Nord Stream verklagt britische Versicherer wegen Gaspipeline-Explosionen

22. März 2024 | Aktuell Allgemein
Nord Stream verklagt britische Versicherer. Bild: Tim Reckmann.
Nord Stream verklagt britische Versicherer. Bild: Timm Reckmann

Ende September 2022 haben Sprengstoffanschläge drei von vier Strängen der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 zerstört. Die ganze Welt fragt sich, wer die Nord Stream-Pipelines gesprengt hat. Ob Russland, die USA oder die Ukraine, der Schuldige ist bis heute nicht identifiziert. Nach den schwedischen stellten auch die dänischen Behörden am 26. Februar dieses Jahres ihre Ermittlungen ein.

Die Nord Stream AG, mit Firmenhauptsitz im schweizerischen Zug, ist ein internationales Konsortium fünf grosser Energieunternehmen. Es wurde 2005 zur Planung, zum Bau und anschliessendem Betrieb der durch die Ostsee führenden Gas-Pipeline Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gegründet. Sie besteht aus zwei jeweils 1.224 Kilometer langen Unterwasser-Pipelines mit je zwei Strängen.

Zu den fünf Anteilseignern gehören Gazprom international projects North 1 LLC, welches zur Gazprom-Gruppe gehört, Wintershall Dea AG, PEG Infrastruktur AG (E.ON), N.V. Nederlandse Gasunie und ENGIE. Die Investitionskosten für das Pipeline-Projekt beliefen sich auf 7,4 Milliarden Euro.

Nord Stream stellt Kapazitäten für den Transport von russischem Erdgas in das europäische Gasnetz zur Verfügung. Der erste Leitungsstrang wurde 2011 in Betrieb genommen, der zweite folgte im Jahr 2012. Beide Pipeline-Stränge können zusammen jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren – genug um den Energiebedarf von mehr als 26 Millionen europäischen Haushalten zu decken. Die Pipeline wurde für einen Betrieb von mindestens 50 Jahren konstruiert.

Forderung über 400 Millionen Euro

Die Nord Stream AG fordert Berichten zufolge mehr als 400 Millionen Euro von britischen Versicherungsgesellschaften, darunter Lloyd’s of London, weil sie sich geweigert haben, die Explosionen von 2022 zu decken, die Pipelines für den Transport von russischem Gas nach Deutschland beschädigt haben.

Das in der Schweiz ansässige Unternehmen hat Lloyd’s Insurance Company und Arch Insurance als Beklagte in seiner Klage genannt, die im Februar beim Londoner High Court eingereicht wurde. Wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht, verklagt Nord Stream Lloyd’s im eigenen Namen und als Vertreter anderer Versicherungsnehmer, darunter auch Munich Re.

Dänemark hat vor Kurzem seine Ermittlungen zu den Explosionen abgeschlossen und ist zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Sabotageakt handelte, obwohl es nicht genug Gründe für ein Strafverfahren gab.

Unbekannte Ursache

Nord Stream ist verantwortlich für den Gastransport vom Beginn der Pipeline in der russischen Stadt Wyborg durch die Ostsee bis zur Anlandestation in der Gemeinde Lubmin im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns und östlich der Stadt Greifswald. Die Ursache für die Explosionen, die die beiden Pipelines beschädigten, ist noch nicht geklärt, aber sowohl Russland als auch westliche Verbündete haben die Schuld an dem Vorfall auf sich genommen.

Nach Angaben der Financial Times hat Nord Stream eine vorläufige Schätzung der Kosten für die Entfernung des Wassers aus den Pipelines, die Stabilisierung der Pipelines, die Reparaturen und den Ersatz des verlorenen Gases auf 1,2 bis 1,35 Milliarden Euro veranschlagt.

Zuletzt herrschte grosse Freude im Vatikan. Papst Franziskus hatte in einem Interview die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert. Nun erklärt sich Russland dazu bereits, den Stadtstaat mit günstigem Erdgas über die Nord-Stream-Pipeline zu beliefern. Zwar bestünde kein Zusammenhang zwischen der Aussage des Papstes und der Erdgas-Lieferung, sagt Russland. Dennoch: Honi soit qui mal y pense.

Binci Heeb


Tags: #Arch Insurance #Gaspipelines #Lloyd's Insurance Company #Nord Stream #Sprengstoffanschläge