AXA verschickt Courtagen-Storni für Überschussbeteiligungen

Broker handeln nach grossen ethischen Grundsätzen. Vor allem SIBA-Broker vereinbaren keine Verträge mit Versicherern, die mengenabhängig sind. 

AXA hat nun ohne Vertragskündigung einseitig mitgeteilt, dass sie Courtagen-Storni bei Überschussbeteiligungen vornehmen würde. Obwohl die Broker den Kunden teilweise tausende Franken gespart haben, sollen sie bei diesen Beträgen auf ihre 15 Prozent Courtage verzichten. 

An Boshaftigkeit kaum zu überbieten

Damit steht der Versicherer AXA alleine da. «thebroker» ist keine andere Versicherung bekannt, die gleich oder ähnlich vorgeht, auch nicht im internationalen Markt. Es gibt Broker, die über einen Spezialvertrag verfügen, woraus ersichtlich ist, dass AXA Risiken in Rückversicherungen bringt, zum Teil mit der Vereinbarung zur Rückführung eines Teils der Courtage des betreuenden Rückversicherungsbrokers.

Dank der Broker, durch die der Kunde eine gute Risikomanagementberatung erhält und deshalb weniger Schäden verzeichnet, erhält die AXA von der Rückversicherung eine Überschussbeteiligung, auf welche sie keine Courtagen zurückzahlen muss. Den Brokern hingegen kürzt sie die Courtage. Da scheint eine grosse Menge Boshaftigkeit dahinter zu stecken. Die Broker werden, obwohl Sie dem Versicherer einen guten Kunden vermittelt haben und dieser einen guten Gewinn machen konnte, von ihm abgestraft, statt für ihre professionelle, faire Leistung angemessen entschädigt.

Aus Sicht der AXA

Auf die Frage, weshalb die AXA sich so verhalte, antwortet diese, dass sie bestrebt sei, im Dreiecksverhältnis zwischen Kunde – Broker – Versicherungsgesellschaft für ein ausgewogenes und faires Verhältnis zu sorgen. Dabei bewege AXA sich in einem Spannungsfeld zwischen angebotenem Preis und effektiven Kosten sowie dem stetigen Bestreben, ihre Kundschaft nebst hochwertigen Produkten und Dienstleistungen auch konkurrenzfähige und attraktive Prämien anbieten zu können. Dieses Gleichgewicht sei aus ihrer Sicht bei der bestehenden Regelung im Rahmen einer Prämienrückzahlung aus vertraglicher Überschussbeteiligung (VU) nicht mehr gegeben.

Grundsätzlich basiere die Zusammenarbeitsvereinbarung (ZAV) auf dem Grundsatz, dass die Courtage prozentual der effektiv bezahlten Prämie (Erst- & Folgeprämien, inklusive Mehr- und Minderprämien) entspreche. Die Courtagierung auf VU-Verträgen funktionierte bislang jedoch nicht entlang dieser Logik und führte bei einer Prämienrückzahlung aus vertraglicher Überschussbeteiligung zu einer wesentlich höheren prozentualen Provisionskostenbelastung in diesen Branchen. Die nunmehr vorgenommene Anpassung führe zu tieferen Kosten, womit auch der Kunde langfristig von einem tieferen Tarif profitiere.

Swiss Insurance Broker Association SIBA wehrt sich

Markus Lehmann, Präsident der Swiss Insurance Broker Association SIBA intervenierte bereits vor einem Jahr bei der AXA, um nach monatelangem Schweigen mit den Worten: «Wir habe dies auf GL-Ebene so entschieden» abgespeist zu werden. Bei einem SIBA-Mitglied soll sogar fälschlicherweise behauptet worden sein, der SIBA-Vorstand sei damit einverstanden gewesen.

Wenn die AXA ihre nun eingeschlagene, inakzeptable Strategie bar jedem gesunden Menschenverstand tatsächlich weiterverfolgt, darf sie sich nicht wundern, dass von Brokern vermittelte Geschäfte zu hundert Prozent schadenbelastet sind. Trotzdem wird sie ihr Ding durchziehen. Wie, ist ihr egal. Den Austritt beim Schweizerischen Versicherungsverband SVV auf Ende Jahr hat sie bereits verkündet. 

Industriegeschäft vor Klein-KMU-Geschäft

Der Eindruck entsteht, dass AXA den Brokermarkt für das Klein-KMU-Geschäft und das Standardgeschäft nicht im gleichen Masse unterstützt wie das Industriegeschäft. Aber gerade in diesem Bereich sind viele Verträge mit solchen Überschussbeteiligungen üblich, um die Versicherten am sorgfältigen Umgang mit den Risiken teilhaben zu lassen oder, wenn es denn doch zu Schäden kommen sollte, sie von einer höheren Prämie profitieren zu lassen.  

Noch kann sie diesen Fehlentscheid überdenken, es geht nicht um mehr oder weniger als den Ruf einer bisher breit akzeptierten, grossen Gesellschaft.

Binci Heeb