Smile: Digitalversicherer expandiert und schaut in die Zukunft

9. Oktober 2023 | Aktuell Allgemein Interviews
Smile-CEO Pierangelo Campopiano mag kein Blabla.
Smile-CEO Pierangelo Campopiano mag kein Blabla.

Gegründet 1994, damals noch als Telefonverkäuferin, trat Smile 2014 der Helvetia Gruppe bei. Als grösster Digitalversicherer der Schweiz bietet Smile seit dem 18. September 2023 seine smile.car-Versicherung in Österreich an. Erstmals sind damit Direktabschlüsse ausserhalb der Schweiz möglich.

thebroker unterhält sich mit Smile-CEO Pierangelo Campopiano.

Pierangelo Campopiano, herzliche Gratulation zur Expansion. Ab sofort sind Sie in Österreich mit einer Autoversicherung live und demnächst in Spanien zu finden. Weshalb diese zwei Länder?

Herzlichen Dank für die Glückwünsche zur Expansion. Die Entscheidung, in Österreich und Spanien zu expandieren, basiert auf verschiedenen Faktoren. Zum einen profitieren wir von der starken Präsenz von Helvetia in beiden Ländern, was uns ein tolles Sprungbrett bietet. Wir können von den bereits gewonnenen Erkenntnissen profitieren und auf lokale Expertise zurückgreifen. Gleichzeitig schauen wir jedoch auch in die Zukunft und evaluieren sorgfältig, welcher Markt für unser digitales Geschäftsmodell attraktiv ist. Dabei berücksichtigen wir Faktoren wie Profitabilität, Wachstumspotenzial und die Wettbewerbssituation. Österreich ähnelt dem schweizerischen Markt, was die Expansion erleichtert. Spanien, obwohl kulturell anders, bietet in Zusammenarbeit mit Helvetia erhebliches Wachstumspotenzial und attraktive Chancen für unser digitales Geschäftsmodell.

Wann findet die Expansion nach Spanien statt?

Die Teams arbeiten gerade intensiv an der Lancierung der ersten Value Proposition und der spanische Markt darf sich bereits Ende 2023 auf Smile Seguros freuen.

Stehen noch weitere Länder auf Ihrer Expansionsliste?

Ja unsere Expansion soll nicht in Spanien enden. Zu Europa gehören schliesslich nicht nur 2 Länder. 😉 Die nächsten Schritte sind in der Evaluationsphase und wir werden sie, sobald es ein Update gibt, auch gerne kommunizieren.

Wie sieht es mit Deutschland aus?

Was Deutschland betrifft, so sehen wir den Markt vorerst weniger im Fokus. Dies liegt zum einen an einem gesättigten Markt und einem intensiven Wettbewerb, mit etwa 100 KFZ-Versicherungen. Dennoch schliessen wir zukünftige Möglichkeiten nicht aus und werden die Situation weiterhin beobachten.

Seit Anfang Jahr ist der Versicherungsabschluss auch im Metaverse möglich. Wie läuft das Geschäft im Metaverse?

Wir sind Anfang des Jahres als erste europäische Versicherung mit zwei Use-Cases im Metaverse gestartet. Zum einen haben wir als erste Versicherung eine persönliche Beratung im Metaverse angeboten, mit einfachster Terminbuchung über unsere Website. Zum anderen haben wir eine frei zugängliche Erlebniswelt geschaffen, in der sowohl Kunden als auch Nicht-Kunden die Welt von Smile und deren Dienstleistungen in 3D erleben und erkunden können. Besonders letzteres Experiment zeigt viel Potenzial. Bisher haben wir bereits etwa 2000 Besucher angezogen. Diese zeigen vor allem viel Neugier gegenüber unserer Metaverse-Präsenz. Bei der Beratung gibt es zwar immer wieder den einen oder anderen Interessenten, aber Geschäfte schreiben wir deswegen noch nicht viele. Hier spielt definitiv auch die Reife der Technologie eine Rolle. Die Customer Journey im Metaverse ist derzeit noch schwer zugänglich, da es noch viele technologische Hürden für den Konsumierenden gibt.

Bis wann und wie viele Menschen in der Schweiz werden eine 3-D-Brille haben?

Das ist eine schwierige Frage. Der Erfolgsfaktor von 3-D-Brillen liegt in der Convenience und der Alltagstauglichkeit. Wie erwähnt sind sowohl Devices wie auch die Technologie aktuell schwer zugänglich für Kunden. Der Markteinstieg von Apple mit der Vision Pro Brille wird den Prozess mit Sicherheit begünstigen. Wie schnell die Lösungen effektiv marktreif werden, wird man sehen. Wichtig ist, dass wir bereit sind für die zukünftigen Entwicklungen und am Ball bleiben.

Eignen sich im Prinzip alle Versicherungen für das Metaverse?

Das Metaverse ist eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten für jedermann und für jedes Unternehmen. Dabei muss jeder selber seine Use-Cases finden und schauen ob und wie es sinnvoll ist. Einer der wichtigsten Erfolge unserer smile.meta Experience war intern die Lernkurve unserer Mitarbeitenden insbesondere wenn es um die Auseinandersetzung mit neuen Technologien geht. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass nicht nur das Ergebnis von Bedeutung ist, sondern auch die Reise, auf der wir unsere Mitarbeitenden mitnehmen können. Für mich ein Key-Element jeder digitalen Transformation.

Sogar Lebensversicherungen, wo die Beratung sehr intensiv ist?

Gerade in diesem Bereich sehe ich in Zukunft Potenzial. Durch die Integration von visuellen Hilfsmitteln in beratungsintensive Produkte können wir auf Augenhöhe mit unseren Kunden kommunizieren, ein besseres Verständnis schaffen und eine digitale emotionale Nähe erzeugen. Dies ermöglicht es nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden, fundiertere Entscheidungen zu treffen und stärkt ihr Selbstvertrauen im Entscheidungsprozess.

Thema AI: Wo setzt Smile diese ein?

Wir befassen uns mit dem Thema künstlicher Intelligenz (KI) natürlich auch schon etwas länger. Dabei analysieren und evaluieren wir laufend eine Vielzahl von Use-Cases, sowohl im Hinblick auf die Verbesserung der Kundenerfahrung als auch zur Steigerung unserer internen Effizienz. Konkret haben wir Experimente mit unserem Chat-System durchgeführt, um Kundenanliegen effizienter zu bearbeiten und die Interaktion zu verbessern. Ein anderes Beispiel ist die Integration von KI in unsere Data & Analytics Modelle, um schlussendlich neue Erkenntnisse zu gewinnen und datenbasierte Entscheidungsprozesse zu stärken. Diese Bemühungen sind Teil unseres Engagements, innovative Technologien zu nutzen, um unseren Kunden besseren Service zu bieten und unsere betriebliche Effizienz zu steigern. Zu KI werden wir in den nächsten Jahren definitiv viel Bewegung sehen. 

Was sind Ihrer Meinung nach die Gefahren von AI?

Die Gefahren von KI sind vielfältig und grundsätzlich bekannt. Darunter fallen Themen wie Datenschutz, Sicherheit, Ethik und Transparenz, mit denen wir alle konfrontiert sind. Aus der Optik eines CEOs sehe ich aber noch ein weiteres Risiko und zwar, dass sich Unternehmen hinter genau diesen Gefahren verstecken und so das Potential der Technologie ignorieren. Auch hier gilt: Schnelle Use-Cases schaffen und frühzeitig lernen.

Smile verfügt auch über eine App: Wie viele Kunden haben diese heruntergeladen?

Wir sind bereits bei 190’000 Downloads der App. 80’000 Nutzer davon sind Smile-Kunden. Das ist auf dem Kundenbestand eine Durchdringung von über 40 Prozent, ein absoluter Spitzenwert in der Branche. Gleichzeitig zeigen die Zahlen, dass wir viele Nicht-Kunden haben, die unsere Freemium-Angebote nutzen. Besonders erfreulich sind die ca 35’000 aktiven App-User pro Monat. Übersetzt heisst das, dass wir sehr viele Interaktionen mit Nicht-Kunden und Kunden generieren können.

Weshalb sind andere Versicherer, ausser den Krankenkassen, eher zurückhaltend mit Apps?

Ich würde nicht sagen, dass Versicherungen grundsätzlich zurückhaltend sind. Es gab in der Vergangenheit viele Versuche, Kunden durch Apps zu binden. Häufig scheiterten diese jedoch, weil die Apps nicht mit dem Kerngeschäft verknüpft waren. Es werden häufig eigenständige Apps mit spannenden Services zur Kundenbindung und Interaktion eingeführt. Das Problem dabei ist, dass separate Datensilos entstehen. Dadurch wird den Kunden keine einheitliche und vernetzte Welt geboten. Bei diesem Thema sind wir bei Smile kompromisslos.

Wer in der Smile App eine smile.shopping aktiviert erhält einen gratis online Kaufschutz. Wird dieser rege genutzt?

Ja die smile.shopping Versicherung ist gerade als Einstiegspunkt in die Smile Welt sehr beliebt. Oft springen Nicht-Kunden von diesem Service dann schnell rüber in weitere Freemium-Angebote.

Schliesslich würde ich gerne wissen, mit welcher Neuheit Smile als nächstes punkten will?

Wir planen auch in naher Zukunft viele spannende Services und Produkte rund um unser digitales Geschäftsmodell. So werden wir beispielsweise unser smile.prime Services ausbauen, welche mehr Sicherheit im Alltag bieten. Ausserdem lancieren wir weitere Angebote mit spannenden Partnern und werden unser Freemium Geschäftsmodell inklusive App auch bald in Österreich lancieren. Stay tuned.

Pierangelo Compopiano

Versicherung ohne Blabla ist das Motto von Smile. Pierangelo Campopiano ist seit April 2018 CEO der führenden digitalen Versicherungsmarke der Schweiz, welche neu auch in Österreich aktiv ist und schon bald in Spanien. Als Vorbilder dienen ihm branchenfremde Firmen wie Netflix, Spotify und Zalando. Man rühmt sich auch das «Netflix der Versicherungen» zu sein. Bevor Campopiano die Verantwortung für Smile übernahm werkte er 13 Jahre für die Zürich Versicherung, in der Schweiz und in den USA. Parallel ist Campopiano Co-Gründer & Präsident vom Verband Digitalversicherung Schweiz und Verwaltungsratsmitglied der innova Versicherungen AG.

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