Ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung ist 50 oder älter

5. November 2021 | Aktuell
Mitarbeiter der Verwaltung im Umweltlabor, Amt für Umwelt und Energie. Bild: Juri Weiss

2020 waren beinahe 34 Prozent der arbeitenden Bevölkerung mindestens fünfzig Jahre alt. Die Erwerbsquote der 50 bis 64-Jährigen lag bei 81 Prozent, die Erwerbslosenquote bei 4 Prozent. 39 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen liessen sich ein Jahr vor dem ordentlichen Rentenalter frühpensionieren.

Im vergangenen Jahr lebten in der Schweiz 1,654 Millionen erwerbstätige Personen über 50 Jahre. Dies entspricht einem Drittel der gesamten berufstätigen Bevölkerung. Gegenüber 1991 ist dieser Anteil um fast 10 Prozent gestiegen. Diese Alterung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Babyboomer-Generation, die zwischen 1945 und 1964 geboren wurden, ihr 50. Lebensjahr bereits überschritten hat. Damit gehört die Schweiz im europäischen Vergleich zusammen mit Schweden, Island und Estland zu den Ländern, in denen mehr als acht von zehn Personen zwischen 50 und 64 Jahren erwerbstätig sind.

Erfreulich starker Anstieg der Erwerbsquote bei Frauen

2020 waren 81 Prozent der 50- bis 64-Jährigen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt aktiv, gegenüber 71 Prozent im Jahr 1991. Dieser Anstieg ist auf die stark wachsende Erwerbsquote der Frauen zurückzuführen. Während er bei den Männern um -3 Prozent rückläufig ist, stieg der Anteil bei den Frauen um stolze 21 Prozent.

Unterschiedliche Arbeitsformen bei älteren und jüngeren Personen

Ein deutlicher Unterschied findet sich in der Teilzeitarbeit, wo im letzten Jahr vierzig Prozent der Personen zwischen 50 und 64 Jahren diese Lebensform gewählt haben, während sie bei den 25- bis 49-Jährigen lediglich 35 Prozent betrug. Im Vergleich zu den jüngeren Erwerbstätigen waren ältere Personen um neun Prozent häufiger selbständig erwerbend, arbeiteten 4.5 Prozent öfter regelmässig an Wochenenden und gingen um gut ein Prozent häufiger einer Nebenerwerbstätigkeit nach.

Lange Erwerbslosigkeit in jedem zweiten Fall

Die Erwerbslosenquote lag 2020 gemäss der Internationalen Arbeitsorganisation ILO bei den 50- bis 64-Jährigen mit 4 Prozent 0,7 Prozent tiefer als bei den 25- bis 49-Jährigen. Frauen sind mit 3.5 Prozent seltener erwerbslos als Männer (gut 4 Prozent). Die Hälfte der Erwerbslosen zwischen 50 und 64 Jahren suchte seit über einem Jahr Arbeit. Fast 19 Prozent der älteren Bevölkerung waren 2020 Nichterwerbspersonen. Ein Fünftel davon wäre verfügbar und meist sofort bereit zu arbeiten.

Tiefster Arbeitsmarktaustritt im Kredit- und Versicherungsgewerbe

Durchschnittlich traten Männer 2020 mit 65,6 Jahren und Frauen mit 64,9 Jahren aus dem Arbeitsmarkt aus. Bei Selbständigen liegt das Austrittsalter mit 67,5 Jahren deutlich höher. Am längsten bleiben Arbeitskräfte im Bereich «Land- und Forstwirtschaft» erwerbstätig. In der Branche «Kredit- und Versicherungsgewerbe» hingegen liegt das mittlere Alter beim Austritt mit 62,8 Jahren am tiefsten.

Sechs Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter gingen gegen fünf Prozent der Männer und gute vier Prozent der Frauen in Frühpension. Ein Jahr vor dem ordentlichen Rentenalter belief sich der Anteil auf 39 Prozent bei Männern und gut dreissig Prozent bei Frauen.

Ungelöst: Das Finanzierungsproblem der AHV

Seit Jahren diskutiert die Politik über die AHV-Revision, ohne eine Erhöhung des Rentenalters ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Anfang September zeichnete der Ökonom Prof. Dr. Aymo Brunetti in seinem Referat «Die Zukunft der Altersvorsorge. Quo vadis Schweiz?» anlässlich der Generalversammlung des SIBA eine seiner Ansicht nach grössten Herausforderungen der Zukunft auf. Laut ihm liege das Grundproblem der AHV-Finanzierung im dynamischen Anstieg der Lebenserwartung und dem statischen Rentenalter, welches seit der Einführung der AHV 1948 gleichbelassen wurde.

Die AHV ist heute nicht langfristig finanziert, daran wird wohl auch die Realisierung der AHV-Revision AHV21 keine Entwarnung bringen. Auch in der 2. Säule besteht eine massive Umverteilung über die Generationen hinweg. Die Situation wird sich mit der Pensionierung der Babyboomer-Generation weiter verschlechtern. Zur Problemlösung bestünden laut Brunetti drei Möglichkeiten: Eine Erhöhung der Einnahmen über die Steuern, eine Reduktion der Ausgaben oder eine Erhöhung des Rentenalters.

Mit der Erweiterung des Rentenalters könnten beide Probleme der Einnahmen- und Ausgabenseite angegangen werden. Dabei sei am wichtigsten, dass damit die massive Umverteilung von Jung zu Alt und der sich anbahnende Generationenkonflikt gebrochen würde.

Binci Heeb


Tags: #AHV #Erwerbslosenquote #Ü50