Die Pandemie in Zahlen bis heute: Infos aus Gesundheit, Kultur und Kriminalität

2. August 2021 | Aktuell

Das Bundesamt für Statistik hat neue Informationen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie publiziert. Sie beziehen sich auf die Themenbereiche Gesundheit, Kultur und Kriminalität.

Ein erster Blick in die Übersichtsgrafiken zeigt, dass die zweite Pandemiewelle vom Spätjahr 2020 und Anfang 2021, bezogen auf die Anzahl Todesfälle, fünfmal stärker ausfiel, als die erste im Frühjahr 2020. Der Kulturbereich verlor im Vergleich zum Vorjahr rund 14 500 Arbeitsplätze und die häusliche Gewalt nahm während der ausserordentlichen Lage von März bis Juni 2020 um fünf Prozent zu. Hier die Zahlen im Detail:

Gesundheit der Schweizer Bevölkerung unter Covid-19

2,6 Millionen Menschen ab 15 Jahren in der Schweiz galten und gelten als besonders gefährdet durch Covid-19, weil sie an einer Vorerkrankung (Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung, chronische Atemwegs-Erkrankung, Krebs) leiden oder über 65 Jahre alt sind. Zwischen Februar 2020 und Juni 2021 wurden über 29’000 Personen mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert. Im Vergleich zu früheren, pandemiefreien Jahren verstarben rund 10’ 200 Personen mehr. Die Sterblichkeit war bei älteren Personen sogar 30-mal höher

Die zweite Welle kam mit grosser Wucht, gleich 5-mal so stark wie die erste. 83 Prozent der Arztpraxen waren gezwungen, zwischen März und April 2020 ihre Tätigkeit zu reduzieren oder vorübergehend ganz einzustellen, weil ein Grossteil der Nicht-Covid-Patienten zuhause blieb, oder bleiben musste. 35 Prozent der Berufstätigen bezogen zwischen März und Oktober 2020 Kurzarbeitsenstchädigung

Seit dem 2. Mai 2021 liegen die wöchentlichen Todesfallzahlen bei der 65-jährigen und älteren Bevölkerung wieder im erwarteten Bereich. Eine Gesamtbilanz der Todesfälle infolge von Covid-19 wird man erst nach Abschluss der Pandemie ziehen können, so es dann je ein echtes Ende geben wird.

Situation im Kulturbereich

Die Zahl der Arbeitsplätze für Kulturschaffende verringerte sich von 312’000 (2019) auf 298’ 000 (2020), was ein Minus von 14 500 bedeutet. Der Anteil der erwerbslosen Kulturschaffenden stieg um 0,6 Prozent und damit stärker als in der gesamten beschäftigten Bevölkerung. Die Zunahme war bei den kulturellen Berufen ausserhalb des Kultursektors (z.B. Berufe im Kultursektor wie Buchhalter in einem Theater) am ausgeprägtesten. Mit -17,2 Prozent besonders stark traf es selbständig Erwerbende mit einem kulturellen Beruf ausserhalb des Kultursektors (z.B. Grafikerin für eine Bank).

Im Vergleich zum Vorjahr waren 2020 in praktisch allen Bereichen der Schweizer Kinolandschaft enorme Rückgänge zu verzeichnen. Beim Angebot an neuen Produktionen waren dies -43 Prozent, bei der Anzahl Vorstellungen -49 Prozent und bei den Eintritten gar -65 Prozent. Letztere sanken von 12,5 Millionen (2019) auf 4,3 Millionen (2020). Dies entspricht einem Minus von 8,3 Millionen verkauften Tickets. Auch die Zahl von Erstaufführungen fiel von 499 (2019) auf 283 (2020), was einem Minus von 216 entspricht. 

Der deutlichste Rückgang wurde bei Filmen aus den USA mit -56 Prozent verzeichnet, nur halb so stark (-28 Prozent) war der Rückgang bei Schweizer Produktionen, wovon 2020 immerhin 51 in den Kinos gezeigt werden konnten. Die Anzahl europäischer Erstaufführungen sank in der selben Zeit um 43 Prozent.

Kriminalität in Viruszeiten

Während der ausserordentlichen Lage 2020 wurden spürbar weniger Straftaten als gewöhnlich registriert. Einzig im häuslichen Bereich wurden fünf Prozent mehr Straftaten (+155) gezählt, eine Zahl die ernst zu nehmen ist. Dagegen kam es an öffentlichen Orten zu fünf Prozent weniger Gewaltverbrechen (-315). Fahrzeugentwendungen ausgenommen, gingen die Diebstähle um 43 Prozent zurück (-11’720). Auch wurden 29 Prozent weniger Vermögensstraftaten (-16 249) verzeichnet und 37 Prozent weniger Verbrechen gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz (2 953). Schliesslich wurden noch 14 Prozent weniger Straftaten (2 378) gegen das Betäubungsmittelgesetz vermeldet.

Bedeutung solcher Zahlen

Diese aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik sind in den relativ wenigen ausgewiesenen Bereichen sicher aussagekräftig Sie bleiben jedoch Fotoaufnahmen und haben, was die effektive Belastung unserer Gesellschaft betrifft, nur Schlaglichtcharakter. Auch handelt es sich dabei um Zwischenbilanzen und keinen abschliessenden Bericht. Die global wütende Pandemie ist nicht zu Ende, im Gegenteil. Es scheint, dass ein nicht unbedeutender Teil der globalen Bevölkerung und zahlreiche Regierungen weder das Impfangebot noch nach wie vor bestehenden Auflagen oder die Empfehlungen der WHO zu wenig ernst nimmt, während in zahlreichen Staaten gar keine Möglichkeit besteht, sich zum Beispiel mit einer Impfung zu schützen hat. Zudem ist heute ungewisser denn je, welche Rolle die neu auftretenden Mutationen für uns alle bedeuten werden. Gewissheit gibt es nur eine: Covid-19 und seine direkten Verwandten werden uns noch sehr, sehr lange begleiten: Namhafte Fachleute sagen ein ganzes Leben. 

Statistiken verdienen eine grosse Beachtung bei den zu treffenden Massnahmen. Doch sie sind lediglich ein Fiebermesser, bieten selber weder Schutz noch Heilung. Und ihre Halbwertszeiten verändern sich dramatisch von Erhebung zu Erhebung.    

Binci Heeb


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