BestFit: Interview mit einer der aussergewöhnlichsten und erfolgreichsten Unternehmerinnen Sonja Kohn

15. März 2024 | Aktuell Allgemein Interviews
BestFit-Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin Sonja Kohn.
BestFit-Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin Sonja Kohn.

BestFit ist eine Verhaltenswissenschaftsplattform, die seit 2015 Human Intelligence und Artificial Intelligence (AI) vereint. Die Geschäftsinnovation generiert die Art von Daten, die auch für Versicherungsunternehmen von Bedeutung sind. Im Mittelpunkt der Plattform stehen «Digital», «Data» und «Gamification». Während sehr viel über generative künstliche Intelligenz oder Generative AI gesprochen wird, gibt es erst wenige Anwendungsfälle. Eine davon ist BestFit.

thebroker spricht mit Sonja Kohn, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von BestFit.

Frau Kohn, Sie scheinen eine unglaublich umtriebige Unternehmerin zu sein. Aus Österreich stammend, haben Sie zusammen mit der UniCredit Bank Austria, Österreichs grösster Bank, erfolgreiche Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?

Ich habe von 1985 an ein paar Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt und wurde damals als «Die Wienerin der Wallstreet» betitelt, da ich die Anlaufstelle für österreichische Handelsdelegationen war. Daraus ist eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Bank Austria entstanden.

Ich hatte die Idee – das war damals ein Elefant mit sechs Beinen – einen Zero Coupon Bond aufzulegen, dessen Return an Standard & Poor’s angehängt war. Praktisch bedeutet dies, dass die Bank Austria, die damals ein AAA-Rating besass, einen Fond emittierte, der keine Zinsen zahlte, aber an den amerikanischen Markt angebunden war. Meine Idee kam der Bank sehr gelegen und das war die erste Zusammenarbeit zwischen uns.

1994 gründeten Sie das Finanzdienstleistungsunternehmen Medici und 1999 in einem Joint Venture mit Intesa Sanpaolo, Italiens grösster Bank, die Online-Plattform für Investmentfonds «Funds World».

Das war damals meine erste digitale Gesellschaft. 1999 liessen wir eine Marktanalyse machen, um herauszufinden, was in Europa noch fehlte. Ähnlich wie mit der Bank Austria, besass damals praktisch jede Bank in Europa schon internationale Produkte, die aber über Filialen verkauft wurden. Meine Idee war es damals, eine digitale Plattform zu kreieren, die internationale Fonds vertreibt. Während dies in den USA beispielsweise mit Charles Schwab bereits existierte, gehörten wir in Europa zu den ersten. Daraus entstand die erfolgreichste «Asset Gathering Machine» für Intesa, mit dem Resultat, dass sie mich auskauften und die Angestellten und Plattform in Intesa integrierten.

Die Medici GmbH war anfänglich eine von mir gegründete Vertriebsgesellschaft für Produkte der Bank Austria. Daraus ist 2003 die Bank Medici entstanden und gehörte zu 25 Prozent (+ eine Aktie) der Bank Austria und 75 Prozent (- eine Aktie) mir.

Die Tatsache, dass wir gut harmonierten, ist dadurch bewiesen, dass Eliano Lodesani, der bis vor zwei Jahren der COO von Intesa war, einer von den Personen ist, die mit mir zusammen bei Best Fit arbeiten.

Was treibt Sie an, immer wieder neue Unternehmen zu gründen?

Keine Ahnung, es ist meine Natur. Was immer ich mache, ist eine Antwort auf Marktnotwendigkeiten. Personal ist immer teurer geworden und somit war es mir wichtig, das Internet zu verwenden, um eine Demokratisierung des Service zu ermöglichen. Denn wenn man je nach Bank weniger als eine halbe oder eine ganze Million der Bank bringt, hat man nicht einmal einen Betreuer. Digital sind wir in der Lage auch Leuten mit kleinerem Portemonnaie einen personalisierten Service anzubieten.

Genauso, wie ich an die Digitalisierung glaube, bin ich der Ansicht, dass wenn all diese digitalen Initiativen von Metaverse über Generative AI langfristig erfolgreich sein sollen, müssen die Menschen sie auch mögen. Wenn man 100 Personen fragt, was sie gerne haben, erhält man 100 Antworten. Und gerade hier kommt BestFit ins Spiel. In einer Welt, wo man nicht mehr eine halbe Stunde monatlich mit einem Berater verbringt, erhält man trotzdem einen persönlichen Service.

Wer den Namen BestFit liest, ist geneigt, an eine Dating-Plattform zu denken. Hat das Unternehmen etwas damit zu tun?

Bei Dating-Plattformen versucht sich jeder von der besten Seite zu zeigen. Bei Human Resources denkt jeder nach, welche Antwort die beste sein könnte. Er oder sie ist nicht so, wie er oder sie wirklich ist. Die BestFit-Plattform hat nur indirekte Fragen. Zum Beispiel: Sie erhalten eine Einladung auf den Mond, wie ist ihre Reaktion? Als Antwort kann man zwischen: «Toll! Gehen wir», «Ich muss noch darüber nachdenken» und: «Nein, danke» wählen. Diese Art von Fragen erlaubt es uns, einen Rückschluss auf die Person zu ziehen, ohne dass Tendenzen kreiert werden. Die Entwicklung basiert auf nobelpreisgekrönter Wissenschaft.

Eine ideale Plattform auch für die Versicherungsbranche?

Was mir in den letzten paar Jahren gelungen ist, ist ein paar wunderbare Kunden zu finden, unter anderem die Zurich Insurance Gruppe. Wir haben auch mit Allianz und Wüstenrot gearbeitet. Bei BestFit sind wir nur zehn Personen. Glücklicherweise ist es mir auch gelungen, zwei Nobelpreisträger in diese Zusammenarbeit einzubinden. Gartner Research hat uns als «Cool Vendor» gekürt und als Insurtech prämiert.

Gleich zwei Nobelpreisträger in Ihrem Team?

Der eine ist Prof. Robert J. Aumann, der den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften für seine «Theorie der wiederholten Spiele, die unser Verständnis der Voraussetzungen für Kooperation erweitert», erhielt. Der andere ist Vernon L. Smith für die «Etablierung von Laborexperimenten als Werkzeug in der empirischen Wirtschaftsanalyse, insbesondere bei der Untersuchung alternativer Marktmechanismen». Er erhielt den Preis zusammen mit Daniel Kahnemann.

Was genau machen Sie bei BestFit?

Was wir machen ist «match», indem wir den BestFit zwischen Personen, Kunden, Produkten und Services eruieren. Mit unserem Team haben wird über 35 verschiedene Personencharakteristiken identifiziert. Zum Beispiel: Entscheiden Menschen rational oder emotional? Soll man ihnen ein Terminplan schicken? Eine Wettbewerbsanalyse oder ein Testimonial von einem glücklichen Kunden? Was ist der Grad an Kultiviertheit einer Person? Wie steht es um den «Risk Appetite», sind die Leute eher proaktiv, Optimisten oder Pessimisten?

Im Unterschied dazu, wo heute Data definiert wird und Fragen gestellt werden wie: wie alt man ist und wo man wohnt oder was man gekauft oder im Internet angeschaut hat, wollen wir nur die Person verstehen. Wollen wissen, was ihnen wichtig ist, wie sie Entscheidungen treffen oder wie mit ihnen kommuniziert werden soll. Diese Auskünfte sind für alle Industrien wichtig.

Sind Sie an strategischen Partnerschaften interessiert?

Ich bin nun in einer Phase, in der ich gerne einen strategischen Partner haben würde. In den letzten paar Jahren habe ich mich darauf konzentriert aufzubauen und einige, qualitativ sehr hochstehende, Kunden als «Proof of Concept» zu finden. Jetzt müssen wir skalieren. BestFit eignet sich für die gesamte medizinische Industrie, für Retail und die Versicherungsbranche. Wir sind auch eine Lösung für Compliance oder Callcenter, die Real-Time-Analytics von uns erhalten können. Kurz gesagt, sind unsere Möglichkeiten grenzenlos.

Auf der Webseite von BestFit steht, dass die Welt von «Big Data», wie wir sie kennen, tot ist und damit auch der konventionelle Altersbegriff. Was meinen Sie damit?

Ich glaube nicht, dass die Welt von «Big Data» tot ist, aber dass sie sehr limitiert ist, da sie einzelne Personen ignoriert. Ganz im Gegenteil zu «Big Data» ist BestFit in der Lage, Mikrodaten zu liefern.

Alter ist etwas enorm Relatives. Mein Mann (83) und ich beispielsweise sind sehr gesund und belasten deshalb die Krankenkasse nur wenig. Trotzdem fanden wird in unserem Briefkasten eine Reklame mit einem Alarmknopf und einer Gehhilfe. So geht es nicht! Es gibt Leute, die mit 25 Jahren alt sind und manche mit 80 jung. Ich glaube, dass der Fokus auf die Demografie sehr limitiert ist.

Was ist und macht BestFit?

BestFit ist eine generative KI-Plattform, die in nur zwei Minuten, über eine charmante Online-Experience, die Charakteristiken einer Person versteht. Diese Informationen geben wir an Kunden weiter, um damit die Kommunikation und Offerten zu personalisieren. Unser Chefwissenschaftler Prof. Dr. Moran Cerf, an der Columbia University Professor für Neurowissenschaften und Wirtschaft, sagt: «Wir machen Gedanken sichtbar, wandeln Informationen in Erkenntnisse um und erlauben es unseren Geschäftskunden mit den Gehirnen ihrer Kunden zu kommunizieren.»

BestFit ist eine innovative Lösung für die klassischen weissen Elefanten. Ich habe in der Zusammenarbeit mit Bank Austria und Intesa mit ihren 120’000 Angestellten gelernt, mit weissen Elefanten zu tanzen. Es braucht Geduld, Erfahrung und Respekt für existierende Strukturen, um Erneuerungen umzusetzen. Wichtig sind nicht neue Ideen, sondern neue Lösungen.

Am Ende der Fragen schicken wir der Person, die den Fragebogen ausgefüllt hat, einen Prompt von ChatGPT, der zum Beispiel folgende Informationen beinhaltet: Welche Sprache und wie viele Worte sollen verwendet werden? Was möchte die Versicherung erreichen? Und weitere. Nachdem die Person, die ungefähr 10 – 15 charmanten Fragen beantwortet hat, gibt die BestFit-Plattform einen Prompt zu ChatGPT.

Welchen Gewinn erzielen Versicherungsunternehmen durch die Anwendung von BestFit?

Zum einen ist es die Steigerung der Profitabilität, zum anderen mehr und zufriedenere Kunden sowie eine Effizienzsteigerung, da Agenten viel präziser auf den Kunden eingehen können und damit Zeit und Kosten gespart werden.

Einer unserer Schweizer Versicherungskunden erhält durch BestFit einen NPS (Net Promoter Score für Kundentreue und -zufriedenheit) von 56 auf 72 Prozent. Zudem halfen wir die Erneuerung von Policen um 7.5 Prozent zu steigern.

Für welche Anwendungsfälle für Versicherer ist Ihr Programm gedacht?

Einerseits im HR-Bereich für die eigenen Mitarbeiter, um Dream-Teams zu kreieren. Andererseits, um die Agenten effizienter zu machen oder das Programm wird für die Forschung genutzt. Eine der beliebtesten Anwendungsfälle ist aber das Marketing: die Gewinnung von Neukunden, der Verkauf von zusätzlichen Versicherungen und die Verlängerung von Policen.

Mit welchen Schweizer Versicherern arbeiten Sie zusammen?

Wie gesagt, mit der Zurich Insurance Group. Wir arbeiten lieber mit einer Gruppe intensiv zusammen und können ihr mit BestFit einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Wenn wir mit Konkurrenten im selben Land arbeiteten, würde es diesen Vorteil eliminieren.

Welche Informationen soll man über Kunden sammeln?

Bisher ist es so, dass wenn jemand zum Beispiel eine Reiseversicherung abschliesst, dieser dem Versicherer nicht sagen wird, dass er in seinem Urlaub Fallschirmspringen will. Was man deshalb zusätzlich sammeln müsste, sind die Informationen, auf die wir spezialisiert sind.

Was verstehen Sie unter «Emotionaler DNA»?

Unter normaler DNA versteht man Informationen über den Körper. BestFit ist ein Spiegelbild der Seele oder des Gehirns, ist also die psychische und nicht die physische DNA. Da jede Firma Unterschiedliches messen möchte, ist von unserer Seite viel akademische Arbeit nötig.

Fast zu schön, um wahr zu sein: Best Fit verspricht, Menschen glücklicher zu machen, Unternehmen mehr Geld verdienen zu lassen und die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen zu verbessern.

Wir können dies versprechen, weil unsere Plattform von WPP, einer der weltweit grössten Agenturen, geprüft wurde. Es wurden Menschen danach gefragt, ob die Einschätzung von BestFit über ihre Person stimmte. Im Durchschnitt lagen die Personen, die sich wiedererkannten, zwischen 78 und 97 Prozent. 31 Prozent der Leute sagten, dass sie überrascht waren, aber glaubten, die Einschätzung sei richtig. Dazu kommt, dass Gartner Research während 10 Monaten unsere Plattform einer Due Diligence unterzog. Schliesslich sind unsere Kunden mit unserer Arbeit sehr zufrieden.

Von Gartner Research wurden wir 2020 als Cool Vendor in Insurtech zwei Mal prämiert, einmal für Commercial Applications und einmal für Health Applications.

Sie reisen viel, sind in der Schweiz, Österreich, Italien und den USA unterwegs. Wo sind Sie am liebsten?

Immer dort, wo ich gerade bin.

Sonja Kohn, eine multidisziplinäre Unternehmerin, ist die Gründerin von BestFit, einer auf Verhaltenswissenschaften basierenden generativen KI-Plattform, die sich als führend in der digitalen Personalisierungstechnologie erwiesen hat. Sie wurde mit mehreren Branchenpreisen ausgezeichnet und integriert Nobelpreis-gekrönte Erkenntnisse, um die Feinheiten der Persönlichkeit und der Entscheidungsprozesse zu enthüllen. Die firmeneigenen Algorithmen von BestFit bieten beispiellose Möglichkeiten der Hyper-Personalisierung, die es Unternehmen und Regierungen weltweit ermöglichen, ihre strategischen Ziele zu übertreffen, indem sie ihre Zielgruppen auf einer zutiefst individuellen Ebene verstehen und ansprechen.

Mit ihrem visionären Ansatz, Marktchancen zu erkennen und zu nutzen, gründete sie erfolgreiche Unternehmen mit der UniCredit Bank Austria und, als Vorreiterin der Digitalisierung, mit Intesa Sanpaolo, Italiens grösster Bank. Als Beraterin der Wiener Börse und des österreichischen Wirtschaftsministeriums initiierte sie die Zusammenarbeit mit den Börsen in Dubai und Shanghai und wurde für ihre Leistungen mit dem Grossen Ehrenzeichen der österreichischen Regierung ausgezeichnet.

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