Arbeitsunfälle und Gesundheitsprobleme 2020

19. Oktober 2021 | Aktuell
Ein gefährlicher Beruf: Stahlarbeiter

Im vergangenen Jahr wurden sieben Prozent der Erwerbstätigen in den letzten zwölf Monaten Opfer mindestens eines Arbeitsunfalls. Die Hälfte davon wurde infolge dessen arbeitsunfähig.

Die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) befasst sich mit den Aspekten Arbeitsunfälle; Gesundheitsprobleme, die durch die Arbeit verursacht oder verschlimmert wurden; sowie Arbeitsbedingungen, die die körperliche Gesundheit oder das psychische Wohlbefinden gefährden können. Somit gibt sie Aufschluss über die Zusammenhänge zwischen den Arbeitsbedingungen und dem Gesundheitszustand der Bevölkerung. Die Ergebnisse wurden mit denen der letzten Erhebung 2013 verglichen.

Arbeitsunfälle bei jungen Erwerbstätigen

Das Unfallrisiko ist bei 15- bis 24-jährigen Erwerbstätigen, insbesondere bei den Lernenden, doppelt so hoch wie in den älteren Altersklassen. Obwohl diese Altersklasse nur 12 Prozent ausmacht, entfallen 23 Prozent der Arbeitsunfälle auf sie. Mit mindestens zwei Unfällen pro Person (34 Prozent) überdurchschnittlich häufig verunfallen die Jungen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen war mindestens einen Tag arbeitsunfähig.

75 Prozent der jungen Verunfallten sind Männer. Sie weisen ein nahezu dreimal höheres Unfallrisiko auf als gleichaltrige Frauen. Im Vergleich mit den älteren Erwerbstätigen lässt sich nur bei jungen Männern ein erhöhtes Unfallrisiko feststellen. 61 Prozent unter ihnen sind im Baugewerbe, im Handel und in der Reparatur von Kraftfahrzeugen tätig.

Durch die Arbeit verursachte oder verschlimmerte Krankheiten

An durch die Arbeit verursachten oder verschlimmerten Gesundheitsproblemen leiden 12 Prozent aller Erwerbstätigen.

36 Prozent der Erwerbstätigen nennen mindestens drei Arbeitsbedingungen, die ihre körperliche Gesundheit gefährden können. Dabei sind Männer (42 Prozent), insbesondere die 15- bis 24 jährigen (60 Prozent), vermehrt betroffen. 24 Prozent der Erwerbstätigen nennen zudem mindestens drei Arbeitsbedingungen, die ihr psychischen Wohlbefinden beeinträchtigen können. Hier sind Frauen (26 Prozent) stärker betroffen als Männer (22 Prozent), wobei junge Männer (11 Prozent) weniger betroffen sind als ältere.

Arbeitsbedingte Risiken für körperliches oder psychisches Wohlbefinden

Bei den Arten von Gesundheitsproblemen handelt es sich in sechs von zehn Fällen um Knochen-, Gelenk- oder Muskelbeschwerden in verschiedenen Körperteilen. 25 Prozent geben Stress, Depression oder Angstzustände an und der Rest fürchtet oder erlebt andere Gesundheitsprobleme. Zwischen den Geschlechtern besteht kein erwähnenswerter Unterschied. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Personen mit muskuloskelettalen Schmerzen zu, während jener mit Stress, Depressionen oder Angstzuständen abnimmt. Personen im Baugewerbe (68 Prozent) oder in der Land- und Forstwirtschaft (71 Prozent) leiden besonders häufig an muskuloskelettalen Schmerzen. Am meisten Schmerzen, Stress, Depressionen und Angstzustände finden sich in den Erziehungs- und Unterrichtsberufen sowie im Finanz- und Versicherungswesen.

Die beiden häufigsten Risiken für körperliche Gesundheit sind immer gleiche Bewegungen mit den Händen oder Armen (35 Prozent) und Tätigkeiten, die eine so starke visuelle Konzentration erfordern, dass sie zu körperlichen Schmerzen führen (33 Prozent). Männer (42 Prozent) sind dabei häufiger Risiken für körperliche Gesundheit ausgesetzt als Frauen (29 Prozent). Die beiden am häufigsten genannten Risiken, die das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen können sind starker Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung (38 Prozent) und Umgang mit zum Beispiel schwierigen Kund*innen, Patient*innen oder Schüler*innen (35 Prozent).

Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Erziehungs- und Unterrichtswesen sind fast doppelt so häufig einer starken emotionalen Belastung (Konfrontation mit schweren Verletzungen, Todesfällen) oder einer Belastung durch Mitleid (Konfrontation mit Elend, sozialen Problemen, schweren Schicksalen) ausgesetzt als Männer. In diesen beiden Berufen müssen Frauen häufiger mit schwierigen Personen umgehen und sind öfter von Schikane und Gewalt betroffen.

Risiken im Gesundheits- und Sozialwesen

Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen sind die einzigen, bei denen ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Personen mindestens drei Risiken für die körperliche Gesundheit und auch für das psychische Wohlbefinden ausgesetzt sind. Die grössten Risiken für die körperliche Gesundheit sind das Tragen von schweren Gegenständen oder Personen sowie eine schmerzhafte Arbeitshaltung. Zu den Risiken für das psychische Wohlbefinden gehören: Umgang mit schwierigen Personen, starker Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung, starke emotionale Belastung, schlechte Kommunikation oder Zusammenarbeit, Gewalt oder Androhung von Gewalt und Schikane sowie Mobbing.

Erwerbstätige, die Schichtarbeit verrichten, sind systematisch häufiger von Unfällen und anderen arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen betroffen. Zehn Prozent erlitten innerhalb eines Jahres einen Unfall, gegenüber 5 Prozent der Personen, die nicht Schicht arbeiteten.

Binci Heeb


Tags: #Arbeitsunfälle #Gesundheitsprobleme