SIBA-Vorstand: Wahl von Andrej V. Beuth ins Ressort Ausbildung

27. März 2023 | Aktuell Allgemein Interviews
SIBA-Vorstand: Wahl von Andrej V. Beuth, Mandatsleiter Würth Financial Services AG, ins Ressort Ausbildung.
SIBA-Vorstand: Wahl von Andrej V. Beuth ins Ressort Ausbildung.

Anlässlich der 32. Generalversammlung des Verbands Schweizerischer Versicherungsbroker (SIBA) von letzter Woche wurde Andrej V. Beuth ergänzend in den Vorstand gewählt und übernimmt bis zur nächsten Generalversammlung das Ressort Aus- und Weiterbildung. Er arbeitet bei Würth Financial Services AG und ist Leiter der Niederlassung Zürich.

Andrej V. Beuth, Gratulation, Sie wurden vor Kurzem in den Vorstand der SIBA gewählt. Welche Aufgaben erwarten Sie?

Herzlichen Dank. Ich werde das Ressort Aus- und Weiterbildung von Jean-Michel With übernehmen. Jean-Michel With bleibt im Vorstand und somit haben wir eine ideale Ausgangslage für seine Nachfolge und den Know-How-Transfer.

Verbandsarbeit ist nicht immer eine besonders «geachtete» Aufgabe. Was fasziniert Sie am Amt?

Sie sind sehr höflich und wollten vermutlich fragen, warum ich mir das antue 🙂.

Ich sehe mich als Diener auf Zeit. Für mich sollte dies bei Vorstandsarbeiten auf Verbands- oder Vereinsebene zumindest so sein. Während einer gewissen Zeit engagiert man sich mit Herzblut und nach einer gewissen Amtsdauer übergibt man an frischere Kräfte mit neuen Ideen.

Wenn im Vorstand alle mitanpacken, können wir einiges bewirken und da warten einige Herausforderungen auf uns.

Wer gut aufpasst, kann von Kolleg*innen noch etwas lernen.

Da ich gerne noch 20 Jahre in dieser Branche arbeiten will, habe ich die ideale Möglichkeit, den Weg der nächsten 20 Jahre etwas mitzugestalten und weiterhin dazuzulernen. Von daher musste ich nach der Anfrage von Markus Lehmann nicht zwei Mal überlegen, ob ich mich engagieren will und habe glücklicherweise auch sofort das Okay unseres CEO erhalten.

SIBA-Präsident Markus Lehmann erwähnte die vielen Trittbrettfahrer*innen, die vom Engagement der SIBA profitieren. Was halten Sie davon?

Unser Präsident hat einmal mehr den Nagel auf den Kopf getroffen. Für so engagierte Personen wie Markus Lehmann und auch Dr. Martin Kessler muss das besonders schlimm sein.

Es gab, gibt und wird immer Trittbrettfahrer*innen geben. Als Verband sollten wir uns auf Versicherungs-Treuhänder konzentrieren, die für die Mitgliedschaft empfänglich sind, aber infolge anderer Prioritäten diesen Schritt noch nicht machen konnten. Hier sehe ich Potential. Es wird weitere Übernahmen von Versicherungs-Brokern geben und dadurch auch weniger Mitglieder. Wir müssen somit neue Mitglieder dazugewinnen. Das ist ähnlich wie im Versicherungsbroking. Das Jahr beginnt nicht bei null sondern mit leichtem Minus, selbst wenn man keine Kunden bzw. Mitglieder verliert.

Was sind die drängendsten Punkte, die Sie anpacken wollen?

Ich will meinen Teil für die Gewinnung von neuen Mitgliedern beisteuern. Das können aber weder ich, der Vorstand noch unser neuer engagierter Geschäftsführer allein. Dazu brauchen wir die Unterstützung von allen.

Für mein Ressort werde ich mich sicherlich mit meinem Vorgänger austauschen.

Aus heutiger Sicht wird die künftige Aus- und Weiterbildung gemäss Art 43. VAG vermutlich die grösste Herausforderung für alle Beteiligten sein. Wir wollen weiterhin einen hohen Konsumentenschutz, also unsere hohe Beratungsqualität sicherstellen.

Dies soll regulatorisch aber unter dem Aspekt des gesunden Menschenverstands erfolgen. Wenn wir künftig primär arbeiten, um staatliche Behörden zu finanzieren und aufwendige Dokumentationen zu erstellen, ist das kein Mehrwert für die Konsumenten. Diese müssen aber indirekt höhere FINMA-Gebühren etc. und den höheren administrativen Aufwand bezahlen.

Hinzu kommt, dass bei uns die Konsumenten bei uns wesentlich grösser als die beratenden Unternehmen sind und sich gut wehren können.

Wenn SIBA-Broker keine gute Arbeit leisten, regelt das der Markt. Trotz Übernahmen gibt es ausreichend sehr gute Versicherungsbroker.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Versicherer*innen und Versicherungs-Broker*innen?

Als ungebundene Versicherungsvermittler müssen wir bereits am ersten Tag die Registrierungsvorgaben erfüllen und können diese nicht parallel während einer Einarbeitungsphase erlangen. Diese strengere Beurteilung ist nicht störend und hebt unseren Berufsstand sogar von anderen ab. Wir sind unseren Kunden verpflichtet, genau wie Treuhänder. Übrigens finde ich deshalb den Begriff Versicherungs-Treuhänder auch besser, als die Bezeichnung Makler, welcher allzu oft mit Krankenkassenverkäufern verwechselt wird.

Wir haben einige Akquisitionstalente in unserer Branche für die wichtige Neukundengewinnung, aber wir verkaufen nicht, sondern beraten. So wie dies Treuhänder oder Rechtsanwälte tun. Nicht nur in Punkto Akquisition können wir von diesen Berufsgruppen noch ein paar Sachen dazulernen.

Was meinen Sie damit?

Die Kundenbeziehungen und das Vertrauensverhältnis sind bei Treuhändern und Rechtsanwälten sehr stark. Das schaffen manche von uns auch, aber da sollten wir noch zulegen. Wenn ein Treuhänder seinem Kunden sagt: «Mach‘ das», dann wird der/die Kund/in dies tun und fragt oftmals gar nicht warum, weil ein starkes Vertrauensverhältnis erarbeitet wurde und weil die Treuhänder ausreichend Informationen zum Kunden und seinen Bedürfnissen haben.

Beide Berufsgruppen sind zudem sehr erfolgreich in der Akquisition, sei es über Netzwerke oder Top-Beratung oder die damit verbundene Weiterempfehlung.

Und vor allem arbeiten beide Berufsgruppen meist sehr effizient und nicht gratis oder offerieren Dumpingpreise zum Beispiel bei öffentlichen Ausschreibungen. Wir müssen es schaffen, unsere verschiedenen Dienstleistungen besser bekannt zu machen, so dass wir dafür die Wertschätzung erhalten, die dieser anspruchsvollen Arbeit zusteht.

Zu guter Letzt wissen alle, was Treuhänder oder Rechtsanwälte sind und tun. Wir werden immer noch zu oft mit Krankenkassenvermittlern oder gar mit Garagisten die Autoversicherungen verkaufen, in einen Topf geworfen. Das darf nicht sein und die Schuld dafür müssen wir nicht bei anderen suchen.

Würth Financial Services AG ist eines der Gründungsmitglieder der SIBA. Was zeichnet ihr Unternehmen aus?

Ein Dienstleistungsunternehmen zeichnet sich meines Erachtens durch die Menschen aus, die für das Unternehmen arbeiten. Die Mitarbeitenden erarbeiten sich das Vertrauen der Kund*innen über die Jahre und sind das Gesicht einer Firma und erhalten entsprechende Wertschätzung intern sowie extern. Ich denke, dies ist bei uns sehr ausgeprägt.

Wir haben viele langjährige Mitarbeitende, die beruflich viel erlebt haben. Als Beispiel nehmen wir unseren CEO Adrian Parpan, welchen wir anfangs Januar zu seinem 20-jährigen Dienstjubiläum am frühen Morgen mit einer kleinen Feier überrascht haben. Da waren von allen Niederlassungen in der Schweiz Mitarbeitende extra vor Ort mit teilweise sehr langer Anreise. Diese Wertschätzung hat er nun zumindest für einen Tag von seinem Team zurückgekriegt.

Der Kundenfokus ist ein weiterer Punkt, der uns auszeichnet. Es sind die Kunden, die unsere Löhne zahlen.

Das Miteinander sehe ich als dritten wichtigen Punkt: Es stehen unter anderem regulatorische Herausforderungen vor uns und natürlich auch die Digitalisierung. Sie kennen vermutlich den 80er Jahre Song von Billy Ocean: «When the Going Gets Tough, the Tough Get Going.» Ich finde, dies passt für uns. Ich mag Herausforderungen.

Sie haben selbst verschiedene VBV-Weiterbildungen absolviert und auch andere Weiterbildungen wie z.B. bei der ZHAW. Welche helfen Ihnen für die Praxis am meisten?

Das ist schwierig zu beantworten. Von allen Weiterbildungen durfte ich im Laufe der Zeit profitieren.

Die praxisorientierteste Weiterbildung ist für mich die Vermittlerprüfung des VBV, insbesondere die mündliche Prüfung. Diese durfte ich «nur» als Experte und später Hauptexperte mitgestalten.

CIB, Chartered Insurance Broker vom Swiss Insurance Institute war damals im Anschluss an ARM, Associate in Risk Management die einzige Weiterbildung, die auf unseren Berufsstand ausgerichtet war. Das war schon hilfreich, sich mit Branchenkollegen auszutauschen und weiterzubilden.

Heute gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Mit dem Fachausweis und dem Modul Broking bietet der VBV eine moderne, praxisnahe Weiterbildung für unseren Berufsstand und beispielsweise auch für Brokerbetreuer an.

Von der Finanzplanerausbildung profitiere ich vermutlich noch heute privat am meisten, beruflich ohnehin. Auch wenn mir das Ausfüllen der Steuererklärung noch heute keine Freudenschreie entlockt.

Sie waren beim neueren Lehrgang zum dipl. Berater*in beruflicher Vorsorge ein Dozent der ersten Stunde und haben auch einige Dozenten mitrekrutiert. Wodurch zeichnet sich diese Weiterbildung aus?

Ich finde dies eine sehr praxisorientierte Weiterbildung auf hohem Niveau. Da gab es unter den ersten Teilnehmenden interessante Persönlichkeiten mit einem grossen Rucksack an Fachwissen. Ich erinnere mich an zwei Damen mit dem Sozialversicherungsfachausweis, Herren mit Finanzplanungshintergrund etc. Die Teilnehmenden waren überdurchschnittlich erfahren und interessiert.

Falls wieder politisch motivierte Aussagen in den Wahljahren auftauchen, dass Versicherungs-Treuhänder in der beruflichen Vorsorge nichts machen oder nichts wissen, kann ich darüber nur lachen. Uns geht die Arbeit derzeit trotz Digitalisierung nicht aus.

Wer wird mit diesem Kurs angesprochen?

Personen, die Unternehmen oder Versicherte (Destinatäre) beraten wollen. Das müssen nicht nur Versicherungsbroker sein. Da waren auch viele Beratende von Versicherungs-Gesellschaften in den ersten Lehrgängen. Diese Weiterbildung ist anspruchsvoll. Das ist keine einfache Titelhamsterei.

Kennen Sie schon die V-Quiz-App?

Ich nehme dies als Hausaufgabe mit und werde dies gern testen. Aber mich freut es, dass wir in der Versicherungsbranche immer wieder Personen mit guten Ideen haben, die etwas bewegen wollen. Dazu gehört für mich übrigens auch thebroker.ch.

Andrej V. Beuth 2022: Würth Financial Services AG, Niederlassungsleiter Zürich. Personelle, fachliche und organisatorische Führung der Niederlassung Zürich, Mandatsleiter, Akquisition, Co-Broking und M&A-Themen.

2019 – 2022: Würth Financial Services AG, Mandatsleiter und Stellvertretender Leiter Niederlassung Zürich. Betreuung eines eigenen, selbst eingebrachten Kundenportefeuilles und Ausbau Beziehungsnetz, Betreuung von Grosskunden, Ansprechpartner für Fachfragen diverse Branchen, Akquisition von Neukunden.

2016 – 2019: Swiss Partners AG, Zürich, Managing Partner, Verwaltungsrat, Aktionär

2012 – 2016: bachmann & partner ag, Versicherungs-Treuhand, Zug und Uster, Partner und Leiter Geschäftsstelle Zürich.

2011 – 2012: Willis AG, Versicherungsbroker, Zürich, Regional Manager Switzerland WCN.

2008 – 2011: Zürcher Kantonalbank, Zürich, Finanzplaner Senior.

2001 – 2008: Kessler & Co. AG, Versicherungsbroker, Zürich, Kundenverantwortlicher (nationale sowie teilweise internationale Unternehmungen und Analyse, Projekte (u.a. 2 Verbände).

1994 – 2001: Winterthur Versicherungen, Zürich, Kundenbetreuer, Stellvertretung des Agenturleiters.                      

1991 – 1994: Balser Versicherungen, Zürich, kaufmännische Lehre.

                         

  Ausbildung    

2008–2010                 Master of Advanced Studies ZFH in Leadership und Management

2006–2007                 Chartered Insurance Broker

2004–2006                 ARM – Associate in Risk Management

2000–2002                 Finanzplaner mit eidg. Fachausweis

1998–2002                 Versicherungsfachmann mit eidg. Fachausweis

1991–1994                 Kaufmännische Lehre

  Diverses  

Diverse Tätigkeiten für den VBV (Hauptexperte Vermittlerprüfung KMU, Mitglied der Prüfungskommission)

Dozent HF und FA (Broking), erster Lehrgang Dipl. Berater Berufliche Vorsorge IAF

Prüfungsexperte Young Insurance Professionals, BVG-Fachausweis etc.

Ehemals Vorstandsmitglied IIS Insurance Institute Switzerland

Sport, Gesundheit, Prävention (u.a. SIHM Swiss International Health and Medical)

Ehemals Vorstand FDP Uster sowie Gewerbeverband Uster

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