MoneyPark: Interview mit CEO Martin Tschopp

5. Dezember 2022 | Aktuell Allgemein Interviews
MoneyPark: Martin Tschopp seit 1. Mai 2022 CEO.
MoneyPark: Martin Tschopp seit 1. Mai 2022 CEO.

Das 2012 gegründete Fintech MoneyPark ist spezialisiert auf Hypotheken und Immobilien. Mit rund 300 Mitarbeitenden und über 15 Standorten bietet MoneyPark eine Kombination aus persönlicher Beratung und wegweisender Technologie. Geboten werden unabhängige Expertise von der Suche über die Finanzierung bis zum Verkauf. thebroker spricht mit Martin Tschopp, CEO von MoneyPark.

Herr Tschopp, Sie sind seit 1. Mai dieses Jahres CEO von MoneyPark. Was haben Sie in der Zwischenzeit verändert oder angeschoben?

MoneyPark, der führende unabhängige Spezialist für Hypotheken und Immobilien, blickt auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung zurück. Ich war bereits in den letzten drei Jahren als Verwaltungspräsident mit dabei und habe im Mai als CEO die operative Führung übernommen. Die Strategie, die ich als VRP mitgestaltet habe, setzen wir auch unter meiner operativen Führung konsequent um. Die Expansion ins Immobiliengeschäft im Jahr 2020 und die Lancierung des Nr. 1 Immobilien & Hypotheken Ökosystems mit unseren Partnern Credit Suisse und Helvetia, hat sich als absolut richtig erwiesen.

Durch das fulminante Wachstum der letzten Jahre, hat sich MoneyPark vom aufstrebenden Startup zum etablierten KMU entwickelt. Um dieser Entwicklung optimal gerecht zu werden, habe ich in meinen ersten Monaten als CEO die Führungsstrukturen und die Support-Organisation angepasst und vermehrt auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden, sowie Partner ausgerichtet.

Ende Oktober hat MoneyPark mitgeteilt, dass es zusammen mit Pax die Vorsorge für Wohneigentümer optimiere. Was ist damit gemeint?

Wir entwickeln regelmässig gemeinsam mit unseren Partnern Produkte, die optimal auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden ausgerichtet sind. In diesem Fall geht es darum, dass Hypotheken und Vorsorge immer kombiniert betrachtet und geplant werden sollten, vor allem im Hinblick auf die Amortisation und die Anlageoptionen. Die im Produkt eingebaute Flexibilität bei Zuzahlungshöhe bzw. Anlagefokus trägt dem Umstand Rechnung, dass sich Lebenssituationen von Wohneigentümern ändern können.

Worauf kommt es an, ob man eine Saron- (steht für «Swiss Average Rate Over Night») oder eine Festhypothek abschliesst?

Es kommt immer auf die individuellen Umstände und insbesondere die Risikofähigkeit und Risikobereitschaft an. Saron-Hypotheken bieten im Gegensatz zu Fix-Hypotheken keine Zinsabsicherung. Die Höhe des Zinssatzes ändert sich im Gleichschritt mit dem Leitzins der Schweizerischen Nationalbank. Eine Analyse der Lebenssituation ist insbesondere beim Abschluss einer Saron-Hypothek angesagt, da deren Zins an die Marktentwicklung gekoppelt ist und grösseren Schwankungen unterliegt. Für Hypothekarnehmer, bei denen die Budgetsicherheit im Vordergrund steht, wie zum Beispiel bei risikoaversen Personen, bei Familien oder auch bei Rentnern sollten nach wie vor (langjährige) Festhypotheken die erste Wahl sein.

Was sind die Vor- und Nachteile der Saron-Hypothek?

Die Saron-Hypothek geht sehr schnell auf Veränderungen in der Zinslandschaft ein. Steigt das Zinsniveau, steigt auch der Saron-Zinssatz und umgekehrt. Sprich, die Hypothekarlast eines Haushaltbudgets kann sich in kurzer Zeit deutlich erhöhen. Dafür bietet der Saron eine gewisse Flexibilität, bei Amortisation oder Wechsel des Hypothekargebers, wenn ein Rahmenvertrag mit kurzer Laufzeit gewählt wird.

Wer mit dem Gedanken spielt, seine Immobilie zu verkaufen oder ein Erbe erwartet und seine Hypothek rasch amortisieren möchte, sollte die Saron-Produkte genauer anschauen. Auch für eine Bau- oder Überbrückungsfinanzierung könnte sich eine Saron-Hypothek ohne oder mit kurzer Rahmenlaufzeit eignen.

Wer sich aber langfristig den Zinssatz sichern möchte, für den eignen sich nach wie vor langfristige Festhypotheken. Denn auch Festhypotheken ermöglichen immer öfter eine gewisse Flexibilität: Es gibt Anbieter, welche insbesondere bei langen Laufzeiten einen kostengünstigen oder kostenlosen Ausstieg beim Verkauf des Eigenheims bieten. Es werden auch Switch-Optionen angeboten, welche während der Laufzeit der Festhypothek jederzeit den Umstieg in eine länger laufende Festhypothek ermöglicht, sofern der neue Zinssatz höher ist. Ein sorgfältiger Vergleich verschiedener Angebote auf dem Markt durch einen unabhängigen Spezialisten ist ausschlaggebend, um die auf die persönliche Situation zugeschnittene, optimale Finanzierung zu finden.

Erwarten Sie einen Anstieg der Langfristzinsen?

Die Zinsen sind aktuell volatil und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Die in Europa und den USA stark angestiegene Inflation spricht für weitere Zinsanstiege, zumindest im kurzfristigen Geldmarktbereich (Saron). Dagegen spricht die Tatsache, dass die Konjunktur mit weiter ansteigenden Zinsen vollends in eine Rezession geraten dürfte. Prognosen sind deshalb mit vielen Unsicherheiten behaftet. Jüngste Aussagen der Zentralbanken weisen darauf hin, dass sich die mittel- bis langfristigen Hypothekarzinsen auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren und die Saron-Hypotheken und kurzfristigen Festhypotheken noch leicht verteuern werden, womit sich die Zinsdifferenz zwischen Fest- und Saron-Hypothek weiter verringern wird.

Welche Art von Hypotheken empfehlen Sie jungen bis mittelalten Menschen?

Die Wahl der optimalen Hypothek lässt sich nicht am Alter festmachen. Der erste Schritt ist immer eine vollständige Auslegeordnung der finanziellen Situation inklusive der Vorsorgethematik. Je nachdem wie wichtig die Budgetsicherheit ist oder wie risikoaffin die künftigen Hypothekarnehmer sind, passen andere Produkte. Einer jungen Familie mit Kindern, die eventuell auch das Arbeitspensum und damit das Haushaltseinkommen zugunsten der Kinderbetreuung reduziert, empfehlen wir die Budgetsicherheit einer Festhypothek. Bei Double-Income-No-Kids-Paaren und der Bereitschaft, sich aktiv mit den aktuellen Zinsentwicklungen auseinanderzusetzen, kann auch eine Geldmarkthypothek eine gute Wahl sein. Auf jeden Fall sollten Hypothekarnehmer sich unabhängig beraten lassen und verschiedene Optionen und Offerten vergleichen und prüfen. Auf diese Weise kommt man immer günstiger, als wenn man das erste Angebot der Hausbank akzeptiert.

Wie sieht es mit Rentnern aus?

In der Wohntraumstudie sehen wir, dass die Zufriedenheit mit der aktuellen Wohnsituation mit zunehmendem Alter steigt. Das korreliert mit den Wohnkosten, die bei älteren Eigentümerinnen und Eigentümern deutlich tiefer liegen. In vielen Fällen konnten sie eine Immobilie in der Vergangenheit deutlich günstiger kaufen, als sie heute wert ist und Viele haben die Hypothek schon teilweise amortisiert.

Können nur reiche Rentner ihr Daheim bis ins hohe Alter finanzieren?

Viele ältere Personen leben kostengünstig in einem Eigenheim, in das sie auch ihre Ersparnisse investiert haben. Steigen im Alter die Ausgaben, beispielsweise aufgrund eines höheren Pflegebedarfs, hat dies oft einen Verkauf der Immobilie zur Folge. Um dies zu verhindern und im vertrauten Eigenheim zu bleiben, gibt es die Möglichkeit der Leibrente. Der Käufer resp. Investor bezahlt dem Verkäufer eine Rente bis ans Lebensende und erhält dafür die Immobilie als Sicherheit.

Was versteht man unter «grünen Hypotheken»?

Grüne Hypotheken bieten Abschläge für energieeffiziente Immobilien. Es gibt immer mehr Hypothekaranbieter, die grüne Hypotheken anbieten und das Interesse seitens der Kunden ist gross. Aktuell werden jedoch die Kriterien, die für eine solche Hypothek qualifizieren, noch sehr unterschiedlich gehandhabt und für den Hypothekarnehmer ist es aufwändig und auch nicht kostenneutral, die oft eingeforderten Minergie-Zertifikate für ihr Objekt zu bekommen. Deshalb verfolgen wir zusammen mit unseren Partnern das Ziel, die Anforderungen an eine grüne Hypothek zu standardisieren und den Erhalt einer grünen Hypothek für den Hypothekarnehmer so transparent und einfach wie möglich zu machen.

Die Konjunkturaussichten sind alles andere als rosig, weshalb soll man trotzdem in eine Eigentumswohnung oder ein Haus investieren?

Aus Investitionssicht ist ein Eigenheim nach wie vor eine sinnvolle Anlage. Die Gründe, weshalb Wohneigentum für viele erstrebenswert ist, sind vielfältig. Gerade mit der Pandemie hat das Wohnen deutlich an Bedeutung gewonnen. Der Wunsch, das eigene Wohnen und mit Homeoffice auch das Arbeiten nach den persönlichen Bedürfnissen zu gestalten und so einen privaten Rückzugsort zu haben, bleibt gross.

Sehen Sie eine momentane Zurückhaltung beim Kauf eines Eigenheims?

Während der Pandemie stieg der Wert des Wohnens stark an, was in Kombination mit den tiefen Zinsen die Nachfrage befeuert hat. In der aktuellen konjunkturellen Lage sehen wir, dass die Nachfrage aufgrund der höheren Lebenshaltungs- und Finanzierungskosten und der nach wie vor sehr hohen Immobilienpreise etwas nachlässt. Allerdings sorgen in der Schweiz das knappe Bauland und das stetige Bevölkerungswachstum für eine anhaltende Nachfrage nach Immobilien.

Stimmt es, dass der Schweizer Immobilienmarkt Inflation und Zinsanstieg trotzt?

Die Zinsanstiege im Frühjahr sind fast spurlos am Immobilienmarkt vorbeigegangen. Die Verdoppelung der Hypothekarzinsen seit Anfang Jahr haben die Preisanstiege bei Immobilien nur wenig eingedämmt. Dafür liegen die Zinsen im historischen Kontext immer noch auf einem tiefen Niveau. Es bräuchte wohl nochmals einen deutlichen Zinsanstieg, um grössere Verwerfungen am Immobilienmarkt zu sehen. Wir rechnen damit, dass sich die Hypothekarzinsen auf dem aktuellen Niveau einpendeln, die Immobilienpreise weniger schnell steigen und sich regionale Unterschiede akzentuieren.

Was passiert Ihrer Meinung nach mit den Liegenschaftspreisen?

In Anbetracht der steigenden Lebenshaltungs- und Finanzierungskosten und der schwachen Konjunkturentwicklung ist davon auszugehen, dass die Angebotspreise langsamer weitersteigen werden bzw. sich in bestimmten Segmenten und Regionen etwas nach unten korrigieren könnten. Das Angebot an Kaufobjekten bleibt nach wie vor deutlich hinter der Nachfrage zurück, was die Preise stützt. Deshalb rechnen wir nicht mit Preiszerfällen, sondern wie gesagt mit einer Stabilisierung bzw. moderaten Anstiegen der Liegenschaftspreise.

Die jährlich erscheinende Wohntraumstudie 2022 von MoneyPark, alaCasa und Helvetia zeigt, dass das Einfamilienhaus auf dem Land nach wie vor der Wohntraum Nr. 1. der Schweizer Bevölkerung ist. Wo figurieren die Eigentumswohnungen?

Die gewünschte Wohnform – also ob Haus oder Wohnung – ist auch eine Altersfrage. Vor allem die unter Dreissigjährigen wollen ein Haus. Mit zunehmendem Alter lässt dieser Wunsch nach. Unsere Wohntraumstudie zeigt: Bei den 61- bis 65-Jährigen ist die Präferenz für Wohnungen (37 Prozent) fast genauso gross wie die für Einfamilienhäuser (42 Prozent). Nach der Pensionierung ist sie sogar praktisch gleich gross (36 Prozent für Wohnungen vs. 38 Prozent für Einfamilienhäuser bei Befragten über 65 Jahren). Auf der Wunschliste der Schweizer Bevölkerung rangieren das Einfamilienhaus auf Platz eins, die Eigentumswohnung auf Platz zwei und das Reiheneinfamilienhaus auf Platz drei.

Welche Faktoren, beispielsweise das Homeoffice, sind bei der Wahl eines Zuhauses am wichtigsten?

Hier zeigt unsere Wohntraumstudie: Die Kosten – und zwar unabhängig davon, ob es sich um den Miet- oder den Kaufpreis handelt, der Aussenbereich, Helligkeit und Grösse des Wohnobjekts sind die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Zuhauses. Ein Extrazimmer für Homeoffice oder Lademöglichkeiten für ein E-Auto spielen eine untergeordnete Rolle

Sind die aktuellen Finanzierungskriterien, wonach für eine Immobilie im Wert von einer Million Franken ein Jahres-Bruttoeinkommen von 180’000 Franken notwendig ist, vor allem bei jungen Menschen nicht veraltet und unrealistisch?

Die Immobilienpreise sind im Vergleich zu den Löhnen überdurchschnittlich gestiegen, was zusammen mit den starren Finanzierungsregeln dazu führt, dass sich mittlerweile Neukäufer ihre erste Immobilie erst mit 44 Jahren leisten können. Jüngeren Familien und Paaren wird das Wohneigentum dadurch auch systembedingt verwehrt. Die heutigen Finanzierungskriterien

verlieren bei den Befragten der Wohntraumstudie denn auch zunehmend an Rückhalt – in der Westschweiz noch stärker als in der Deutschschweiz. Die medialen und politischen Diskussionen rund um das Thema Tragbarkeit und Finanzierung von Wohneigentum gehen derzeit eher in Richtung strengerer Regeln, um einer Überhitzung des Immobilienmarktes vorzubeugen. Hier sollten wir politisch in eine andere Richtung denken und breiter mögliche Optionen anschauen.

Martin Tschopp ist seit 2022 CEO von MoneyPark. Als Verwaltungsrat amtet er in verschiedenen Mandaten u.a. bei Medicall, SmartLifeCare und Helvetia Consulting. Zuvor war er in Top-Management-Positionen bei Helvetia, UBS Asset Management und SwissLife Luxembourg tätig. Seine über 30-jährige berufliche Karriere startete er in der Unternehmensberatung bei Boston Consulting und Accenture. Er arbeitete und lebte mehrere Jahre in Asien und Luxembourg. Martin Tschopp verfügt über einen Master in Finance & Accounting der Universität St. Gallen und hat verschiedene Weiterbildungen am IMD und bei Insead abgeschlossen. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn am Zürichsee in Erlenbach. In der Freizeit treibt er viel Sport und hat eine Passion für Fotografie und Astronomie.

Lesen Sie auch: MoneyPark PropertyStar: MoneyPark und Pax mit neuem Vorsorgeprodukt für Wohneigentümer

Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.


Tags: #Eigenheim #Hypotheken #Martin Tschopp #MoneyPark #Saron-Hypothek #Saron-Zinssatz