EcoHub AG: CEO Marcel Schradt im Interview mit thebroker.ch

2. August 2022 | Aktuell Interviews
EcoHub AG: CEO Marcel Schradt im Interview mit thebroker.ch
EcoHub AG: CEO Marcel Schradt im Interview mit thebroker.ch

Am 23. August lädt das Versicherungsbroker-Forum ein, sich über die neuesten Entwicklungen im Broker-Markt zu informieren. Marcel Schradt, der CEO der EcoHub AG wird dort auf einem Podium, über die Technologietrends der Zukunft im Broker-Markt sprechen. thebroker.ch stellt ihm im Vorfeld einige Fragen.

Herr Schradt, Sie sind anlässlich des Versicherungsbroker-Forums am 23. August eingeladen über Technologietrends der Zukunft im Broker-Markt zu sprechen. Welche Trends sehen Sie?

Die grossen Technologietrends sind aktuell sicher Machine Learning und Artificial Intelligence gefolgt von Predictive Analytics, dem Internet der Dinge und Chatbots. Diese Technologietrends beeinflussen sowohl den Versicherungs- wie auch den Brokermarkt. Dabei müssen wir daran denken, dass «ältere» Themen, wie eine möglichst grosse Automation und Dunkel-Verarbeitung ohne Medienbrüche, immer noch in der Phase der Umsetzung sind. Nun kommen neue Technologien hinzu, die eine veritable Schwemme an Daten mit sich bringen und so individuelle Kundenlösungen und komplett neue Versicherungsmodelle und -Lösungen ermöglichen. Diese müssen adaptiert werden und die digitalen Risiken im Bereich der Cyber Security und des Datenschutzes umgesetzt werden. Hier die richtigen Schwerpunkte zu setzen ist sicher eine der grössten Herausforderungen der Branche.

Welche Schwierigkeiten gilt es zu lösen?

In der Theorie klingt es immer sehr einfach, dass man die Branche digitalisiere. Die Praxis sieht oft ganz anders aus. Man muss sich auf Standards einigen, es müssen Schnittstellen und Prozesse definiert werden, die dann auch konsequent umgesetzt werden. So etwas geht nur, wenn es gemeinsam umgesetzt wird. Und das ist eine grosse Herausforderung. Es braucht viel Koordination zwischen Brokern, Versicherern und Serviceanbietern, bis eine End-to-End-Digitalisierung erreicht ist und einen Mehrwert generiert.

Wie sehr hinkt der Brokermarkt in Sachen Digitalisierung hinter dem Versicherungsmarkt hinterher?

Es gibt sicher Aufholbedarf, aber auch die Versicherer haben noch Luft nach oben. Beispielsweise im Vergleich zur Finanzbranche. Die Digitalisierung ist sehr Kosten- und Know How intensiv. Das erklärt, wieso Broker nicht über dieselbe IT Power verfügen wie grosse Versicherer. Darum ist es ungemein wichtig, Kräfte zu bündeln, um zahlbare Services und Lösungen zu entwickeln. Genau hier setzen die IG B2B und die EcoHub AG an.

Die IG B2B will künftig weitere Prozesse digitalisieren. Um welche handelt es sich?

Die IG B2B hat Stand heute bereits zehn Kernprozesse definiert. Weitere werden folgen. Aktuell arbeitet ein Expertenteam am Standard Offerte NL-PV (KTG, UVG, UVGZ). Weiter Offerten-Standards und der Vertragsregulierung werden folgen. Die Priorität und Reihenfolgen werden hier von der IG B2B auf das Marktbedürfnis abgestimmt werden.

Hat sich das Co-Präsidium aus Markus Lehmann und Patrick Germann bisher bewährt?

Ja absolut. Zum einen haben wir je einen Vertreter der Versicherer und Broker im Präsidium, womit wir auch in der strategischen Führung unserem Ziel, paritätisch für die Broker und Versicherungen einzustehen, gerecht werden. Zum anderen ist es auch eine Kapazitätsfragen. Gerade in den letzten Monaten hat unser Co-Präsidium sehr viel Zeit investiert. Da ist man froh, wenn die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden kann.

Vergangenen November sagten Sie, dass sich die IG B2B hin zu einem Service Provider befindet, welcher kundenorientiert und dynamisch agiere. Wie weit ist dieser Strukturwandel vorangeschritten?

Aus der IG B2B ist mit der EcoHub AG Anfang Juli ein Service Provider hervorgegangen. Mit diesem Setup von IG B2B und der EcoHub AG haben wir beides: einen marktorientierten und neutralen Verein für Versicherer und Broker, aber zugleich auch ein agiles und dynamisches Technologie-Unternehmen, welches die nötigen technologischen Lösungen erarbeitet.

Was macht EcoHub so einzigartig?

Mit EcoHub haben wir eine hochsichere Schweizer Plattform im Markt etabliert, die auf gemeinsamen Datenstandards basiert und die von nahezu allen Marktteilnehmern benutzt wird. Die Plattform ermöglicht allen Marktteilnehmern den schnellen und sicheren Austausch von Daten. Wir machen heute bereits über zehn Millionen Transaktionen pro Jahr über den EcoHub und werden zukünftig weitere Prozesse digitalisieren und den Benutzern so weiteren Mehrwert bieten können. Durch die Einbindung aktueller und neuer Software- und Lösungsanbieter, entsteht eine einmalige Plattform-Economy.

Vor zwei Jahren hat sich der Verband Schweizerischer Versicherungsbroker SIBA für eine strategische Zusammenarbeit mit der IG entschieden. Wie sieht diese heute aus?

Die SIBA, und wie im Übrigen auch die ACA, vereinen die wichtigsten Versicherungsbroker, welche den Brokermarkt Schweiz massgeblich prägen. Durch die strategische Zusammenarbeit fliessen so marktrelevante Informationen in beide Richtungen. Entsprechend macht uns diese Zusammenarbeit stärker und wir profitieren alle davon. 
Ist sie erfolgreich?

Ja, denn die Zusammenarbeit hat aufgezeigt, dass viele aktuelle Herausforderungen (Digitalisierung, Datenschutz, VAG Revision etc.), wenn sie gemeinsam und im aktiven Dialog mit unseren Mitgliedern angepackt werden, zielgerichteter und schneller im Sinne aller Marktteilnehmer umgesetzt werden können.

Momentan sind 1018 Broker, 24 Versicherungen und 24 Serviceanbieter Mitglieder von IG B2B. Wie viele Vollmitglieder gibt es?

Total haben wir 59 Vollmitglieder. 24 Versicherer, 23 Broker und 12 Serviceanbieter.

Wo denken Sie noch zu wachsen?

Wir haben einige Themen auf der Agenda. Als erstes gilt es die technische Integrationstiefe zu erhöhen. Bei 24 Versicherern, 10 Prozessstandards auf die neueste Version zu bringen. Damit legen wir eine gute Basis für alle zukünftigen Services.

Mit der neuen privatrechtlichen Struktur, einem deutlich grösseren Scope und einem breit abgestützten Aktionariat wird das Angebot, die Nutzung und die Weiterentwicklung der Plattform, laufend vorangetrieben. In der nächsten Entwicklungsphase ist der Aufbau einer offenen Community und der weitere Ausbau des Marktplatzes für Services Dritter vorgesehen. Damit legt die EcoHub AG die nötige Basis für die weitere Digitalisierung des Schweizer Versicherungs- und Brokermarktes.

Die Fragen hat Binci Heeb gestellt.

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