Davide Grimm: «Jeder Mensch hat das Recht auf eine unabhängige Beratung»

27. Oktober 2023 | Aktuell Allgemein Interviews
Davide Grimm,Geschäftsführer und Inhaber von Dübelstein Consulting AG, in seinem Büro in Dübendorf.
Davide Grimm, Geschäftsführer und Inhaber von Dübelstein Consulting AG, in seinem Büro in Dübendorf.

Vor gut vier Jahren und nach über vier Jahren in der Versicherungsbranche – unter anderem bei der AXA – hat Davide Grimm seine eigene Firma gegründet. Das primäre Ziel der Dübelstein Consulting AG ist es, die optimale und massgeschneiderte Lösung für finanztechnische Anliegen zu finden. Zum vierten Jubiläum schrieb der unabhängige Broker einen Post auf LinkedIn: «Heute Jubiläum! 4 Jahre selbstständig, kurz vor dem Burnout und die Lust ist mir vergangen…»

thebroker wollte von Davide Grimm, Geschäftsführer und Inhaber von Dübelstein Consulting AG, die Gründe für seinen Pessimismus wissen.

Herr Grimm, wie geht es Ihnen heute, konnten Sie eine Erschöpfungsdepression abwenden?

Mir geht es sehr gut, danke. Diese Überschrift war plakativ gemeint und sollte vor allem das Interesse der Leser wecken. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen, es sollte vor allem aber meine aktuelle Gefühlslage zum Ausdruck bringen.

Sie schreiben, dass Ihnen nach vier Jahren Selbständigkeit die Lust vergangen sei. Was tun Sie dagegen?

Die «Selbständigkeit» bringt tagtäglich viele Herausforderungen mit sich, man «kämpft» an verschiedenen Fronten. Teilweise sind es Schwierigkeiten mit Mitarbeitenden, Kunden oder Partnerfirmen, da geht es jedem gleich, aber was es in unserer Branche aktuell noch schwieriger macht, sind die zusätzlichen und neuen Regulierungen und Gesetze. Diese Veränderungen erschweren vor allem den unabhängigen kleinen Brokerfirmen das Leben zusätzlich. Aktuell motivieren mich vor allem die positiven Rückmeldungen der Kunden und geben mir die Bestätigung, dass unsere unabhängige Beratung Ihnen einen grossen Mehrwert gibt.

Weshalb beschreiben Sie die vergangenen Jahre als «Achterbahnfahrt der Gefühle» und als «Geisterbahn der Erlebnisse»?

Wer meine Unternehmensgeschichte bis jetzt mitverfolgt hat, der weiss, was in der Vergangenheit alles passiert ist. Viele ehemalige Mitarbeiter und Agenten sind gekommen, haben profitiert und sind wieder gegangen, dies hat mich jedes Mal wieder zurückgeworfen und ich musste wieder neu beginnen. Auch wurde ich von verschiedenen Partnerfirmen aus Gutgläubigkeit «über den Tisch gezogen». Im Nachhinein habe ich einiges daraus gelernt und viele Dinge angepasst und optimiert. Das Schöne ist, dass die Kunden uns zum grössten Teil treu geblieben sind.

Es gibt einige Jungbroker, die nach COVID, dem Angriffskrieg auf die Ukraine, den vielen Regulierungen der Finanzmarktaufsicht sowie den Branchenvereinbarungen die Reissleine gezogen haben. Weshalb machen Sie weiter?

Meine Vision: «Jeder Mensch hat das Recht auf eine unabhängige Beratung» treibt mich an, da ich tagtäglich sehe, wie gross der Mehrwert einer unabhängigen Beratung für einen Kunden ist. Die Begeisterung der Kunden, die in einer Beratung waren, spricht für sich.

Konkret sagen Sie, dass «mit den neuen Datenschutzgesetzen und den neuen Gesetzen der Vermittleraufsicht der Bogen langsam aber sicher überspannt wird». Erklären Sie doch genau, weshalb die Gesetze Ihnen so viel Kopfzerbrechen bereiten?

Jede Anpassung und jedes Gesetz führt gezwungenermassen zu Anpassungen der Prozesse. Dokumente müssen umgeschrieben werden, Agenten müssen geschult werden etc. In diesem Fall müssen teure Anwälte bezahlt werden, damit alles rechtlich einwandfrei weiterlaufen kann, es müssen in Zukunft zusätzliche Schulungen für die Mitarbeiter bezahlt werden etc. Am meisten Kopfzerbrechen macht mir aber die Ungewissheit, was wirklich kommt, denn das wurde bis jetzt von der FINMA noch nicht klar definiert und kommuniziert. Wenn solche Richtlinien dann innerhalb von zwei Monaten umgesetzt werden müssen, ist dies sehr mühsam.

Sie sind der Meinung, dass die Aufgaben als selbständige, unabhängige Broker bereits genug herausfordernd sind. Was müsste sich ändern?

Das Schwierigste an diesem Job im Privatkundenbereich ist der schlechte Ruf, der uns vorauseilt. In den vergangenen zwanzig Jahren gab es verschiedene Firmenkonstrukte, die unseriös gearbeitet haben, sich als unabhängige Broker ausgegeben haben, aber in Wirklichkeit Vermittler von Krankenkassen oder Lebensversicherungen waren. In den meisten Fällen haben sie den damaligen guten Ruf der unabhängigen Broker ausgenutzt, um ihre überteuerten Produkte den unwissenden Kunden zu verkaufen. Meiner Meinung nach wäre die Lösung ein «geschützter Berufstitel». Das heisst, wenn sich jemand Broker nennen will, dann muss er gezwungener Massen unabhängig sein, sonst macht er sich strafbar. Jeder, der ein gebundener Vermittler ist, muss sich auch so ausweisen, dass er für die Gesellschaft XY arbeitet auch wenn seine Firma einen neutralen Namen hat.

Ihrer Meinung nach will der Schweizer Staat gar nicht, dass die Schweizer Bevölkerung unabhängig und neutral beraten wird. Führen Sie diesen Gedanken etwas aus.

Wenn man als unabhängiger Broker gegenüber den gebundenen Brokern benachteiligt wird, werden sich einige aus finanziellen Gründen überlegen müssen, sich als gebunden zu melden, da sonst die Rechnung nicht mehr aufgeht. Obwohl der Mehrwert für den Kunden klar ersichtlich ist, wird dieser aber unter anderem durch die Offenlegung der Provisionen oder weiterer Einschränkungen und Vorgaben benachteiligt.

Wie sehen die Benachteiligungen unabhängiger Berater gegenüber den Gebundenen aus?

Wie diese ganz genau aussehen werden, ist leider bis jetzt noch nicht bekannt, da dies erst Ende Oktober 2023 kommuniziert wird. Bis jetzt wird aber vor allem von erhöhten Schulungszyklen und der Offenlegungen der Provisionen gesprochen.

Sie sagen: «Jeder Mensch hat das Recht auf eine unabhängige Beratung». Was tun Sie, wenn diese immer schwieriger wird?

Ich versuche dies solang es geht weiterzuführen, jedoch muss auch ich, wenn die Rechnung nicht mehr aufgeht, mein Modell wechseln, da man nicht von «Luft und Liebe» leben kann.

Man merkt, Sie sind ein Kämpfer, aufgeben ist keine Option. Wie wäre es, sich mit einem oder mehreren kleineren Brokern zusammenzuschliessen? Wäre die Last damit nicht auf mehrere Schultern verteilt?

Diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht und ich habe auch schon verschiedene Gespräche geführt. Die grösste Schwierigkeit besteht aber darin, unter welchem Namen das ganze weitergeführt werden soll. Die meisten, die ihre Firma seit mehreren Jahren aufgebaut haben, möchten nicht plötzlich Dübelstein Consulting AG heissen. Zudem möchte auch ich nicht, dass meine Firma plötzlich einen anderen Namen trägt, dann wären meine ganzen Marketingaktivitäten umsonst gewesen. Falls sich eine Leserin oder ein Leser so eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen könnte, darf sie oder er sich gerne bei mir melden, ich bin immer offen für Gespräche.

Ihr Motto lautet: Clever sein, Dübelstein! Weshalb haben Sie diesen Namen, der nach der Burg Dübelstein aus dem 12. Jahrhundert benannt wurde, gewählt?

Dieser Spruch lässt sich einfach merken, reimt sich und macht Sinn. 😉

Ich bin in Dübendorf aufgewachsen und war als Kind sehr oft auf der Burgruine Dübelstein am spielen. Als es um die Namensgebung meiner Firma ging, habe ich mir überlegt, dass ich einen Namen möchte, der einen Bezug zu meinen Wurzeln hat und er sollte seriös klingen. Zudem hatten die Burgherren von damals die Aufgabe, auf die Sicherheit der Bevölkerung zu achten und ihr Sorge zu tragen. Diese Aufgabe habe ich in der Gegenwart übernommen in dem ich die Bevölkerung richtig absichere. Daher «Dübelstein»

Die Webseite von Dübelstein ist sehr gut gestaltet und Google bewertet sie mit herausragenden fünf von fünf Sternen. Sie scheinen vieles richtig zu machen und wir wünschen Ihnen für die Zukunft viel Zuversicht und Erfolg.

Vielen Dank für die lobenden Worte. 😊

Ja ich lege sehr grossen Wert auf die Qualität unserer Beratung und die damit zusammenhängende Zufriedenheit der Kunden. Wo gearbeitet wird passieren immer Fehler. Die Kunst ist aber, wie man mit diesen Fehlern umgeht.

Davide Grimm: Seit 2011 im Sales, seit 2015 im Versicherungs- und Finanzbereich. Ausbildungen zum Versicherungsvermittler VBV sowie zum diplomierten Finanzberater IAF. Er kennt sich mit allen finanztechnischen Themen im Detail aus und kann daher vollumfassend und kompetent beraten. Seit 2019 selbständiger Broker mit der Dübelstein Consulting AG mit bis zu zehn Agenten.

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