossier. Mit der «Strategie eHealth Schweiz 2.0» wollen Bund und Kantone erreichen, dass von allen Einwohnern der Schweiz eine digitalisierte Krankengeschichte abrufbar wird. Im Mittelpunkt steht dabei das elektronische Patientendossier, das Spitäler, Rehakliniken, Pflegeheime und anderen Anbieter von Gesundheitsleistungen seit diesem Frühjahr allen Patienten anbieten müssen. Für Praxisärzte und Patienten ist die Datenerfassung zurzeit noch freiwillig; dies wegen grossem Widerstand des Berufsverbands der Schweizer Ärzte FMH. Durch das Sammeln der Daten sollen die Gesundheitsleistungen verbessert, Doppelspurigkeiten vermieden und Kosten gesenkt werden. Das Thema Datenschutz ist aber noch nicht zufriedenstellend gelöst.

Medizin und Administration digitalisieren

Einerseits ist das Ziel neuer Versicherungsmodelle und digitaler Angebote, die Notaufnahmen von Bagatellfällen freizuhalten und den Zugang zu Spezialisten nur wenn medizinisch notwendig zuzulassen. Andererseits sollen die Interaktion zwischen den einzelnen Dienstleistungserbringern besser koordiniert und somit auch Kosten gespart werden. Auf rein administrativer Seite ist die Digitalisierung schon weit fortgeschritten, obschon es bei den einzelnen Krankenversicherern diesbezüglich noch grosse Unterschiede gibt. Aber bei fast jeder Krankenkasse ist es inzwischen möglich, Rechnungen, Arztzeugnisse und Anträge elektronisch – teilweise per App – abzuwickeln. Seit Covid-19 werden Versicherungsanträge fast ausschliesslich online abgewickelt; Aufnahmeentscheide erfolgen teilweise schon Minuten später. Der Mehrwert solcher Lösungen ist für die Patienten und Versicherten klar erkennbar.

Die Pandemie hat der digitalen Krankenversorgung einen kräftigen Schub verliehen und die Akzeptanz in der Bevölkerung für digitale Konsultationen und Dienstleistungen ist deutlich gestiegen. Dieser Trend hat sich weiter fortgesetzt und dürfte auch weiter andauern und sich beschleunigen. Entsprechende Modelle werden auch durch finanzielle Anreize gefördert. Viele Krankenkassen sind parat – und auch ihre erfolgreiche Umstellung auf Home-Office verlief rasant und meist reibungslos. Auch heute arbeiten viele Angestellte zumindest teilweise im Home Office, was nicht zuletzt auch Kosten spart, da weniger Büroräume benötigt werden. Das ist eine positive Entwicklung. Neben den eingesparten Kosten können auch Abläufe effizienter gestaltet werden. Zu bemerken ist allerdings, dass im Einzelfall gewisse Fehler oder Probleme, die ein Mitarbeiter erkennen würde, im automatisierten Workflow untergehen und zu suboptimalen Lösungen führen können.

Die Schweiz steht punkto Digitalisierung im internationalen Vergleich sehr gut da. Zudem ist sie – vor allem die Region Basel – weltweit führend in der Entwicklung von neuen Medikamenten und Life-Science-Anwendungen. Das Schweizer Medtech-Ökosystem ist gross und dynamisch, und es zeichnet sich durch viele hochinteressante Start-ups aus. Diese Entwicklung wird einerseits durch die Nähe zu den traditionellen Pharmariesen begünstigt, die das Know-how und viele hochqualifizierte Arbeitskräfte liefern. Andererseits gehen viele Jungunternehmen aus dem universitären Umfeld hervor, wo Hochtechnologie erforscht und geschaffen wird.

Das Schweizer Gesundheitssystem ist nicht nur aus Kostengründen gefordert, die Digitalisierung voranzutreiben und das entsprechende Angebot auszubauen. Es muss von den innovativen und interessanten digitalen Möglichkeiten auch Gebrauch machen, um den sich verändernden Ansprüchen der Versicherten und Patienten gerecht zu werden.


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